Borussia Dortmund hat das Spitzenspiel der Bundesliga beim FC Bayern München verloren. Beim 1:4 (1:2) war der BVB unter dem Strich deutlich unterlegen, hat aufgrund der 1:2-Niederlage der TSG Hoffenheim in Hamburg aber nach wie vor nur einen Punkt Rückstand auf Platz drei.

Vor 75.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz-Arena legte der Rekordmeister einen Blitzstart hin: Nach zehn Minuten lag Schwarzgelb aufgrund der Gegentreffer von Ribery (4.) und Lewandowski (10.) bereits 0:2 zurück. Nach dem sehenswerten Anschlusstor von Guerreiro (20.) meldete sich der BVB zurück im Spiel, hatte aber nie wirklich Zugriff auf die Partie. Nach dem Seitenwechsel stellte Robben (49.) für den FC Bayern die Weichen frühzeitig auf Sieg. Lewandowski (68.) erzielte per Foulelfmeter den Endstand.

Ausgangslage
Stolze 15 Punkte trennten den BVB in der Tabelle als Tabellenvierten vom Spitzenreiter FC Bayern. Allerdings: Die Borussia hatte das Hinspiel mit 1:0 gewonnen und von den vergangenen sechs Bundesliga-Partien in der Allianz-Arena drei gewonnen und nur zwei verloren. Trainer Thomas Tuchel zeigte sich im Vorfeld optimistisch: „Wir haben in diesem Jahr in der Außenseiterrolle sehr stark gespielt und insbesondere gegen alle Spitzenteams sehr gut performt.“

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Gonzalo Castro im Zweikampf mit Franck Ribery.

Personalien
Der BVB musste im Auswärtsspiel beim FC Bayern auf sechs Spieler verzichten: Verletzungsbedingt standen Julian Weigl, Shinji Kagawa, Marco Reus, André Schürrle, Mario Götze und Erik Durm nicht zur Verfügung. Im Vergleich zum 3:0-Erfolg gegen den Hamburger SV wechselte Thomas Tuchel daher vier Mal. Passlack, Sokratis, Schmelzer und Pulisic liefen für Piszczek, Mor, Weigl und Kagawa von Beginn an auf. Bei den Gastgebern feierte Boateng (für Hummels) an der Seite von Martinez sein Comeback in der Innenverteidigung. Ebenfalls neu von Anfang an dabei: Lahm für Rafinha, Ribery für Coman und Thiago für Renato Sanches. Die Startelf des FC Bayern war mit einem Durchschnittsalter von 30,1 Jahren damit mehr als fünf Jahre älter als die des BVB (24,8).

Taktik
Der BVB wieder mit Dreierkette, die gegen den Ball durch Schmelzer (links) und Passlack (rechts) zu einer Vierer- und Fünferkette erweitert wurde. Davor eine Doppelsechs mit Castro und Guerreiro. Dembélé und Pulisic besetzten die Halbräume hinter Aubameyang. Dem 3-2-4-1 der Borussen (defensiv 5-4-1) stellten die Bayern eine 4-2-3-1-Grundordnung gegenüber, wobei Robben und Ribery auf den Flügeln eher als Spitzen operierten denn als offensive Mittelfeldspieler. Vidal löste sich bei Ballbesitz aus der Doppelsechs mit Alonso und agierte auf einer Höhe mit Thiago. In der zweiten Halbzeit stellte der BVB zunächst auf ein 4-3-3 um. Ginter agierte auf der Sechs, Rode und Guerreiro auf den Halbpositionen. Gegen Ende war es gegen den Ball wieder ein 5-4-1.

Spielverlauf und Analyse
Was für ein Auftakt in der Allianz-Arena: Nachdem Dembelé für den BVB bereits in der zweiten Minute gefährlich zum Abschluss gekommen war, war der FC Bayern gleich mit den ersten beiden Torschüssen erfolgreich. Ribery (4.) verwandelte nach exakt 188 Sekunden einen Rückpass von Lahm aus 13 Metern zentral im Strafraum. Da Robben das Leder noch minimal berührt hat, hatte BVB-Keeper Bürki keine Abwehrchance. Wenig später stellte Lewandowski (10.) bereits auf 2:0. Der Pole verwandelte einen Freistoß aus 20 Metern (Bartra an Ribery), profitierte allerdings auch davon, dass sich Dembelé in der Mauer unerklärlicherweise weggeduckt hatte.

