„Ich freue mich riesig auf diesen klangvollen Namen und habe seit meiner Jugend Erinnerungen an diese große Mannschaft“, sagt Thomas Tuchel vor dem Duell mit dem FC Porto: „Ich freue mich, dass wir auf diesem hohen Niveau abgefordert werden, und ich freue mich auf zwei intensive, zwei knappe Matches.“ Auch für Marcel Schmelzer ist das Spiel ein Date mit der eigenen Vergangenheit.

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Borussia Dortmund trifft auf eine „kompakte und individuell sehr starke Mannschaft, die die europäische Bühne nutzt, um ihren besten Fußball zu spielen“, äußert Tuchel über den prominenten Kontrahenten: „Sie dominiert gemeinsam mit Benfica und Sporting ihre Liga und beweist seit Jahren, dass sie zu den Besten in Europa gehört.“

Porto ist als Gruppendritter – allerdings als bester Gruppendritter! – aus der Königsklasse abgestiegen in die UEFA Europa League und zählt zu den Mitfavoriten auf den Titel. „Wir haben es uns in der Gruppenphase eingebrockt, dass wir jetzt schon auf Porto treffen“, weiß Marcel Schmelzer: „Jetzt haben wir es mit einem Gegner zu tun, der die Europa League gewinnen kann. Aber das muss kein Nachteil sein.“

Nicht nur die Abwehr mit den zweitwenigsten Gegentoren in Portugal (15 in 22 Partien) wird die Schwarzgelben vor Probleme stellen, „auch die Offensive ist nicht zu unterschätzen“, warnt Schmelzer: „Porto ist eine Mannschaft, die normalerweise in der Champions League überwintert. Wir wollen versuchen, es im Kollektiv zu lösen. Es ist schwer auf diesem Niveau, Offensivleute allein aus dem Spiel zu nehmen.“

Portugals Tabellendritter hat in 2016 zwar eine eher durchwachsene Bilanz (sechs Siege, ein Remis, drei Niederlagen) hingelegt, feierte zuletzt aber drei Auswärtssiege in Serie in Meisterschaft und Pokal, darunter am Freitag ein 2:1 beim Tabellenzweiten Benfica Lissabon, das den FC Porto bei nur noch drei Punkten Rückstand wieder auf die Vizemeisterschaft schielen lässt.

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Doch auch bei den Borussen läuft es noch nicht ganz so flüssig wie in der Hinrunde. „Es ist uns wichtig, in jedem Spiel den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Wir haben das schon häufig besser gemacht – hoffentlich gelingt uns dies gegen Porto“, äußerte Ilkay Gündogan nach dem zähen Sieg am Samstag gegen Hannover. Doch Marco Reus beruhigt: „Wir haben da nicht den Fußball gespielt, den wir uns vorstellen. Ich bin mir sicher, dass wir mit den Köpfen am Donnerstag wieder voll da sind.“

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Borussia muss vorlegen im Hinspiel. „Aber das hat keinen Einfluss auf die Herangehensweise. Es wäre fatal, darauf zu taktieren. Wir dürfen nicht den Fehler machen, eine Vorentscheidung erzwingen zu wollen“, mahnt Thomas Tuchel: „Wir haben 180 Minuten Zeit, um uns durchzusetzen.“

15 Mal legte der BVB bislang im Hinspiel einen Heimsieg vor; nur einmal reichte dieser nicht zum Weiterkommen. Allerdings schlug dieses Spiel auch völlig aus der Art und ist daher die Ausnahme, die die Regel an sich bestätigt: Am 25. November 25.11.1987 war sogar ein 3:0 gegen den FC Brügge zu wenig (Rückspiel 0:5 n.V.).

Wichtig sei es, mit Eintritt in die K.o.-Phase „die richtige Einstellung zu diesem Wettbewerb zu finden“, fordert Thomas Tuchel. Ähnlich formuliert es Roman Weidenfeller, der statt Worten lieber Taten sehen will auf dem Rasen: „In diesem mittlerweile stark besetzten Teilnehmerfeld sollten wir nicht heute schon davon sprechen, dass wir ins Endspiel nach Basel wollen.“ Weidenfeller gehört zu jenen Spielern, deren Einsatz wegen eines Infekts hochgradig gefährdet ist. Auch Ilkay Gündogan und Nuri Sahin sind betroffen. Pierre-Emerick Aubameyang ist dagegen wieder fit.

Spielen wird auch Marcel Schmelzer. Und dessen Blick aufs Tor der Portugiesen ist von der Erinnerung begleitet. Gegen Iker Casillas erzielte er sein bislang einziges Tor im Europapokal (im Oktober 2012 beim 2:1 gegen Real Madrid). Schmelzer schmunzelnd: „Ich werde alles versuchen, gegen ihn wieder ein Tor zu schießen...“
Boris Rupert