Borussia Dortmund hat zum ersten Mal seit Januar 2012 im Hamburger Volksparkstadion gewonnen - und wie! Gegen den HSV holte der BVB am 10. Spieltag der Fußball-Bundesliga einen mehr als verdienten 5:2 (3:0)-Erfolg und befreite sich damit vor der Länderspielpause aus dem kleinen Loch der vergangenen Wochen. Zum Spieler des Spiels avancierte Aubameyang mit vier Toren und einem lupenreinen Hattrick.

57.000 Zuschauer in der ausverkauften Hamburger Arena sangen vor dem Spiel geschlossen ein Ständchen für HSV-Legende und DFB-Ehrenspielführer Uwe Seeler, der im Stadion seinen 80. Geburtstag feierte. Für die HSV-Fans das Highlight des Tages, denn vom Anpfiff weg spielte fast nur noch Borussia Dortmund und nutzte die krassen Defensivprobleme des HSV eiskalt aus. Drei Tore von Aubameyang (4./23./27.) ließen schon zur Pause keinen Zweifel mehr daran, wer den Volkspark als Sieger verlassen würde. Nach der Pause legte der Gabuner noch ein weiteres Tor nach (49.) und bereitete zudem den fünften Treffer durch Dembélé vor (76.). Müller hatte zwischendurch das 1:4 besorgt (55.) und traf kurz vor Schluss zum 2:5 (81.). 

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

Ausgangslage:
Zum 112. Mal trafen die Schwarzgelben insgesamt auf die Rothosen. Ein echter Evergreen also, der in der Gesamtbilanz vor dem Spiel nahezu ausgeglichen war: 42 der vorangegangenen Partien gingen an den BVB und 41 an den HSV (28 Unentschieden). Trotzdem war Hamburg gerade auswärts in den letzten zehn Jahren zu einem kleinen Angstgegner für Borussia geworden. Nur ein Spiel konnte in diesem Zeitraum an der Alster gewonnen werden (im Januar 2012 mit 5:1).

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Aubameyang und Mor feiern das 2:0.

Personalien:
Thomas Tuchel rotierte trotz der weiter keineswegs entspannten Personalsituation auf vier Positionen im Vergleich zum Spiel gegen Lissabon unter der Woche: Aubameyang, Mor, Rode und Piszczek starteten für Götze, Weigl, Ramos und Dembélé. Schmelzer, Reus (Rückstand), Bender (Knochenmarködem), Durm, Subotic (beide Aufbautraining) und Sahin (Magen-Darm-Infekt) waren nicht an Bord. Beim HSV fehlten Wood (Rotsperre) und Hirzel (Faserriss).

Taktik:
Beide Mannschaften agierten aus einer 5-2-3-Grundordnung, die der BVB allerdings deutlich offensiver interpretierte als der HSV. Bei Ballbesitz verschoben die Außen Piszczek und Guerreiro weit in die gegnerische Hälfte, und auch Ginter und Bartra positionierten sich vor Sokratis. Im zentralen Mittelfeld bemühten sich Rode und Castro um einen konstruktiven Aufbau. Mor (rechts) und Pulisic bildeten gemeinsam mit Aubameyang den Angriff. Sie klebten aber nicht an den Linien, sondern überließen diesen Raum den aufrückenden Außenverteidigern. Hamburg stellte nach einer halben Stunde um: Jung, Spahic und Djourou bildeten nun eine Dreierkette, Diekmeier und Santos reihten sich nur noch fallweise hinten ein. Ekdal kam neu als zentral-defensiver Mittelfeldmann.

Spielberlauf & Analyse:
Dem BVB gelang der perfekte Start in die Partie: Mit dem ersten ernstzunehmenden Angriff schickte Guerreiro Pulisic links die Linie runter, dessen Pass Mor etwa elf Meter vor dem Tor erreichte. Der junge Türke nahm die Kugel direkt, traf sie aber nicht richtig – dennoch geriet HSV-Keeper Adler in Bedrängnis, so dass Aubameyang keine Probleme mehr hatte, den Abklatscher aus kurzer Distanz ins leere Tor zu schieben (4.). Genau so hatten sich die etwa 8.000 mitgereisten Fans der Schwarzgelben den Spielbeginn vorgestellt, und auch nach der Führung blieb Borussia am Drücker, musste sich aber nicht mal großartig anstrengen, um schon nach 27 Minuten 3:0 in Führung zu liegen.