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War bereits nach 188 Sekunden das erste Mal geschlagen: Roman Bürki.

Der BVB war zu diesem Zeitpunkt gegen die Angriffswucht der Münchner völlig überfordert, trotz eines 5-2-3 bei gegnerischem Ballbesitzes verlor Schwarzgelb defensiv fast alle Zweikämpfe. Robben (13./17.) hätte mit seinem bekannten Trick, von rechts nach innen zu ziehen und dann ins lange Eck zu zielen, gleich zwei Mal beinahe das 3:0 erzielt, der Ball rauschte jedoch jeweils knapp am linken Pfosten vorbei.

Urplötzlich war die Borussia allerdings wieder im Spiel: Eine Flanke von Passlack wehrte Vidal viel zu lässig per Kopf in die Mitte ab, Guerreiro feuerte das Leder aus vollem Lauf mit 106 km/h sehenswert mit links in den Torwinkel - 1:2 (20.). Das fünfte Saisontor des Portugiesen. Drei Tore in den ersten 20 Minuten, das waren bereits so viele wie in den letzten vier Pflichtspiel-Duellen zusammen.

FC Bayern mit deutlichen Feldvorteilen

Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte egalisierten sich weitestgehend beide Mannschaften, wobei der FC Bayern das Heft des Handelns klar in der Hand hatte. Unabhängig von Robbens Schuss (30.), den Bürki zur Ecke klären konnte, hatte der Rekordmeister 64 Prozent Ballbesitz, gewann 61 Prozent aller Zweikämpfe und kam immerhin elf Mal zum Torabschluss (BVB fünf).

Nach der Pause kam Sebastian Rode für Gonzalo Castro ins Spiel. Doch Duplizität der Ereignisse: Nachdem Aubameyang den Ball ans Außennetz geschossen und den Ausgleich verpasst hatte (47.), traf der FC Bayern in der vierten Minuten nach Wiederbeginn zum 3:1 (49.). Der Niederländer zog von der rechten Seite die Strafraumlinie entlang nach innen, ließ Sokratis und Schmelzer aussteigen und schloss erfolgreich ab. Die Vorentscheidung.

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Ginter im Duell mit dem Doppeltorschützen Lewandowski.

Erneut Robben (65.) hätte auf 4:1 erhöhen können, während Boateng Aubameyangs Abschluss kurz vor der Torlinie für den bereits geschlagenen FCB-Keeper Ulreich klären konnte. Im direkten Gegenzug ging Bürki im Strafraum zu ungestüm gegen Lewandowski zu Werke. Klare Sache: Elfmeter für den FC Bayern - und Glück für den Schlussmann, dass es nur Gelb von Schiedsrichter Marco Fritz gab. Lewandowski ließ sich die Chance nicht nehmen und verwandelte zum 4:1 (68.).

In den letzten 20 Minuten ging es für die Borussen, bei denen Mor für Dembelé (59.) und Merino für Guerreio (69.) kamen, nur noch darum, nicht noch höher zu verlieren. Die Gastgeber waren in allen Belangen überlegen, schraubten den Ballbesitz in der zweiten Hälfte auf 71 Prozent. Der für den an der Schulter verletzten Lewandowski eingewechselte Kimmich (76.) hätte gegen den personell so arg geschwächten BVB (ohne Weigl, Kagawa, Reus, Schürrle, Götze und Durm) per Lupfer sogar beinahe das 5:1 erzielt, das Keder ging jedoch nur ans Außennetz. Pech hatte auch Pulisic (87.), dessen Schuss - der vierte in der zweiten Halbzeit - Ulreich zur Ecke abwehren konnte.

Ausblick
Der empfängt am Dienstag den AS Monaco zum Hinspiel des Viertelfinales in der UEFA Champions League. Anstoß ist um 20.45 Uhr. Die Partie ist ausverkauft. Am kommenden Samstag (15.30 Uhr) gibt Eintracht Frankfurt seine Visitenkarte im SIGNAL IDUNA PARK ab.

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