Borussia Dortmund hat sich schnell von der dramatischen Niederlage in Liverpool vor drei Tagen erholt, den Hamburger SV am 30. Spieltag der Fußball-Bundeslga souverän mit 3:0 (2:0) besiegt und so frisches Selbstvertrauen für das Halbfinale im DFB-Pokal am Mittwoch in Berlin getankt.

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

81.359 Zuschauer im ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK sahen in der ersten Halbzeit eine ausgeglichene, aber relativ tempoarme Partie mit den zunächst besseren Chancen für den HSV. Christian Pulisic brachte den BVB nach 38 Minuten in Führung, Adrian Ramos erhöhte noch vor der Pause auf 2:0 (44.). Nach dem Seitenwechsel kassierte erst René Adler nach Foul an Shinji Kagawa die Rote Karte (52.), dann verletzte sich Albin Ekdal (75.), und der HSV konnte nicht mehr wechseln. Mit zwei Mann weniger stellte sich Hamburg komplett hinten rein. Ramos staubte vier Minuten vor Schluss zum verdienten 3:0 ab.

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Ausgangslage:
Gegen den BVB waren die Hanseaten seit vier Spielen ohne Niederlage (drei Siege, ein Remis) – gegen keinen anderen aktuellen Erstligisten war der „Dino“ länger ungeschlagen.  In der Hinrunde fügte Hamburg den Schwarzgelben beim 3:1 eine von bisher nur drei Pleiten in dieser Saison zu. Das wollte die Mannschaft von Thomas Tuchel vergessen machen.

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Pulisic (l.) und Passlack standen erstmals bei den Profis gemeinsam in der Startelf.

Personalien:
Subotic (Thrombose im Arm) und Durm (Kniebeschwerden) waren nicht einsatzbereit, außerdem standen Mkhitaryan, Piszczek und Reus aus Gründen der Belastungssteuerung nicht im Kader. Im Vergleich zum Spiel in Liverpool nahm der BVB-Coach acht Veränderungen vor: Lediglich Hummels, Kagawa und Castro verblieben in der Startelf, unter anderem die Youngsters Passlack und Pulisic kamen neu ins Team. Beim HSV fehlten Jung (Rücken), Hunt (Knie), Drmic (Knorpelschaden) und Olic (Faszienriss).

Taktik:
Borussia Dortmund ging in einer 4-3-3-Grundordnung ins Spiel. Die linke Seite besetzten die 17 Jahre jungen Passlack (defensiv) und Pulisic (offensiv). Im Aufbau orientierten sich die Außenverteidiger weit nach vorn, die Außenstürmer Pulisic und Castro rückten ein, so dass aus dem 4-3-3 ein 3-2-5 wurde. Der HSV spielte im 4-2-3-1, formierte sich gegen den Ball im 4-3-3: Müller, Holtby und der dann nach links ausweichende Lasogga störten den BVB früh im Aufbau. Nach dem Seitenwechsel agierte der BVB überwiegend mit einer Dreierkette Bender, Hummels, Ginter und zog Passlack von der linken Abwehrseite ins rechte Mittelfeld.

Spielverlauf & Analyse:
Beide Teams brauchten ein bisschen, um richtig in die Partie zu finden. Der HSV ließ den BVB das Spiel machen und versuchte, aus einer kompakten Defensive heraus gezielt Impulse nach vorne zu setzen, bei Ballgewinn schnell vor das gegnerische Tor zu kommen. So zum Beispiel nach 14 Minuten, als Müller aus gut 20 Metern abzog, oder auch nach 17 Minuten, als Lasogga mit einem schönen Heber Ilicevic sieben Meter vor dem Tor bediente, der per Kopf zum Abschluss kam. Beide Versuche strichen knapp links am Pfosten vorbei. Für den BVB kam Pulisic erstmals nach 21 Minuten gefährlich zum Schuss, wurde aber zur Ecke abgeblockt.

Bei sonnigem Wetter in Dortmund war das Tempo der Partie auch im Anschluss eher überschaubar. Sobald eine der beiden Mannschaften aber ein bisschen Geschwindigkeit aufs Feld bekam, wurde es gefährlich. Für die Rothosen profitierte Schipplock von einer Unkonzentriertheit eines Borussen und brach von links frei in den Strafraum – Hummels rettete mit einer perfekten Grätsche im allerletzten Moment am Fünfmeterraum (37.).

Erstes Bundesliga-Tor für Pulisic

Borussia Dortmund hingegen blieb ruhig, wartete geduldig auf Chancen und stellte binnen sechs Minuten noch vor der Pause die Weichen auf Sieg. Erst passte Kagawa nach einer kurz ausgeführten Ecke an die Strafraumkante zu Hummels. Der ließ für Pulisic zwölf Meter vor dem Tor abtropfen, und der 17-Jährige hämmerte den Ball trocken an zwei Hamburgern vorbei zum 1:0 ins kurze Eck, erzielte sein erstes Bundesliga-Tor. Dann gewann Sahin einen Zweikampf im Mittelfeld und schickte Ramos über links auf die Reise. Der Kolumbianer tanzte am Strafraum Cleber aus und schlenzte den Ball aus elf Metern unhaltbar ins lange Eck (44.). Eine beruhigende 2:0-Führung für Schwarzgelb zur Halbzeit.

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Pulisic bejubelt seinen Treffer zum 1:0.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs stand Schiedsrichter Fritz dann gleich zweimal im Mittelpunkt. Erst wurde Passlack rechts im Strafraum von Holtby zu Fall gebracht (46.). Fritz entschied auf Eckball statt auf Strafstoß. Dann holte HSV-Keeper Adler Kagawa, der schön von Ramos freigespielt worden war, 17 Meter vor dem Tor von den Beinen. Hier blieb dem Unparteiischen keine andere Wahl, als Adler mit glatt Rot vorzeitig unter die Dusche zu schicken (52.).

HSV nur noch mit neun Mann

Zu allem Überfluss verletzte sich nach 75 Minuten auch noch Ekdal, da war das Wechselkontigent von Bruno Labbadia aber schon ausgeschöpft, weil auch Lasogga bereits vor der Pause verletzt vom Platz musste. Mit zwei Mann weniger verbarrikadierte sich der Hamburger SV bis zum Ende am eigenen Strafraum und war nur noch auf Schadensbegrenzung aus. Der BVB setzte mit der Führung im Rücken auch nicht mehr alles auf eine Karte. Ramos traf aus spitzem Winkel das Außennetz (61.), köpfte aus sechs Metern über das Tor (85.) und staubte dann, nachdem Drobny einen Schuss von Kagawa entschärft hatte, aus kurzer Distanz zum 3:0-Endstand ab (86.). Spahic verhinderte außerdem mit einer Rettungstat kurz vor der Linie das 4:0 (88.), auch Drobny zeichnete sich nochmal gegen Aubameyang aus (90.).

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Ausblick:
Am Mittwoch (20:30 Uhr) will der BVB durch einen Sieg gegen Hertha BSC im Berliner Olympiastadion ins DFB-Pokalfinale einziehen und sich so die Chance auf einen Titel in dieser Saison erhalten. Kommenden Samstag (23.4., 15:30 Uhr) ist man dann in der Bundesliga beim VfB Stuttgart zu Gast.

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