Borussia Dortmund und Schalke 04 haben sich im 150. Revierderby am 26. Spieltag der Fußball-Bundesliga in Gelsenkirchen mit 1:1 (0:0) getrennt. Nach Hoffenheims Sieg am Freitag verliert der BVB somit einen Platz in der Tabelle und ist nun Vierter.

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

Vor 62.271 Zuschauern in der ausverkauften Veltins-Arena, darunter ca. 5.000 mitgereiste Anhänger des BVB, war Schwarzgelb die spielbestimmende Mannschaft, konnte die Überlegenheit zunächst aber nicht in Tor ummünzen. Dennoch wirbelten vor allem Dembélé und Aubameyang die Schalker Abwehr immer wieder durcheinander und ließen schon vor der Pause aufblitzen, was für Borussia möglich ist. Nach dem Seitenwechsel klingelte es dann auch endlich: Aubameyang brachte den BVB mit 1:0 in Führung (53.). Weitere gute Chancen durch den Gabuner und Dembélé ließ der BVB liegen, und so glich Kehrer für Schalke doch noch aus (77.).

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Ausgangslage:
Königsblau blieb in den letzten vier Partien ohne Sieg gegen Schwarzgelb. Insgesamt verlor der BVB nur eins der letzten sieben Derbys: im September 2014 mit 1:2 in Gelsenkirchen. Damit hatte Borussia in der historischen Bundesliga-Bilanz gegen Schalke knapp die Nase vorn: 32 Siegen standen 30 Niederlagen gegenüber. 27 Bundesliga-Derbys gingen unentschieden aus. Schon zehn Mal gab es im Klassiker ein 0:0, zuletzt beim Duell in der Hinrunde – keine andere Bundesliga-Paarung endete so oft mit einer Nullnummer.

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Kagawa, hier im Kopfballduell mit Nastasic, spielte von Beginn an.

Personalien:
Neben Sebastian Rode (Aufbautraining nach Leisten-OP) und Mario Götze (Stoffwechselerkrankung) musste der BVB auch weiterhin auf die Dienste von Marco Reus (Rückstand nach Faserriss) verzichten. Zudem fielen André Schürrle (Sprunggelenksverletzung) und Erik Durm (Muskelverletzung) aus. Thomas Tuchel veränderte seine Startformation im Vergleich zum Duell mit Ingolstadt vor zwei Wochen auf vier Positionen: Bartra, Passlack, Weigl und Dembélé rückten für Ginter, Durm, Pulisic und Guerreiro in die Startelf. Passlack lief damit erstmals seit dem Hinspiel von Beginn an auf. Schalke fehlten Kolasinac (muskuläre Beschwerden), Aogo (Sprunggelenk), Baba (Kreuzbandriss und Meniskusschaden), Naldo (Muskelabriss am Schambein), Uchida (Trainingsrückstand) und Embolo (Aufbautraining). Coke spielte erstmals in dieser Saison für Schalke von Beginn an.

Taktik:
Schalke benötigte zehn Minuten, um sich auf die 3-2-4-1-Grundordnung der Schwarzgelben einzustellen. Castro und Weigl besetzten die Doppelsechs vor der mittlerweile etablierten Dreierkette (Piszczek, Sokratis, Bartra). Bei Ballbesitz besetzten Passlack (rechts) und Schmelzer (links) die Außenpositionen der offensiven Mittelfeldreihe, in der Kagawa (halbrechts) und Dembélé nach innen wichen. Vorn im Zentrum: Aubameyang. Schalke trat in einer 4-2-3-1-Grundordnung an. Kehrer musste von der rechten auf die linke Abwehrseite rücken, in der offensiven Dreierreihe wechselte Caligiuri nach rechts (für Choupo-Moting).

