Borussia Dortmund hat ein packendes, am Ende dramatisches Topspiel am Samstagabend mit 2:1 (1:0) beim VfL Wolfsburg gewonnen und den vor dem 15. Spieltag direkten Tabellennachbarn aus der Autostadt auf nun zehn Punkte distanzieren können. Shinji Kagawa konterte den späten Wolfsburger Ausgleich (91.) in der dritten Minute der Nachspielzeit und sorgte für schwarzgelbe Jubeltrauben.

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

Die mit 30.000 Zuschauern ausverkaufte Volkswagen Arena sah einen von der ersten Minute an hellwachen BVB, der Wolfburg zu Beginn hochgradig unter Druck setzte, aber eine halbe Stunde und eine ganze Reihe hochkarätiger Chancen brauchte, um durch Reus mehr als verdient in Führung zu gehen (32.). Nach der Pause kam Wolfsburg deutlich besser ins Spiel, hätte zwischen der 61. und 63. Minute mit drei dicken Möglichkeiten ausgleichen können. Bis zum Ende blieb es hochspannend, Wolfsburg drückte, Dortmund konterte. In der Schlussminute gab Schiedsrichter Stieler nach Kontakt zwischen Piszczek und Schürrle Elfmeter. Rodriguez verwandelte zum 1:1. Dann kam Kagawa und vollendete nach toller Kombination zum 2:1 in der dritten Minute der Nachspielzeit.

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Ausgangslage:
Der BVB reiste als Zweiter zum Dritten nach Wolfsburg und wollte den Vorsprung in der Tabelle auf zehn Punkte ausbauen. Die Bilanz gegen die Wölfe sprach bei 19 Siegen, elf Unentschieden und zehn Niederlagen für Schwarzgelb, wobei das letzte Duell im DFB-Pokalfinale im Mai jedoch mit 3:1 an Grün-Weiß ging. Erst zum zweiten Mal in dieser Saison traten die Westfalen im Bundesliga-Topspiel am Samstagabend an (zuletzt am 1. Spieltag beim 4:0-Sieg gegen M'gladbach).

Personalien:
Thomas Tuchel musste mit Hummels, Sokratis und Weigl (alle Infekt) auf drei angestammte Defensivkräfte verzichten. Auch Sahin und Durm (beide Trainingsrückstand) waren noch nicht einsatzbereit. Für Hummels und Sokratis spielten Bender und Subotic in der Innenverteidigung, Ginter übernahm Weigls Part im defensiven Mittelfeld. Bei den Wölfen fehlten Dante (gesperrt), Luiz Gustavo (Rückenprobleme) und Felipe (Aufbautraining).

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Mkhitaryan macht ein gutes Spiel, legt das 1:0 auf.

Taktik:
Borussia agierte in einer 4-2-3-1-Grundordnung mit Subotic und Bender im Abwehrzentrum sowie Piszczek und Schmelzer auf den Außenpositionen der Viererkette. Davor bildeten Gündogan auf der halbrechten Seite sowie Ginter die „Doppel-Sechs“. Sehr flexibel ging es in der Offensive zu: Die Außen Mkhitaryan (rechts) und Reus lösten sich häufig aus der Dreierreihe mit Castro und stießen zu Aubameyang in die Spitze. Die Wolfsburger stellten den Dortmundern eine 4-3-3-Grundordnung entgegen. Caligiuri, Guilavogui und Arnold bildeten das dreiköpfige Mittelfeld. Draxler und Schürrle, die auf den Außenpositionen mehrfach die Seiten wechselten, formierten mit Kruse im Zentrum den Angriffsblock.

