Im Morgengrauen war die erste Dienstreise zu einem Pflichtspiel der neuen Saison beendet. Um 3.31 Uhr bog der Mannschaftsbus, der das Team wegen des Nachtlandeverbotes in Dortmund aus Paderborn abholen musste, auf den Hof und entließ die Profis in die letzten Minuten der Nacht.

Bild
Thomas Tuchel

Trainer Thomas Tuchel nahm viele Eindrücke mit in den Schlaf – überwiegend positive, obwohl seine Mannschaft im Hinspiel der Europa-League-Qualifikation beim international unbeschriebenen Blatt Wolfsberger AC (auf Rang 234 der UEFA-Klubrangliste geführt) gegen Ende ins Wanken geraten war: „Ich bin sehr froh, dass wir das überstanden und mit der nötigen Leidenschaft und dem nötigen Glück verteidigt haben. Und dass wir nicht mehr den Schönheitspreis wollten, sondern zurückgebissen haben.“

Der BVB hätte das Spiel aufgrund erdrückender Überlegenheit bis zur 60. Minute deutlich gewinnen, in der Schlussphase aber auch noch aus der Hand geben können. „Manchmal können solche Siege, solche Erlebnisse, solche Widerstände, die es zu überwinden gilt, wichtiger sein, als wenn dir alles leicht von der Hand geht, ein schnelles Tor folgt und es 3:0 ausgeht“, so Tuchel, der einen „guten Schritt auf dem Weg zur absoluten Wettkampfhärte“ gesehen hatte: „Vier Tage nach einem Trainingslager ist ein kritischer Zeitpunkt für so ein Spiel.“ Er sprach von der Balance, die es zu finden gelte, zwischen „hoher Intensität im Training“ und einer „gewissen Frische“, die für ein Spiel wichtig sei. Der Trainer verwies darauf, dass Mats Hummels in den Testspielen als Einziger über die vollen 90 Minuten gegangen sei: „Das Höchste bei allen anderen waren 60.“

Dass das letzte Drittel an Wolfsberg ging, war also wenig überraschend, zumal der Platz tief war. „Da hat jede Drehung Energie gezogen. Das hat man unserem Spiel angemerkt“, führte Tuchel an und schob nach: „Das war nicht das erste Fußballspiel, in dem du zittern musst, wenn du es nicht vorzeitig entscheidest.“

Somit geht der BVB zwar mit Vorteilen ins Rückspiel am kommenden Donnerstag, doch entschieden ist dieses Duell noch nicht. Ebenso wie die Aufstellung im Wörtherseestadion „noch kein Fingerzeig“ gewesen sei, „wer vorne liegt, oder wer hinten dran ist“, wie Tuchel versicherte.

Bis zum Rückspiel sind es noch sieben Tage, in denen „wir ganz dringend am Abwehrverhalten bei Standardsituationen arbeiten müssen“, ließ der Coach durchblicken und gab seiner Mannschaft schon mal mit in die Nacht: „Aufmerksamkeit und Aggressivität bei ruhenden Bällen erhöhen!“
Boris Rupert