Borussia Dortmund spielt auch in der kommenden Spielzeit sicher in der UEFA Champions League! Durch einen dramatischen 4:3 (2:1)-Sieg gegen den SV Werder Bremen bleibt der BVB zum Saisonabschluss Dritter, kam gegen Werder zweimal nach Rückstand zurück, drehte das Spiel und beendet nach der Saison 2015/16 auch die Saison 2016/17 ohne Heimniederlage in der Bundesliga - Wahnsinn!

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

81.360 Zuschauern sorgten für teils atemberaubende Stimmung im ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK und sahen eine mitreißende erste Halbzeit. Die Torlinien-Technologie kam bei der Bremer Führung durch Junuzovic nach sechs Minuten zum Einsatz, und das war auch nötig, denn in keinem TV-Bild war eindeutig zu erkennen, ob der Ball die Linie wirklich überquert hatte. Die Borussen reagierten dann bis zum Pausenpfiff mit einem Chancen-Feuerwerk auf den Rückstand, den Reus (32.) und Aubameyang (42.) mit zwei tollen Treffern in eine Führung drehten. Bremen steckte nicht auf, drehte durch Bartels (46.) und Kruse (68.) abermals das Spiel. Doch der BVB kam durch zwei Elfmeter zurück: Reus markierte das 3:3 (74.), Aubameyang das 4:3 (89.). Der SIGNAL IDUNA PARK stand Kopf.

Ausgangslage:
Der BVB war Dritter, benötigte aber einen Sieg, um die Direktqualifikation zur UEFA Champions League aus eigener Kraft perfekt zu machen. Der Achte Werder konnte noch in die UEFA Europa League springen. Borussia gewann zehn der letzten elf Duelle mit Werder, zuletzt gelangen vier Siege hintereinander – durch diese Serie hatte Schwarzgelb nun in der Gesamtbilanz knapp die Nase vorne.

Alle Videos zum Spiel gibt es bei BVBtotal!

Bild
Reus führte den BVB als Kapitän aufs Feld.

Personalien:
Thomas Tuchel musste ohne Weigl (Knöchel-OP), Schürrle (Rückstand), Piszczek (Adduktoren) und Götze (Stoffwechselstörung) antreten, kurzfristig fiel auch Schmelzer aus, der sich beim Aufwärmen verletzte. Für Schmelzer gab Bartra sein Comeback, Weigl wurde durch Sahin ersetzt und Durm rückte für Piszczek in die Startformation. Ansonsten spielte dieselbe Elf wie beim 1:1 in Augsburg letzte Woche. Bei Bremen fehlten Bauer (Gelbsperre), Caldirola (Mittelfußbruch), S. Garcia  (Faserriss), Fritz (Syndesmose-OP), Hajrovic (Aufbautraining), J. Eggestein (Syndesmose-Anriss) und Eilers (Kreuzbandriss).

Taktik:
Der BVB agierte mit einer defensiven Dreierkette, die gegen den Ball auf den Außenpositionen von Durm und Guerreiro verstärkt wurde. Sahin zog davor die Strippen, setzte immer wieder die Kreativzentrale um Kagawa und Dembélé in Szene. Vorne agierten Reus und Aubameyang als Doppelspitze. Nach der Pause und mit der Hereinnahme von Pulisic für Durm stellte Thomas Tuchel auf eine 4-2-3-1-Grundordnung um. Reus rückte nach außen, Kagawa neben Sahin ins defensive Mittelfeld. Wenn man es ganz genau nehmen wollte, musste das Bremer System als ein 3-3-2-2 interpretiert werden, wobei auch hier die Defensivreihe regelmäßig zur Fünferkette ausgebaut wurde. Junuzovic verteilte im Mittelfeld die Bälle und vorne lauerten Bartels und Kruse.

Bild
Dembélé überzeugte mit einer herausragenden Vorlage auf Aubameyang.

Spielverlauf & Analyse:
Beiden Teams war anzumerken, dass es um sehr viel ging. Der BVB machte das Spiel, kam in der Anfangsphase zu zwei sehr guten Gelegenheiten durch Aubameyang (4./9.): Erst parierte Wiedwald am langen Pfosten nach einer Ecke gut, fünf Minuten später setzte der Gabuner einen Kopfball aus sechs Metern haarscharf neben den rechten Pfosten – da stand es aber schon 1:0 für den Gegner. Denn auch Werder war gut in der Partie, setzte Borussia mit Kontern unter Druck und erzielte nach sieben Minuten die kuriose Führung. Garcia verpasste erst den Abschluss in der Mitte, verlud aber ungewollt Bürki, der den folgenden Abschluss von Junuzovic vermeintlich noch mit dem Fuß aus dem linken Eck fischte. Die Torlinien-Technologie zeigte dann aber: Der Ball war hinter der Linie – Tor für Bremen.

