Borussia Dortmund hat sich souverän für das Achtelfinale des DFB-Pokals qualifiziert: Beim Zweitligisten FC St. Pauli setzte sich der BVB mit 3:0 (2:0) durch.

Vor 29.063 Zuschauern im Millerntor-Stadion machte Schwarzgelb vor allem in der ersten Halbzeit einen Klassenunterschied deutlich und kam durch Ciro Immobile (33.) und Marco Reus (44.) zum Torerfolg. In der zweiten Halbzeit schaltete die Borussia einen Gang zurück, ließ St. Pauli mehr ins Spiel kommen, brachte die Führung aber routiniert über die Zeit. Kagawa setzte vier Minuten vor dem Ende den Schlusspunkt.

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage:
Zum 13. Mal trat Borussia Dortmund beim FC St. Pauli an. Die Bilanz war bis dato mehr als positiv. Von den bisher zwölf am Millerntor absolvierten Begegnungen gewann der BVB sieben und ging nur drei Mal als Verlierer vom Platz. Die letzte Niederlage lag 25 Jahre zurück. Im November 1989 verlor der BVB mit 1:2. Zuletzt gab es am 25. September 2010 in der Bundesliga einen 3:1-Auswärtssieg am Millerntor. Kevin Großkreutz war zweifacher Torschütze, außerdem traf Shinji Kagawa.

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Ciro Immobile traf erstmals im DFB-Pokal. Der Italiener erzielte das 1:0 und bereitete das 2:0 durch Reus vor.

Personalien:
Mit sechs Änderungen im Vergleich zum Bundesligaspiel am Samstag gegen Hannover 96 ging die Borussia in die Partie. „Ein paar Jungs sind stark belastet“, hatte Klopp gesagt: „Wir können nicht alle jedes Mal durchjagen.“ Pierre-Emerick Aubameyang, der seit dem 13. September zwölf Spiele im Verein und in der Nationalelf bestritten hat, war wegen „Belastungserscheinungen“ ebenso in Dortmund geblieben wie Ilkay Gündogan, der zudem leichte Probleme im Adduktorenbereich hatte.

Mitch Langerak stand wie schon im Erstrundenspiel bei den Stuttgarter Kickers (3:1) anstelle von Roman Weidenfeller zwischen den Pfosten, Sokratis spielte im Gegensatz zur CL-Partie in Istanbul nicht auf der linken, sondern auf der rechten Abwehrseite und ersetzte dort Lukasz Piszczek. Sebastian Kehl löste Sven Bender ab. Shinji Kagawa und Kevin Großkreutz waren wieder mit dabei und liefen anstelle von Aubameyang und Gündogan auf. Im Sturmzentrum begann Ciro Immobile anstelle von Adrian Ramos.

Verletzungsbedingt nicht in Hamburg dabei waren Schmelzer (Mittelhandbruch), Blaszczykowski (Faserriss mit Sehnenbeteiligung), Kirch (Trainingsrückstand) und Sahin (Knie-OP). Bei den Gastgebern liefen erwartungsgemäß mit Florian Kringe, Lasse Sobiech und Christopher Nöthe drei ehemalige Dortmunder auf.

Taktik:
St.-Pauli-Trainer Meggle überraschte mit einer Maßnahme, die man auf Dortmunder Seite allerdings schon kannte – und zwar aus dem Spiel gegen den VfB Stuttgart, als in Didavi ein „Sechser“ als zweite Spitze aufgeboten war, um Borussias Aufbaubemühungen schon im Ansatz zu stören. Bei St. Pauli übernahm Ex-Borusse Kringe diese Aufgabe. Der BVB begegnete dem 4-4-2 der Hamburger aus einer kompakten 4-3-2-1-Grundordnung mit Mkhitaryan, Kehl und Großkreutz auf einer Linie vor der Viererkette, in der Sokratis dieses Mal rechts verteidigte. Reus (halblinks) und Kagawa (halbrechts) operierten direkt hinter Immobile und stießen immer wieder auch selbst in die torgefährlichen Räume vor.

Spielverlauf und Analyse:
Souverän, spielstark und konzentriert – so gab sich der BVB von der ersten Minute am Hamburger Millerntor. Die Hausherren, die der Borussia die Initiative überließen, waren in allen Belangen unterlegen. 59:41 Prozent Ballbesitz, 54:46 Prozent Zweikampfquote und 10:2 Torschüsse dokumentierten die Dortmunder Dominanz bereits zur Halbzeit.

