Genau ein Spiel bleibt, um die Saison 2016/17 zu vergolden. Am kommenden Samstag steht Borussia Dortmund das sechste Jahr in Serie in einem großen Endspiel. Nach einer Spielzeit mit Höhen und Tiefen, die am Ende mit dem dritten Platz ein mehr als versöhnliches Ende gefunden hat, will die Mannschaft von Thomas Tuchel alles daransetzen, den DFB-Pokal nach fünf Jahren wieder an den Borsigplatz zu holen.

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„Die Saison hat sich mal schwerer, mal leichter angefühlt“, analysierte der BVB-Trainer nach dem Spiel gegen Bremen, in dem man „wortwörtlich bis zur vorletzten Minute“ für das Erreichen des dritten Platzes gekämpft habe. „Aki“ Watzke habe vor der Saison gesagt, dass der BVB in diesem Jahr den größten Umbruch der letzten zehn Jahre erlebe, so Tuchel weiter. Deshalb sei es ein sehr hohes Ziel gewesen, sich wieder direkt für die Champions League zu qualifizieren. Nachdem Pierre-Emerick Aubameyang mit seinem Elfmeter kurz vor Schluss das 4:3 gegen Bremen besorgte, sich gleichzeitig die Torjägerkrone aufsetzte, war klar, dass der BVB Platz drei sicher hat.

„Es war nicht einfach, sich darauf einzulassen und durch die Tiefen zu gehen, nachdem es letzte Saison so außergewöhnlich und stabil gelaufen ist“, so Thomas Tuchel weiter: „Es kamen enorme Verletzungsproblematiken dazu. Marco Reus hat ein halbes Jahr gefehlt, Sven Bender beinahe ein ganzes Jahr. Nuri Sahin war immer wieder verletzt. Dann diese Anschlagssituation. Es gab einfach extrem viele Themen, die es sehr anspruchsvoll gemacht haben. Deshalb gebührt der Mannschaft und dem kompletten Staff das größtmögliche Kompliment, denn das Ziel wurde nie aus den Augen verloren.“

In den Schlüsselspielen abgeliefert

Der BVB-Coach sprach von den Schlüsselspielen dieser Saison, in denen seine Mannschaft immer abgeliefert habe: die Duelle in der Champions-League-Gruppenphase, das Spiel bei Sporting Lissabon, als man am Ende mit drei A-Jugendspielern auf dem Feld stand, das Bundesliga-Rückspiel gegen Leipzig, das Heimspiel und vor allem das Pokal-Halbfinale gegen die Bayern, das Rückspiel gegen Benfica, das vorentscheidende Duell um Platz drei mit Hoffenheim vor zwei Wochen oder eben das Spiel gegen Bremen am Samstag. War der BVB gefordert, dann war er da. „Das gibt uns enormes Selbstvertrauen für nächste Woche“, sagte Thomas Tuchel: „Die Saison ist noch nicht zu Ende, sondern kann in Berlin gekrönt werden!“

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Und genau darauf liegt der Fokus, das war allen BVB-Spielern, selbst Pierre-Emerick Aubameyang, der nach dem Gewinn der Torjägerkanone mehr als genug Grund zum Feiern gehabt hätte, anzumerken. „Heute können wir ein bisschen feiern“, sagte zum Beispiel Sokratis. „Aber ab morgen müssen wir uns voll auf das Finale nächste Woche konzentrieren.“ Torwart Roman Bürki ergänzte: „Das Spiel gegen Bremen gibt sehr viel Selbstvertrauen für nächste Woche. Die Torjägerkanone dürfte Auba nochmal einen Schub geben. Zudem haben wir die direkte Qualifikation für die Champions League geschafft. Alles Dinge, die wir jetzt mitnehmen, genießen und in neue Kraft umwandeln für nächsten Samstag.“

„Wir werden bereit sein“

Einziger Wermutstropfen am Samstag: die Verletzung von Marcel Schmelzer. Der Kapitän zog sich beim Aufwärmen eine Muskelverletzung im rechten, hinteren Oberschenkel zu. „Das wird super eng für das Finale nächste Woche“, so Thomas Tuchel. Daumen drücken ist also angesagt, für den Kapitän. Alle Fans und die ganze Mannschaft hoffen, dass es für Samstag reicht – auch Marco Reus, der das Team anstelle von Schmelzer als Kapitän aufs Feld führte und ebenfalls nur haarscharf an einer Verletzung vorbeirutschte, als er in der Schlussphase ein Zuspiel verpasste und voll in den linken Torpfosten vor der Südtribüne krachte. Bange Sekunden des Wartens während der Behandlungsunterbrechung, gefolgt von großer Erleichterung aller Beteiligten, als Reus weiterspielen konnte. „Ich spiele auch mit einem Bein im Finale, das ist mir egal. Schmerztablette rein. Das werde ich mir nicht entgehen lassen“, sagte Reus. An seinem Einsatz scheint also kein Zweifel zu bestehen.

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Borussias „Mister Wichtig“, der seit seinem Comeback in sechs von acht Pflichtspielen traf und dabei immer das erste BVB-Tor erzielte, wird in Berlin gefordert sein. „Das Spiel gegen Bremen war sehr wichtig für die Moral der Mannschaft. Die Saison war schwierig, mit vielen Höhen und Tiefen, aber wir sind immer zurückgekommen“, so Reus. „Für das Pokalendspiel kann dieses positive Gefühl schon sehr wichtig sein. Nächste Woche wird es ein anderes Spiel werden, denn Frankfurt ist eine sehr unbequeme Mannschaft, die sehr schwer zu spielen ist.“ Das musste der BVB beim 1:2 in der Hinrunde, als man trotz überlegen geführter Partie gegen die Eintracht verlor, bereits am eigenen Leibe erfahren. Im Gegensatz zum Duell im November ist das Spiel am nächsten Samstag aber wieder ein absolutes Schlüsselspiel – das weiß auch Marco Reus: „Wir alle werden bereit sein. Wir wollen den Pott holen!“
Dennis-Julian Gottschlich