Borussia Dortmund hat am 27. Spieltag der Fußball-Bundesliga die grandiose Heimserie ausgebaut und den Hamburger SV in einer über weite Strecken hochklassigen Partie durch Tore von Gonzalo Castro, Shinji Kagawa und Pierre-Emerick Aubameyang mit 3:0 (1:0) besiegt.

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Gonzalo Castro bejubelt sein Freistoßtor zum 1:0 mit Raphael Guerreiro.

Aus dem Signal Iduna Park berichtet Boris Rupert

81.360 Zuschauer im ausverkauften Fußball-Tempel an der Strobelallee sahen ein Spiel mit offenem Visier und zahlreichen Topchancen auf beiden Seiten. Castro brachte die Borussen gegen einen starken HSV mit einem direkt verwandelten Freistoß in Führung (13.), nach zahlreichen ausgelassenen Chancen besorgte Kagawa in der 81. Minute mit dem 2:0 die Entscheidung. In der Nachspielzeit schaffte Aubameyang dann doch noch sein Tor zum 3:0-Endstand.

Ausgangslage: 
Zehn Ränge und 17 Punkte trennten vor dem Anpfiff den Tabellenvierten Borussia Dortmund und den Vierzehnten Hamburger SV. In der Rückrundentabelle lagen beide Teams jedoch mit 17 Zählern gleichauf – nur Bayern München (23) punktete im Jahr 2017 häufiger.

Personalien: 
Der BVB musste sieben Profis ersetzen: Schmelzer (Rücken), Sokratis (Gelbsperre),Schürrle (Sprunggelenk), Durm (muskuläre Verletzung),Reus (Rückstand nach Faserriss), Götze (Stoffwechselerkrankung) und Rode (Aufbautraining nach Leisten-OP) standen nicht zur Verfügung. Beim HSV fielen kurzfristig die Abwehrspieler Papadopoulos und Djourou aus, so dass sich die Zahl der verletzten Akteure neben Jung (muskuläre Probleme) und Müller (Innenbandriss im Knie) auf vier erhöhte. Mittefeldspieler Ekdal rückte in die Innenverteidigung.

Taktik: 
Borussia agierte mit Weigl als alleinigem Sechser in einer 4-1-4-1-Grundordnung und versuchte, das Spiel breit anzulegen. Die Außenpositionen waren bei Ballbesitz durch Dembélé und dem einige Meter hinter ihm postierten Piszczek auf der rechten sowie durch Mor und Guerreiro auf der linken Seite doppelt besetzt. Die Hanseaten begegneten den Borussen in einer 4-3-3-Grundordnung: Gregoritsch, Wood und Kostic bildeten die erste, Wallace, Holtby sowie Sakai die zweite und schließlich Diekmeier, Ekdal, Mavraj und Ostrzolek die dritte Verteidigungslinie. Hatten sie die Kugel erobert, spielten sie vertikale Bälle, setzen auf überfallartige Konter. Wenn sich der HSV um einen bedächtigen Spielaufbau bemühte (was selten vorkam), dann geschah dies in einem 4-2-3-1.

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Spielverlauf & Analyse:
Da es die Hausherren verstanden, das Abwehrbollwerk der Norddeutschen zu knacken, diese aber wiederum mit langen Bällen immer wieder gefährlich nach vorne stießen, war es von Beginn an eine spektakuläre Partie mit Großchancen auf beiden Seiten. Adler (2) und Bürki (1) entschärften in der ersten halben Stunde drei „Hundertprozentige“.

Borussia kam bereits nach 115 Sekunden erstmals zum Abschluss: Guerreiro traf aus spitzem Winkel das Außennetz – und deutete damit an, dass die Außenverteidiger sehr offensiv agieren sollten. In der vierten Minute spielte Weigl einen starken Ball auf Aubameyang, der frei vor Adler am Knie des HSV-Keepers scheiterte. Auch Dembélé probierte es aus spitzem Winkel; Adler klärte zur Ecke (11.). Dann war Mor nach einer Hochgeschwindigkeitskombination nur per Foul zu bremsen. Ekdal sah dafür etwa 20 Meter vor dem eigenen Tor die Gelbe Karte. Castro trat an zum Freistoß und verwandelte ihn direkt in die Torwart-Ecke – das 1:0 in der 13. Minute.