Spielverlauf & Analyse:
Königsblau beschränkte sich lange Zeit aufs Kontern, auch weil man hinten immer wieder gebunden wurde, denn der BVB bestimmte das Spiel über weite Strecken, hatte mehr Ballbesitz und kombinierte sich mehrere Male gefällig vor das Tor von Fährmann. Der musste zum ersten Mal gegen Dembélé in höchster Not retten, der nach 22 Minuten von Aubameyang am Fünfmeterraum freigespielt wurde. Der Franzose war es auch, der bereits nach vier Minuten mit tollem Solo von links vor das Tor der Schalker durchbrach. Kehrer fischte aber sein Zuspiel zu Aubameyang im letzten Moment weg. Nach exakt einer halben Stunde schnibbelte Dembélé die Kugel zudem aus 16 Metern haarscharf rechts am Tor vorbei, nur vier Minuten danach lief Aubameyang auf rechts Höwedes davon, scheiterte aber aus spitzem Winkel an Fährmann.

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Schmelzer (l.) peitschte das Team als Kapitän nach vorne, Castro zog die Strippen im Mittelfeld.

Der BVB also mit einer durchaus ansprechenden Leistung in der ersten Halbzeit, auch wenn Schalke ansonsten hinten recht gut stand und durch Burgstaller (5.) und einen Freistoß von Caligiuri (26.) zweimal gefährlich zum Abschluss kam, den Ball aber beide Male nicht aufs Tor bekommen konnte. Ansonsten hatte Borussia Dortmund die Partie im Griff, verpasste es aber, bis zur Pause Kapital aus der Überlegenheit zu schlagen, denn auch Aubameyangs Fernschuss, von Nastasic noch abgefälscht, strich haarscharf rechts vorbei (42.).

Kagawa mit dem Auge, Aubameyang mit dem Tor

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Dembélé wird von Caligiuri gefoult.

Kurz nach dem Wiederanpfiff lief es dann endlich besser. Ausgangspunkt der verdienten BVB-Führung war ein Abschluss von Burgstaller aus der Drehung, den Bürki aber problemlos auflesen konnte, um das Spiel dann schnell zu machen. Dembélé passte in der gegnerischen Hälfte genau im richtigen Moment durch die Schnittstelle zu Kagawa, der urplötzlich völlig frei vor Fährmann auftauchte, mit seiner Ablage zum noch besser postierten Aubameyang aber Auge bewies. Der Gabuner musste die Kugel nur noch zum 1:0 ins leere Tor schieben (53.).

Ab diesem Moment wurde aus einem guten Revierderby ein exzellentes, mit extrem hohen Tempo auf beiden Seiten. Schalke machte auf, kam kurze Zeit später durch Höwedes nach einer Ecke zur bis dahin besten Chance, Bürki parierte den Kopfball des Schalkers aber herausragend (57.). Fast im direkten Gegenzug hätte Aubameyang den Deckel drauf machen können, als er frei vor Fährmann auftauchte, aber – ähnlich wie Kagawa beim 1:0 – zum noch besser postierten Dembélé ablegen wollte. Höwedes grätschte im letzten Moment dazwischen (58.). Wieder nur eine Minute später gab Schmelzer den Ball extrem scharf von links herein, Schalke konnte aber zur Ecke klären.

Dembélé an den Pfosten

In der Schlussphase wurde es hektisch, denn Schalke drückte immer mehr auf den Ausgleich, bot dem BVB aber auch Räume zum Kontern an. Aubameyang chippte den Ball von links vor das Tor, leider etwas zu hoch für Kagawa kurz vor der Torlinie (73.), Sekunden später brach Dembélé auf links durch und schlenzte den Ball aus zwölf Metern an den rechten Pfosten. Den Abpraller verpasste Aubameyang ganz knapp (74.). Und dann schlug die Stunde von Schalkes Kehrer, der nach einer Ecke den Ball aus zwölf Metern flach neben den linken Pfosten ins Tor jagte (77.). In der hektischen und hochspannenden Schlussphase gelang keinem Team mehr ein Treffer. Glück für den BVB, dass Schiedsrichter Zwayer weiterlaufen ließ, nachdem Bartra der Ball aus kürzester Distanz im Strafraum an die Hand gesprungen war.

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Ausblick:
Englische Woche in der Bundesliga: Am Dienstag (20:00 Uhr) ist der Hamburger SV in Dortmund zu Gast. Nächsten Samstag (18:30 Uhr) wartet das Spitzenspiel bei Bayern München auf den BVB.

Teams & Tore

Neues BVB total!-Video: Interview mit Gonzalo Castro