Spielverlauf & Analyse:
Der BVB ließ dem Gegner zu Beginn keine Luft zum Atmen, stand extrem hoch, presste extrem früh, eroberte sich die Bälle häufig weit vor der Mittellinie und hätte bereits nach zehn Minuten und fünf dicken Chancen deutlich führen können. Sowohl Gündogans Freistoß (3.) als auch Benders Abschluss am kurzen Pfosten nach scharfer Hereingabe von Mkhitaryan (5.) klatschten aber an die Querlatte. VfL-Keeper Benaglio rettete außerdem gegen Piszczeks Kopfball (4.) und Castros Flanke (7.) in höchster Not, und Naldo bekam im allerletzten Moment vor dem Einschuss bereiten Aubameyang noch seinen Fuß in den Ball (9.).

Reus bleibt vor Benaglio eiskalt

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Reus freut sich nach seinem Führungstreffer.

Nachdem sie die stürmische Drangphase überstanden hatten, berappelten sich die Wölfe etwas, zunächst aber ohne für Torgefahr sorgen zu können. Die Schwarzgelben hingegen zogen sich etwas zurück, um nicht in einen überraschenden Konter zu laufen, strahlten bei eigenem Ballbesitz aber weiterhin große Gefahr aus und kamen nach etwas mehr als einer halben Stunde endlich zur Führung. Mkhitaryan spitzelte Guilavogui im Mittelfeld den Ball vom Fuß genau in den Lauf von Reus. Der blieb vor Benaglio eiskalt, umkurvte den Keeper und schob ins leere Tor zum 1:0 ein (32.). Wolfsburg kam in Durchgang eins nur ein einziges Mal so richtig gefährlich vor Bürkis Kasten: Mkhitaryan klärte einen Kopfball von Naldo aber auf der Linie (35.). Die BVB-Führung zur Halbzeit war mehr als hochverdient.

Die Wölfe bekamen nach dem Seitenwechsel dann deutlich mehr Zugriff auf das Spiel, konnten den BVB langsam etwas mehr unter Druck setzen. Dost sorgte nach 61 Minuten für Gefahr – und profitierte dabei von einem misslungenen Abwurf von Bürki, der genau im Fuß des Niederländers landete. Der BVB-Keeper bügelte seinen Fehler aber sofort aus, parierte erst stark gegen Dost, glänzte nur eine Minute später mit einer klasse Fußabwehr gegen Draxler und drehte wieder nur eine Minute später einen Knaller von Rodriguez mit dem Daumen so eben noch um den Pfosten.

Kagawa mit dem Lucky-Punch

In dieser Phase lag der Ausgleich in der Luft, doch die umformierte Defensive der Schwarzgelben hielt stand. Dennoch blieb es bis zum Ende hochspannend. Bender rutschte mit optimalem Timing in eine Hereingabe von Schürrle, der den freistehenden Dost bedienen wollte (73.), im direkten Gegenzug suchte Mkhitaryan Reus am langen Pfosten, der aber um Millimeter nicht an den Ball kam. Auch Aubameyang konnte den Ball nach Hereingabe des Armeniers nicht im Tor unterbringen (78.). Für Wolfsburg brachte Vierinha den Ball nochmal brandgefährlich aufs Gehäuse, Bender rettete abermals auf der Linie (81.). In der Schlussminute gab Schiedsrichter Stieler nach einem Kontakt von Piszczek gegen Schürrle im Strafraum Elfmeter. Rodriguez sicherte den Wölfen in sprichwörtlich letzter Sekunde vom Punkt das Remis (90.+1) - dachten alle! Doch dann kam Kagawa und schob den Ball nach Mkhitaryans Hereingabe genau 118 Sekunden nach dem Ausgleich aus kurzer Distanz zum 2:1-Sieg in den Kasten.

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Ausblick:
Noch zwei englische Wochen mit insgesamt fünf Spielen für den BVB bis zur Winterpause. Am Donnerstags geht's mit dem letzten Gruppenspiel in der UEFA Europa League gegen PAOK Saloniki los (Anstoß: 19:00 Uhr). Kommenden Sonntag (13.12., 17:30 Uhr) ist dann Eintracht Frankfurt in der Bundesliga in Dortmund zu Gast.

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