Borussia Dortmund ist auch im 25. aufeinanderfolgenden Bundesliga-Heimspiel ungeschlagen geblieben und hat dadurch einen neuen Vereinsrekord aufgestellt: Unter Flutlicht trennte sich der BVB nach einer turbulenten Partie von Hertha BSC mit 1:1 (0:0).

Vor 80.800 Zuschauern im Signal Iduna Park hatte Valentin Stocker die Gäste in Führung gebracht (51.), Aubameyang glich, nachdem er zuvor einen Elfmeter verschossen hatte, in der 80. Minute aus. In der Schlussphase sahen Emre Mor (84.) und Valentin Stocker (90.) die Rote Karte. Beim Dortmunder war der Platzverweis sehr strittig.

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage
Hertha schaffte mit vier Siegen, einem Unentschieden und nur einer Niederlage den besten Start seit 46 Jahren und belegte Rang zwei. Borussia war mit zwölf Punkten Dritter und seit vier Pflichtspielen gegen die Berliner ungeschlagen – in diesen vier Partien (drei Siege, ein Remis) gab es nur ein Gegentor. Thomas Tuchel warnte vor der Partie: „Ich erwarte eine sehr kompakte und taktisch extrem disziplinierte Hertha. Es ist unglaublich schwierig, gegen diesen Gegner Torchancen herauszuspielen. Wir werden Hartnäckigkeit und hohes Tempo benötigen, um das Spiel auf unsere Seite zu ziehen.“ Der BVB konnte mit einem Sieg oder einem Unentschieden einen Rekord aufstellen: Nie zuvor blieb Borussia Dortmund in 25 aufeinanderfolgenden Bundesliga-Heimspielen ungeschlagen! Die alte Bestmarke von 24 Spielen datiert vom Zeitraum zwischen dem 3. November 2001 und 15. März 2003.

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Mikel Merino feierte gegen die Hertha sein Bundesliga-Debüt.

Personalien
Beim BVB stand der Spanier Mikel Merino in der Startelf und feierte als Innenverteidiger an der Seite von Matthias Ginter sein Bundesliga-Debüt. Im Vergleich zum Auftritt in Leverkusen (0:2) gab es (notgedrungen) fünf Änderungen: Neben Merino spielten auch Götze, Mor, Passlack und Schmelzer von Beginn an. Castro (Faserriss), Dembele (Knöchel, angeschlagen auf der Bank), Guerreiro (Faserriss), Piszczek (Knie) und Sokratis (Zerrung) mussten weichen. Ebenfalls nicht dabei waren Schürrle (Innenbanddehnung), Bender (Knochenmarködem), Reus, Subotic (beide Aufbautraining), Ramos (muskuläre Beschwerden) und Durm (Knie-OP). Bei der Hertha tauschte Trainer Pal Dardei einmal: Brooks lief für den verletzten Lustenberger (Beckenprellung) auf.

Taktik
Thomas Tuchel reizte die Coachingzone bis zum Limit aus; eifrig gestikulierend und korrigierend an der Seitenlinie versuchte er, die Reihen zu ordnen und der Mannschaft Lauf- und Passwege anzuzeigen. Diese agierte in einer 4-2-3-1-Grundordnung mit Rode als „Zwischenspieler“. Tief in der eigenen Hälfte, noch hinter Weigl, forderte und holte er die Bälle, rückte dann auf ins offensive Mittelfeld zu Pulisic, Götze sowie Mor und bot sich immer wieder als zusätzliche Anspielstation an. Hertha agierte ebenfalls in einem 4-2-3-1, interpretierte dies jedoch wie erwartet immens defensiv, gegen den Ball mit zwei eng gestaffelten Vierer-Reihen und zwei aggressiv störenden „Offensiv-Verteidigern“, meist Ibisevic und Haraguchi.

Spielverlauf und Analyse
Thomas Tuchels Einschätzung im Vorfeld der Partie sollte sich bestätigen: Der BVB war zwar gegen die Hertha in den ersten 45 Minuten spielbestimmend, verzeichnete 73 Prozent Ballbesitz, kam auf eine Passquote von 87 Prozent, gefährlich vor das gegnerische Tor kamen die Borussen aber nicht. Es fehlten die Ideen, die Präzision die Berliner Mauer zu überwinden. 20 Meter vor dem Kasten kam Schwarzgelb einfach nicht mehr weiter. In einer intensiv geführten Partie (8:10 Fouls) fehlten in Halbzeit eins bei 2:5 Torschüssen daher auch die Chancen.