In keiner Phase der Partie hatte man den Eindruck, als könne aus BVB-Sicht etwas anbrennen. Nach 45 Minuten musste sich das Team von Trainer Jürgen Klopp – wenn überhaupt – nur einen Vorwurf gefallen lassen. Und zwar, dass die Tore erst „relativ spät“ fielen.

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Zweikampf zwischen dem ehemaligen Dortmunder Florian Kringe und Henrikh Mkhitaryan.

Kagawa hätte bereits in der neunten Minuten mit dem Außenrist die 1:0-Führung besorgen können (Vorlage Reus), verzog aber. Nach einer Viertelstunde klärte St. Paulis Keeper Philipp Tschauner gegen Hummels (16.) genauso reaktionsschnell zur Ecke wie wenig später gegen den Aufsetzer von Mkhitaryan (22.). Pech hatte der BVB zudem, dass ein regulärer Treffer von Immobile (18.) nach Vorarbeit von Sokratis aufgrund einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht zählte.

Die längst überfällige Führung fiel dann nach einer guten halben Stunde, als der BVB St. Paulis Hintermannschaft dabei wie im Training ausspielte: Doppelpass zwischen Kagawa und Großkreutz, der Japaner legte im Sechzehner noch mal quer zu Immobile, und der Italiener erzielte aus sechs Metern sein erstes Tor im DFB-Pokal (33.)

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Vom Zweitligisten, der zwar mit Leidenschaft auftrat, aber im Spielaufbau meist nur auf lange Bälle vertraute, war bis zu diesem Zeitpunkt nichts zu sehen. Und doch hätte Sören Gonther (39.) für die Kiezkicker mit einem Kopfball aus fünf Metern beinahe den Ausgleich erzielt, Langerak rettete auf der Linie.

Reus vollstreckt eiskalt

Es war jedoch nur ein Strohfeuer, denn auch in der Folge spielte nur der BVB. Der starke Tschauner rettete aus kurzer Distanz erst mit dem Arm gegen Reus (42., Vorlage Mkhitaryan), eine Minute später zielte Durm (Vorlage Reus) aus 16 Metern knapp neben das Tor. Das 2:0 fiel dennoch, weil auf einmal Immobile frei auf dem linken Flügel durchstartete, an der Strafraumkante zu Reus zurücklegte, und der 25-Jährige eiskalt mit rechts ins lange Ecke vollstreckte (44.).

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Paulis Keeper Philipp Tschauner kommt vor BVB-Kapitän Mats Hummels an den Ball.

Nach dem Wechsel steigerte sich der FC St. Pauli, war mutiger und fand nun auch den Weg an und in den Dortmunder Strafraum. Kringes von Verhoek noch abgefälschter Schuss flog lediglich einen Meter am Tor vorbei (48.), kurz danach musste Langerak gegen Verhoek klären (49.). Von den Hausherren waren es Annäherungsversuche, richtig klare Aktionen waren jedoch Mangelware - übrigens auch auf Dortmunder Seite.

Denn der BVB tat sich nicht mehr so leicht. Die Borussia riskierte kaum noch etwas, war in den Zweikämpfen nicht mehr so konsequent und leistete sich den einen oder anderen Fehlpass. Bereits frühzeitig wirkte es so, als wolle Schwarzgelb das 2:0 verwalten und die Zeit einfach runterspielen. Gegen harmlose Paulianer war dies aber durchaus legitim. Jürgen Klopp nutzte die Situation, brachte Bender für Reus (65.) und nahm auch Mkhitaryan (78.) vorzeitig vom Feld. Für den Armenier kam Jojic. Der Fokus schien schon wieder auf die Bundesliga gerichtet, denn da geht's am Samstag zum Spitzenspiel nach München. Den Schlusspunkt setzte in der 86. Minute Kagawa, der einen Patzer von Tschauner eiskalt bestrafte.

Ausblick:
Bereits in 24 Stunden geht es weiter im DFB-Pokal, nämlich mit der Auslosung der Runde der letzten 16 Mannschaften. Die Paarungen des Achtelfinals werden gegen 23.45 Uhr, im Anschluss an die Partie zwischen dem Hamburger SV und dem FC Bayern München, im „ARD Sportschau Club“ ausgelost. Ausgetragen wird die Runde am 3. und 4. März 2015. In der Bundesliga reist der BVB am Samstag (18.30 Uhr) zum FC Bayern, in der UEFA Champions League trifft Schwarzgelb am kommenden Dienstag (20.45 Uhr) auf Galatasaray Istanbul.

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