Borussia Dortmund agierte mit viel Elan, drängte die Hanseaten weit in die eigene Hälfte und hatte durch Reus (15.), der aus spitzem Winkel die Latte traf, und Guerreiro (19.), dessen Distanzschuss Wiedwald parieren konnte, den Ausgleich auf dem Fuß. Auch Ginters Kopfball nach Dembélé-Ecke flog nur knapp oben links vorbei (27.).Zudem hatten die Gäste Glück, denn Schiedsrichter Günter Perl entschied in seinem letzten Bundesliga-Spiel auf weiterspielen, als Aubameyang im Strafraum im Zweikampf mit Moisander zu Fall gekommen war (24.).

Reus und „Auba“ drehen das Spiel

Chancen über Chancen für den BVB, der dann aber doch endlich von Reus erlöst wurde (32.). Sahin spielte den wunderbaren Pass durch die Gasse auf Kagawa, der sofort auf den BVB-Kapitän weiterleitet. Reus blieb im Duell mit Wiedwald eiskalt und schob den Ball aus zwölf Metern ins kurze Eck. Danach wurde es richtig rasant: Bürki parierte im direkten Gegenzug gegen Junuzovic klasse. Dann fuhr der BVB den nächsten Konter über Dembélé und Reus, Wiedwald kam aber rechtzeitig raus (33.). Wieder nur fünf Minuten später kombinierte sich Schwarzgelb über Reus, Guerreiro und Kagawa brandgefährlich vor das Tor. Wieder parierte Wiedwald erstklassig gegen den Japaner, Aubameyang verpasste den Abpraller am langen Pfosten nur um ein Haar (38.).

Bild
Aubameyang setzt diesen Kopfball knapp neben das Tor.

Eine hochgradig spannende und starke erst Halbzeit im SIGNAL IDUNA PARK fand ihren Höhepunkt dann in der 42. Minute, als Dembélé den Ball frech in den Strafraum lupfte, wo Aubameyang die Kugel volley aus der Drehung mittig zur Führung in die Maschen haute. Durchpusten war angesagt, denn die Westfalen hatten zu diesem Zeitpunkt Platz drei in der Tabelle sicher. Im Fernduell stand es zwischen Hoffenheim und Augsburg 0:0.

Aubameyang holt sich die Torjägerkanone

Bild
Bartra gab kurzfristig sein Comeback.

Auch die zweite Halbzeit stand der ersten in Sachen Tempo und Spannung in nichts nach. Mit dem ersten Angriff glich Bremen zum 2:2 aus: Kruse nahm einen Befreiungsschlag klasse mit, ging bis zur Grundlinie und legte dann zum einlaufenden Bartels zurück, der aus sechs Metern vollendete (46.). Kagawa hätte ausgleichen können, verzog aus 19 Metern knapp (47.). Dann war wieder Bremen an der Reihe, Bartra grätschte Kruse die Kugel im Strafraum aber großartig vom Fuß (52.). Beide Mannschaften spielten nun auf Sieg, es entwickelte sich ein offener Schalgabtausch, in dem es für einige Minuten ruppiger zuging. Dembélé, Sahin und Bartels sahen in einem ansonsten aber fairen Spiel Gelb.

In der Schlussphase wurde es dramatisch: Immer wieder kombinierte sich der BVB in den Strafraum, ohne zunächst in die ganz guten Abschlusspositionnen zu kommen. Auf der Gegenseite nutzte Kruse den nächsten Werder-Konter zur Führung (68.). 22 Minuten blieben dem BVB, um abermals zurückzukommen. Wiedwald parierte zweimal gegen Bartra klasse (69./70.), dann gab es Elfmeter nach Foul an Reus im Strafraum. Der Kapitän trat selbst an und verwandelte zum 3:3 oben rechts (74.). In den letzten 15 Minuten hielt Wiedwald erst gegen Pulisic (76.), dann gegen Kagawa (77.) fantastisch, auch Ginters Kopfball-Vorlage fischte der Werder-Keeper vor Aubameyang weg (78.). 

Dann war Luftanhalten angesagt, als Aubameyang rechts die Linie runterzischte und Reus am langen Pfosten bedienen wollte, der aber um Millimeter vorbei rutschte - und voll in den Pfosten krachte. Das ganze Stadion zitterte, aber nach kurzer Behandlung stand Reus auf und konnte weiterspielen. Ein weitere Elfmeter endschied die Partie: Pulisic rauschte von rechts in den Strafraum und kam zu Fall. Diesmal trat Aubameyang an - und verwandelte eiskalt unten links! Gleichbedeutend mit der Torjägerkanone. 

Alle Videos zum Spiel gibt es bei BVBtotal!

Ausblick:
Das Beste kommt zum Schluss! Das sechste Jahr in Folge steht Borussia Dortmund am Saisonende in einem großen Endspiel. Am kommenden Samstag (20:45 Uhr) trifft der BVB im DFB-Pokalfinale im Berliner Olympiastadion auf Eintracht Frankfurt.

Teams & Tore