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Mit diesem Schuss trifft Aubameyang zum 3:0.

Denn der HSV offenbarte eklatante Schwächen in der Abwehr, leistete sich frappierende Unkonzentriertheiten und das Team von Thomas Tuchel wusste diese optimal zu nutzen: Erst setzte Douglas Santos mit einem Rückpass Djourou unnötig unter Druck. Mor sah dies kommen, luchste dem Hamburger den Ball ab und hatte freie Bahn. Im Strafraum legte er im richtigen Moment quer zu Aubameyang, der abermals nur noch einschieben musste (23.). Nur vier Minuten später Köpfte Bartra einen Abstoß von Adler aus der eigenen Hälfte in den Lauf des Gabuners, der alleine aufs Tor zulief und eiskalt unten rechts einschob - Adler kam nicht mehr rechtzeitig runter (27.). Nur Sekunden zuvor hatte dies auch schon Pulisic auf dem Fuß gehabt, den Ball aus 15 Metern aber über das Tor gejagt.

Auba auf Zorcs Spuren

Quasi im Alleingang hatte Aubameyang den HSV mit einem lupenreinen Hattrick in seine Einzelteile zerlegt. Zeichen der Hamburger Hilflosigkeit war auch die erste Auswechslung, die Markus Gisdol schon nach 30 Minuten vornahm, als er den total überforderten Cleber vom Feld holte und Ekdal ins Spiel brachte. Bis zur Pause schalteten die Westfalen dann zwei bis drei Gänge zurück, so dass Hamburg sich zwei halbe Chancen erspielen konnte. Müllers Kopfbälle nach 40 und 45 Minuten erreichten aber beide nicht das Ziel.

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Bereits nach vier Minuten besorgt Aubameyang das 1:0 für die Borussia.

Direkt nach der Pause machte Aubameyang dort weiter, wo er kurz zuvor aufgehört hatte: Pulisic behauptete sich an der Strafraumkante klasse gegen drei Mann, legte für den Gabuner auf, der aus 15 Metern trocken unten links zum 4:0 vollendete (49.). Auba schnürte damit den ersten Viererpack eines BVB-Spielers in der Bundesliga seit Michael Zorc 1988. Nur eine Minute später war er dann schon wieder alleine durch, legte die Kugel gegen den herauseilenden Adler aber knapp neben den rechten Pfosten.

Dembélé macht den Sack zu

Immerhin, der HSV gab sich nicht vollends auf, betrieb durch Müller – einer der wenigen Rothosen, der sich aktiv gegen diese Niederlage stemmte – mit dem 1:4 nach 55 Minuten Ergebniskosmetik und hätte durch Waldschmidt nach einer Ecke sogar das 2:4 besorgen können (58.). Der Ball klatschte aber ans Außennetz. Nur zwei Minuten später zappelte der Ball dann im Netz, Gregoritsch hatte aber vor seinem Schuss Ginter gehalten, so dass der Treffer nicht zählte. In dieser Phase musste der BVB aufpassen, nicht doch nochmal in Gefahr zu geraten, denn Hamburg bäumte sich auf.

Ein Strohfeuer, dass spätestens vom eingewechselten Dembélé im Keim erstickt wurde. Der Franzose erzielte - diesmal nach Vorlage Aubameyang - aus elf Metern halb rechts das 5:1 ins lange Eck (76.). Ein weiteres Tor von Müller zum 2:5 (81.) brachte dem HSV keine entscheidenden Impulse mehr. Schürrle hätte das sechste BVB-Tor erzielen können, setzte seinen Dropkick aus elf Metern aber neben das Tor (84.).

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Ausblick:
Der BVB verabschiedet sich in die nächste Länderspielpause. Weiter geht es für Schwarzgelb am Samstag, den 19. November, um 18:30 Uhr, mit dem Kracher gegen den FC Bayern München in der Bundesliga.

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