Es war schon im Februar das Comeback des Jahres. Nuri Sahin ist zurück. Nach 355 Tagen Zwangspause stand er gegen den FC Porto in der Startelf – und machte seine Sache außergewöhnlich gut.

In seinem 25. Europapokalspiel für den BVB gewann er 73% seiner Zweikämpfe, spielte die meisten Pässe aller Akteure in der gegnerischen Hälfte und wurde nach fast einer Stunde bei seiner Auswechselung mit großem Applaus von den Rängen verabschiedet.

„So zurückzukommen, ist nicht selbstverständlich“, sagte nach der Partie Marcel Schmelzer: „Nach einem Jahr so aufzutreten und das Spiel direkt in die Hand zu nehmen. Das ist schon erstaunlich.“

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Nuri Sahin und Thomas Tuchel

Nuri, wie war es, nach 355 Tagen Zwangspause endlich wieder auf dem Rasen zu stehen?
„Ich hatte eine lange Leidenszeit mit vielen Rückschlägen in der Reha. Für diesen Abend hat es sich aber gelohnt. Es war toll. Aufgrund der Rückschläge, die ich immer wieder verkraften musste, war ich fast ein Jahr auch nicht im Stadion, mir ging das einfach zu nahe, ich wollte das nicht an mich ranlassen. Diese Zeit hat mir negativ und positiv viel gegeben. Also ich dann auf dem Platz stand, war es toll. Es hat Spaß gemacht. Ich habe mir vorgenommen, es alles so gut es geht zu genießen.“

Wann hast Du von Deiner Nominierung erfahren?
„Erst am Spieltag selbst. Als ich zum Training gekommen bin, hatte ich noch nicht mal Sachen fürs Heimspiel dabei. Keinen Kulturbeutel. Nichts. Ich hatte Glück, dass meine Frau auf die Idee gekommen ist, meinen Koffer zu packen und in mein Auto zu legen. Alles war aber bereit, weil meine Frau einen Geistesblitz hatte, dass ich eventuell dabei sein könnte.“

Den Einsatz hast Du also nicht erwartet?
„Nein, für mich kam der Einsatz total überraschend. Aber das war auch das, was ich gebraucht habe. Nicht nachdenken, einfach rein. Es war toll.“

Deine Leistung gegen Porto war mehr als ordentlich…
„Wir hatten viel Ballbesitz. Das ist anders, als immer hinterherzulaufen. Das kam mir entgegen. Ich habe mich gut gefühlt. Ich hatte eine sehr, sehr lange Reha, wurde aber ordentlich von den Phyios rangenommen und stehe gut im Saft. Natürlich weiß ich nicht, wo ich genau stehe – nach einem Jahr ohne Elf gegen Elf. Aber es hat sich sehr gut angefühlt und war ein erster Schritt.“

Wie fällt Dein Fazit nach dem 2:0 gegen Porto aus?
„Wir haben einen Gegner dominiert, der normalerweise Achtel- oder Viertelfinale in der Champions League spielt. Mit zehn Punkten in der Gruppenphase auszuscheiden, passiert nicht jeder Mannschaft. Unser Trainer hat aber einen Plan aufgestellt, den haben wir super umgesetzt. Wir haben hochverdient gewonnen, vielleicht hätten wir noch ein Tor mehr schießen können.“

Wie beurteilst Du die Ausgangslage vor dem Rückspiel?
„Porto hat nichts mehr zu verlieren. Porto wird versuchen, ein frühes Tor zu erzielen. Dagegen müssen wir ankämpfen. Wenn wir so spielen wie heute, werden wir weiterkommen.“
Aufgezeichnet von Felix Ulrich