Nach den kräftezehrenden Wochen im September musste sich Borussia Dortmund am 6. Spieltag der Fußball-Bundesliga bei Bayer Leverkusen mit 0:2 (0:1) geschlagen geben.

Vor 30.210 Zuschauern in der ausverkauften BayArena beherrschten die Schwarzgelben zwar die Partie, konnten aus ihrer Feldüberlegenheit aber kein Kapital schlagen. Stattdessen brachte Mehmedi die Werkself nach einer Ecke bereits nach zehn Minuten per Kopf in Führung. Vorausgegangen war ein zumindest fragwürdiger Schubser gegen Weigl, der aber ungeahndet blieb. Der BVB rannte dem Rückstand gegen clever verteidigende Leverkusener danach über die gesamte Spielzeit hinterher, ohne die eine, ganze dicke Chance zum Ausgleich herauszuspielen. Am Ende machte Chicharito den Sack für die Gastgeber nach einem schnellen Konter zu (79.).

Aus Leverkusen berichtet Dennis-Julian Gottschlich

Ausgangslage:
Als Borussia Dortmund die BayArena das letzte Mal als Verlierer verließ, hieß der Trainer noch Thomas Doll. An jenem 19. Mai 2007 spielte Schwarzgelb noch um die UI-Cup-Teilnahme. Stefan Kießling und Simon Rolfes trafen für Bayer, lediglich Ebi Smolarek für Borussia. Seitdem gab es vier Auswärtssiege und fünf Unentschieden für den BVB in Leverkusen. „Es wird nochmal eine harte Aufgabe, der wir uns zum Ende einer intensiven Periode zu stellen haben“, meinte Thomas Tuchel vor dem Spiel. Trotzdem forderte er von seiner Mannschaft, „hungrig“ zu sein, und die „Lust zu haben, sich körperlicher zu verausgaben“.

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Chicharito und Weigl im Luftduell.

Personalien:
Bartra (Adduktorenbeschwerden), Bender (Knöchelverletzung), Durm (Knie-OP), Ramos (Adduktorenbeschwerden), Reus (Schambeinentzündung), Schürrle (Innenbanddehnung) und Subotic (Aufbautraining nach Brust-OP) waren nicht mit an den Rhein gefahren. Thomas Tuchel rotierte nach dem Champions-League-Spiel gegen Real Madrid auf zwei Positionen: Pulisic und Rode starteten für Schmelzer und Götze. Leverkusen fehlten Bellarabi (OP nach Sehnenverletzung), Pohjanpalo (Mittelfußbruch) und Yurchenko (Wadenbeinbruch).

Taktik:
Thomas Tuchel ließ seine Mannschaft in einer offensiven 3-2-2-3-Grundordnung starten. Piszczek, Sokratis und Ginter bildeten den Abwehrriegel, der gegen den Ball vom zurückrückenden Guerreiro verstärkt wurde. In der Offensive kamen Dembélé und Pulisic über die Außen, Aubameyang wirbelte im Zentrum. Etwa nach einer Viertelstunde stellte der BVB dann aber um und agierte in der seit Saisonbeginn erprobten 4-1-4-1-Formation. Leverkusen stellte dem mit dem Ball ein klassisches 4-2-3-1 entgegen, gegen den Ball formierte sich die Werkself in ein 4-4-2 um.

Spielverlauf & Analyse:
Die Gastgeber starteten sehr engagiert in die Partie und wussten es von Beginn an zu verstehen, die Hintermannschaft des BVB durch blitzschnelle Konter zu beschäftigen. Schon nach drei Minuten segelte ein Calhanoglu-Freistoß knapp links am Tor vorbei, wenig später kam Chicharito aus sechs Metern frei zum Kopfball, den Bürki zur ersten Ecke des Spiels parieren konnte. Diese segelte hoch an den Fünfer, wo Weigl von Mehmedi ein Schubser bekam und ausrutschte. Schiedsrichter Manuel Gräfe ließ die Situation aber weiterlaufen, so dass Mehmedi unbedrängt und unhaltbar links ins Netz einnicken konnte (10.).

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Mehmedi trifft mit diesem Kopfball früh zur Führung für Leverkusen.

Borussia hatte auch nach dem Gegentor Probleme, so richtig in die Partie zu finden, konnte mit gut 70 Prozent des Ballbesitzes nur wenig anfangen – auch weil Leverkusen immer wieder sehr früh störte, so ein geordnetes Aufbauspiel unterband und die BVB-Spieler zu Fehlern im Passspiel zwang. Nach 20 Minuten schickte Piszczek Aubameyang steil, der scheiterte aber an Leno. Auf der anderen Seite zimmerte Kampl die Kugel aus 18 Metern knapp oben rechts vorbei (32.). Kurz vor der Pause verzogen außerdem erst Dembélé (45.) und dann Guerreiro aus der Distanz (45.+1).

Dem BVB läuft die Zeit davon...

Nach dem Seitenwechsel zeigte sich zunächst ein ähnliches Bild: Borussia Dortmund machte das Spiel, fand aber nur selten die Lücken in der Hintermannschaft von Bayer 04. Die Gastgeber hingegen beschränkten sich auch weiterhin aufs Kontern – und strahlten nach gut fünf Minuten im zweiten Durchgang erstmals Gefahr aus. Kampls Schuss aus 20 Metern hatte Bürki aber sicher (50.). Fast im direkten Gegenzug versuchte es Aubameyang von halblinks, blieb aber an Toprak hängen. Kurz darauf bediente der eingewechselte Schmelzer im Strafraum Rode, der die Schusschance verstreichen ließ und für Aubameyang durchlassen wollte. Tah ging rechtzeitig dazwischen (60.).

...und Chicharito macht den Deckel drauf

Die Schwarzgelben zogen im weiteren Spielverlauf die Zügel immer weiter an, standen teilweise mit zehn Mann um den Leverkusener Strafraum versammelt, es schien ihnen aber ein bisschen die Zeit wegzurennen. Thomas Tuchel brachte mit Mor und Kagawa weitere Offensivpower aufs Feld, immer wieder scheiterten die Borussen aber am letzten Pass oder der entscheidenden Flanke, die die gut verteidigende Werkself zu verhindern wusste. Ebenso stemmte sich Leno dem Ausgleich entgegen, der wie gegen Mor (65.) oder Aubameyang (73.) klasse parierte.

Auf der anderen Seite erhielt Bürki gegen Chicharito dem BVB zwar die Chance auf Punkte (73.), kurze Zeit später spielten die Rheinländer dann aber einen Konter über Calhanoglu auf links sauber zu Ende. In der Mitte schob Chicharito ein und machte den Deckel drauf (79.) - auch weil Aubameyang kurz vor dem Ende von Tah am sicheren Anschlusstreffer gehindert wurde (85.). Volland hätte für Leverkusen gar das 3:0 erzielen können, scheiterte aber an Bürki (87.).

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Ausblick:
Nach acht Spielen in fünf Wochen hat Borussia Dortmund nun 13 Tage Länderspielpause. Weiter geht es am Freitag, 14. Oktober, um 20:30 Uhr mit dem Bundesliga-Heimspiel gegen Hertha BSC.

Teams & Tore