Esswein hatte für die Gäste von der Spree sogar die beste Gelegenheit, sein Schuss aus 17 Metern strich jedoch knapp über die Querlatte. Beim BVB brach Pulisic auf der rechten Seite einmal durch, sein Pass in die Mitte fand aber keinen Dortmunder Abnehmer (20.). Mehr war nicht in der ersten Hälfte...

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Mario Götze wurde nach einer Stunde ausgewechselt.

Nach dem Wechsel begann Schwarzgelb schwungvoll - und kam endlich auch zum Torabschluss. Mor (47.) mit einem Linksschuss zielte zu ungenau, Ginter traf den Ball per Kopf nicht richtig (50.) - immerhin. Den ersten Schuss aufs Berliner Tor gab Schmelzer ab, als er aus 22 Metern einfach mal draufhielt und Herthas Keeper Jarstein zu einer Parade zwang (62.). Zu diesem Zeitpunkt waren Kagawa und Dembelé bereits neu für Rode und Götze in die Partie gekommen, weil das Offensivspiel lahmte. Und die Gäste führten.

Stocker (51.) hatte die Gäste - unbedrängt von Merino - mit seinem zweiten Saisontor in Führung gebracht und die sehenswerte Vorarbeit von Ibisevic vollendet. Der Bosnier hatte sich nach einem Einwurf von Weiser gegen Ginter und Götze durchgesetzt, den Ball per Hacke in den Lauf von Stocker gespielt.

Aubameyang trifft Pfosten und verschießt Elfer

In der 65. und 67. Minute hatte Aubameyang den Ausgleich gleich zwei Mal auf dem Fuß. Zunächst scheiterte der Gabuner aus fünf Metern, weil er die Flanke von Mor nicht richtig unter Kontrolle bekam, dann tauchte er nach Dembelés Pass frei vor Jarstein auf, lupfte, Herthas Schlussmann parierte jedoch, so dass sich das Leder an den rechten Pfosten senkte. Zehn Minuten später rückte erneut das Duell Aubameyang gegen Jarstein in den Fokus: Diesmal scheiterte „Auba“ vom Elfmeterpunkt am Norweger, der rechtzeitig im rechten, unteren Toreck abgetaucht war. Haraguchi hatte zuvor den Ball bei einem Kagawa-Schuss an die Hand bekommen (75.).

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Felix Passlack lief diesmal als rechter Außenverteidiger auf.

Der BVB und Aubameyang steckten jedoch auch diesen Nackenschlag weg, weiter ging es nach vorne - und mit dem 13. Torschuss klingelte es endlich im Hertha-Tor. Merino hatte Dembelé links in den Strafraum geschickt, und Aubameyang am langen Pfosten den Ball über die Linie gedrückt (80.).

Dann rückte Schiedsrichter Patrick Ittrich in den Fokus, als er einen Schubser von Mor gegen Langkamp, der ihn vorher sekundenlang gehalten hatte, mit Rot bestrafte (84.). sky-Experte Dr. Markus Merk sprach von einer „harten, aber dem Regelwerk entsprechend vertretbaren Entscheidung“.

Auch Herthas Stocker sieht Rot

In der 90. Minute waren jedoch auch die Berliner dezimiert: Das Einsteigen von Stocker mit beiden Beinen gegen Ginter war dunkelrot... In der Verlängerung blieben dem BVB noch drei Minuten, die Partie zu drehen, am Ende trennten sich die vor dieser Begegnung eigentlich fairsten Mannschaften 1:1.

Ausblick
Für den BVB geht es bereits am Dienstag in der UEFA Champions League weiter: Gegner ist auswärts Sporting Lissabon (20.45 Uhr). Am Samstag reist Schwarzgelb dann zum FC Ingolstadt (15.30 Uhr). Das nächste Heimspiel findet am 26. Oktober (20.45 Uhr) im DFB-Pokal gegen den 1. FC Union Berlin statt.

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