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Adler fischt Aubameyangs Kopfball aus dem Eck.

Wenn es ein Torwartfehler war, dann machte ihn Adler in der 27. Minute wieder wett, als er gegen den von Kagawa sensationell eingesetzten Aubameyang Kopf und Kragen riskierte und dessen Schuss aus etwa 13 Metern parierte.

Aubameyang scheitert fünf Mal an Adler

Auf der anderen Seite blieb Bürki gegen den allein auf ihn zulaufenden Wood stehen und damit Sieger blieb in diesem Duell, das dem HSV das 0:1 hätte bescheren können (10.). Piszczek klärte in allerhöchster Not gegen Wood (25.), und ein Kopfball des HSV-Stürmers hätte beinahe zum 1:1 geführt (38.).

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Luftduell: Holtby und Aubameyang

Der BVB kam zwar in Durchgang eins auf 65 Prozent Ballbesitz, doch der HSV war stets gefährlich, ging sogar mit einem Torschuss-Plus (7:6) in die Kabine, konnte sich aber bei Adler bedanken, dass Dortmund nur einmal getroffen hatte, denn auch bei Aubameyangs Kopfball war er auf dem Posten (43.).

Und auch Durchgang zwei startete mit einer Adler-Parade: Kagawa hatte Aubameyangs Kopfballablage verpasst, doch Guerreiros Schuss schien schon auf dem Weg ins Netz, ehe ihn der Hamburger noch zu fassen bekam (50.). Dann scheiterte Kagawa aus kürzester Distanz an einem Abwehrbein (56.), der von Kagawa eingesetzte Dembélé zögerte vielleicht einen Moment zu lange – erneut konnte ein Hamburger zur Ecke klären (58.). Mor zog nach innen – und aus 16 Metern haarscharf vorbei (60.). Ein zweites BVB-Tor war überfällig, allein die Chancenverwertung zu kritisieren.

Beinahe hätte es nach gut einer Stunde statt 2:0 oder 3:0 jedoch nur 1:1 gestanden: Wood verzog knapp (64.), ein Aufsetzer von Kostic landete auf dem Tornetz (65.).

Torchance Nummer zwölf beschert das 2:0

Die torreichste Paarung in der Liga-Historie geizte zwar mit Treffern, nicht aber mit atemberaubenden Torraumszenen: Der von Kagawa freigespielte Aubameyang schoss aus acht Metern am linken Pfosten vorbei (73.), im Gegenzug scheiterte Kostic an Bürki (74.), anschließend wieder Aubameyang an Adler (76.) – Wahnsinn!

Dann gewann der eingewechselte Passlack in der eigenen Hälfte einen Kopfball und spielte diesen auf Aubameyang, der Ekdal Knoten in die Beine spielte, von links in den Strafraum eindrang und den Ball dahin platzierte, von wo ihn der mitgelaufene Kagawa „nur“ noch über die Linie zu drücken brauchte – vom Fünfmetereck zum 2:0 für den BVB in der 81. Minute.

In der zweiten Minute der Nachspielzeit erzielte Aubameyang nach Pass von Kagawa doch noch sein Tor. Schmidt pfiff danach gar nicht mehr an.

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Ausblick:  
Am Samstag (18.30 Uhr) tritt der BVB zum Schlagerspiel beim FC Bayern München an. Dann folgt eine weitere englische Woche, diesmal mit zwei Heimspielen: Am Dienstag (20.45 Uhr) gastiert AS Monaco zum Viertelfinal-Hinspiel der UEFA Champions League im Signal Iduna Park, am Samstag (15.30 Uhr) Eintracht Frankfurt.

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