„Der einzige Weg, um im Leistungssport seine Ziele zu erreichen, ist es Schritt für Schritt zu gehen. Immer das nächste kleine Ziel vor Augen haben und es dann erreichen“, sagte BVB-Trainer Thomas Tuchel auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Rasenballsport Leipzig.

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Direkt im Anschluss machte er deutlich, warum dies für seine Mannschaft im Moment nicht immer ganz einfach sei, ganz im Gegenteil zu den Leipzigern, die auf der Welle des Erfolgs schwämmen, ihre Saisonziele schon jetzt übertroffen hätten. In der Situation, in der sich Leipzig befinde, sei es relativ simpel, sich immer wieder auf das nächste Spiel zu fokussieren. Klar, die Sachsen haben kaum Druck, können in beinahe jedem Spiel absolut befreit aufspielen. Ganz im Gegensatz zu Borussia Dortmund, denen zumindest von Seiten der Medien derzeit sehr hoher Druck auferlegt wird. Umso bemerkenswerter war es, wie der BVB im Topspiel am Samstagabend agierte, wie er am Ende mehr als verdient als Sieger vom Platz ging, wie er ein Ausrufezeichen setzte.

Tuchel erklärte dies folgendermaßen: „In dem Moment, wo wir unseren eigenen Erwartungen und auch den Erwartungen, die von außen hineinprojiziert werden, hinterher hinken, ist es viel, viel schwerer, sich zu fokussieren, sich zu sagen: Es hilft nichts. Wir müssen bei uns bleiben, müssen die kleinen Erfolge wertschätzen, müssen hartnäckig bleiben.“ Was er meinte ist eben jene oben bereits angesprochene Politik der kleinen Schritte, die jeder Leistungssportler, von der Fußball-Mannschaft bis hin zum Tennis-Spieler, zwangsläufig verfolgen muss, um erfolgreich zu sein. Nie weiter als bis zum nächsten Spiel denken, das Geschehene analysieren, aber auch schnell abhaken, um sich wieder voll auf den nächsten Gegner zu konzentrieren.

„Alles im schwarzgelben Bereich“

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Eigentlich klappt das bei den Schwarzgelben im Moment sehr gut. Seit sieben Spielen ist die Mannschaft von Thomas Tuchel mittlerweile wieder ungeschlagen. Auch wenn vier dieser sieben Spiele „nur“ Unentschieden endeten, eine Niederlage war nicht dabei. Einzig die Konstanz in den Leistungen fehlt. Wo in Mainz vorige Woche die zweite Halbzeit misslang, stimmte es gegen Leipzig hingegen in fast allen Bereichen. „Wir waren uns sicher, dass wir eine Top-Leistung in allen Bereichen benötigen. Defensiv, offensiv, aber auch emotional. Das haben wir geschafft. Wir waren sehr strukturiert, haben wenige Umschaltmöglichkeiten, insgesamt nur zwei Torschüsse zugelassen. Das ist außergewöhnlich“, analysierte Thomas Tuchel. Erstmals seit dem Spiel gegen den FC Bayern am 19. November stand hinten wieder die Null. Solche Leistungen in den Topspielen sind wichtig, um die in dieser Saison immer wieder aufkommende Unruhe im Umfeld zu ersticken. „Sieben Punkte aus drei Spielen, das ist absolut top. So geht es weiter, so muss es weiter gehen“, sagte Thomas Tuchel.

Auch Keeper Roman Bürki zeigte am späten Samstagabend im Aktuellen Sportstudio des ZDF kein Verständnis für die medialen Diskussionen: „Ich weiß nicht, warum diese Unruhe aufkeimt. Die Mannschaft fühlt sich gut, die Unterstützung der Fans ist top. Von unserer Seite gibt es da nichts. Alles im schwarzgelben Bereich.“ Die Mannschaft behält im Innern also die Ruhe. Der Lohn ist vorerst – je nachdem wie Frankfurt am späten Sonntagnachmittag spielt – Platz drei in der Bundesliga. Die direkte Qualifikation für die UEFA Champions League wäre damit garantiert.

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„Der Sieg kann extrem viel Power geben“

„So ein Sieg ist der perfekt Moment, einen Schlussstrich unter diese Sachen zu ziehen und Ruhe einkehren zu lassen“, sagte ein hoffnungsvoller Thomas Tuchel, der ganz nach seiner Maxime der kleinen Schritte, den Blick sofort nach vorne warf: „Gegen Leipzig haben wir Biss gepaart mit unserer Qualität gezeigt. Das hat mir sehr gut gefallen. Das ist so, wie wir uns das wünschen und wie wir es am Mittwoch im Pokal auch schon wieder brauchen.“

Dann kommt Hertha BSC in den SIGNAL IDUNA PARK, neben Leipzig eine weitere absolute Überraschungsmannschaft dieser Saison. In der Bundesliga trennte sich der BVB Mitte Oktober mit 1:1 von den Hauptstädtern. Damals nicht mit dabei war Erik Durm, der nach dem Spiel am Samstag das in Worte fasste, was alle BVB-Anhänger nun hoffen: „Der Sieg kann extrem viel Power geben. Nach dem blöden Punkt in Mainz bringt uns diese, auch taktisch starke Leistung, wirklich nach vorne. Das gibt einen Schub“, so der Weltmeister. Der Sieg gegen Leipzig als Fingerzeig für das Match mit der Hertha. Oder, wie Thomas Tuchel es formuliert: „Von Spiel zu Spiel zu denken. Immer das nächste kleine Ziel vor Augen haben.“
Dennis-Julian Gottschlich