6:0 gegen Warschau, 6:0 gegen Darmstadt: Borussia Dortmund hat die Mitte des Monats September genutzt, um endgültig in dieser Saison anzukommen. Nach den zwei Kantersiegen binnen vier Tagen, die die 0:1-Schlappe in Leipzig vor einer Woche vergessen ließen, kann der BVB mit breiter Brust in die anstehenden Aufgaben gehen. Das getankte Selbstvertrauen ist nötig, denn in den nächsten zwei Wochen warten vier harte Gegner.

„Klar: Warschau und Darmstadt genügen eigentlich nicht den allerhöchsten Ansprüchen“, analysierte Sebastian Rode die Situation am Samstagabend im Bauch des SIGNAL IDUNA PARKS, stellte aber auch fest: „Trotzdem muss man auch gegen die beiden Teams erstmal sechs Tore schießen.“ Damit hat er durchaus recht, denn gerade das Spiel gegen Darmstadt hat gezeigt, dass die Schwarzgelben dazu in der Lage sind, auch einen extrem tief stehenden, mit neun Mann verteidigenden Gegner, höchst erfolgreich zu bespielen.

Jugend forscht in der Offensive

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Youngster: Christian Pulisic (r.) und Felix Passlack

„Gegen eine Grundordnung mit Fünferkette und Viererkette davor zu spielen, ist wahrscheinlich das Schwerste, was es gibt“, sagte Thomas Tuchel. „Um da vor das Tor zu gelangen, braucht man immer eine gute Mischung aus Spielgeschwindigkeit und Geduld.“ Seine Mannschaft praktizierte dies gegen die Lilien mit Bravour – und das obwohl in der Startelf Top-Offensivakteure wie Aubameyang und Götze (aus belastungstechnischen Gründen) sowie Reus und Schürrle (verletzungsbedingt) fehlten. Die junge Garde um Raphael Guerreiro, Ousmane Dembélé, Christian Pulisic und Emre Mor zeigte, wie gut Borussia Dortmund auch in der Breite besetzt ist.

Guerreiro versetzte die Hintermannschaft der Gäste gemeinsam mit Adrian Ramos ein ums andere Mal in Angst und Schrecken, Pulisic krönte seine Gala-Vorstellung einen Tag vor seinem 18. Geburtstag mit zwei Vorlagen und einem Tor, auch Dembélé wirbelt auf der Außenbahn, glänzte als Vorbereiter und der eingewechselte Mor erzielte als Joker in seinem ersten Bundesliga-Spiel gleich sein erstes Tor. „Ein unglaubliches Gefühl und ein perfekter Tag“, brachte der Youngster seine Gefühlswelt nach dem Spiel auf den Punkt.

„Die Mischung macht’s“

Aber nicht nur die jungen Spieler, auch die erfahrenen Akteure trumpften am Samstag im SIGNAL IDUNA PARK auf. Besonders Gonzalo Castro, der im Mittelfeld die Strippen zog und seine Leistung mit zwei Toren vergoldete, rückte in den Fokus. Ebenso Sebastian Rode, der es Castro nachmachte, und sein erstes Pflichtspieltor für den BVB mit der Hacke erzielte. „Die Mischung macht es am Ende“, sagte Thomas Tuchel zur Mixtur als erfahrenen und jungen Spielern, die gegen Darmstadt auf dem Platz standen. Die erfahrenen Spieler bereiten den jungen „eine Top-Grundlage, um so frei spielen zu können“, erklärte der BVB-Coach.

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Takt hochalten und Ansprüche hochdrücken

„Gegen Warschau und Darmstadt waren wir zweimal deutlich in der Favoritenrollen“, so Tuchel weiter. „Aus dieser Rolle haben wir auf jeden Fall das Optimum herausgeholt. Es sei aber noch zu früh, ein Fazit zu ziehen. „Wir werden weiter abgeprüft und sind gut beraten, den Takt hochzuhalten, unsere Ansprüche hochzudrücken und daran anzuknüpfen.“ Darum geht es schon am Dienstag, wenn der BVB beim VfL Wolfsburg zu Gast ist. Es folgen die Duelle mit dem SC Freiburg, Real Madrid und Bayer Leverkusen. Vier Spiele, von denen die Duelle mit Wolfsburg und Leverkusen, vor allem aber das mit Madrid zu echten Gradmessern werden könnten, ehe es in die nächste Länderspielpause geht. Spätestens dann könnte Borussia Dortmund wissen, wo die Reise bis zum Saisonende hinführen kann.
Dennis-Julian Gottschlich