Borussia Dortmund ist dem Gruppensieg in der UEFA Champions League wieder einen Schritt weitergekommen: Im Heimspiel gegen Legia Warschau ließ der BVB den Polen wie schon im Hinspiel (6:0) keine Chance und gewann mit 8:4 (5:2).

Sieben Tore in einer Halbzeit bedeuteten zudem die Einstellung des „Königsklassen“-Rekords aus dem Jahre 2003. Damals trennten sich am 5. Oktober der AS Monaco und Deportivo La Coruna mit 8:3 (5:2). Nach dem 0:1 durch Prijovic (10.) trafen für den BVB Kagawa (17., 18.) und Sahin (20.). Erneut Prijovic verkürzte auf 2:3 (24.), Dembelé (29.) und Reus (32.) erhöhten zur Pause auf 5:2. In den zweiten 45 Minuten traf Reus zum 6:2 und 8:4 (52., 90.+2), Passlack zum 7:3 (81.). Für die Gäste waren Kucharczyk (57.) und Nikolic (83.) erfolgreich.

Ausgangslage
Der BVB war - im Gegensatz zu Real Madrid, das im Parallelspiel bei Sporting antreten musste - bereits vor der Partie für das Achtelfinale der „Königsklasse“ qualifiziert. Für die Schwarzgelben ging es daher „nur“ noch um den Gruppensieg. Nach dem 6:0-Erfolg in Warschau war die Tuchel-Elf erneut klar favorisiert.

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Nuri Sahin traf erstmals seit sechs Jahren wieder in einem Europapokalspiel. Zuvor war er im Oktober 2010 für den BVB gegen Paris erfolgreich.

Personalien
Gleich mit neun frischen Spielern ging der BVB drei Tage nach dem 1:0-Sieg gegen Bayern München ins Heimspiel der UEFA Champions League gegen Legia Warschau. Nach 185 Tagen Verletzungspause feierte Marco Reus sein Comeback - als Kapitän. Bis auf Bartra und Ginter hatte Trainer Thomas Tuchel sein Personal komplett ausgetauscht. Verletzungsbedingt nicht zur Verfügung standen Bürki (Mittelhandbruch), Guerreiro (muskuläre Probleme), Schmelzer (Erkältung), Bender (Knochenmarködem) und Subotic (Aufbautraining).

Taktik
Beide Mannschaften agierten in einer 4-2-3-1-Grundordnung. Beim BVB holte Castro teilweise sehr tief die Bälle und verschob sich dann nach vorn, erweiterte die offensive Dreierreihe mit Dembélé, Kagawa und Pulisic phasenweise zu einem Viererverband. Reus spielte im Angriffszentrum. Gegen den Ball spielte Legia ein 4-4-2.

Spielverlauf und Analyse
09 Wechsel hatte Thomas Tuchel in seiner ersten Elf vorgenommen, das da die Abstimmung - vor allem in der Defensive - nicht so perfekt ist, war anzunehmen. Im Dortmunder Stadion entwickelte sich so ein offener Schlagabtausch. Fast schon zu offen: Denn alle Schüsse aufs Tor, die beide Mannschaften bis zur 24. Minute abgaben, landeten auch im Netz. Völlig verrückt.

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Shinji Kagawa traf nach dem 0:1 innerhalb von 78 Sekunden doppelt.

Glück für den BVB: Zu diesem Zeitpunkt stand es 3:2 für Schwarzgelb. Prijovic hatte die Gäste aus Polen mit 1:0 in Führung gebracht (10.). Kagawa (17., 18.) und Sahin (20.) – erstes Europapokaltor seit dem 21. Oktober 2010 (BVB - Paris St. Germain) – sorgten innerhalb von 198 Sekunden für eine 3:1-Führung. Allein zwischen dem ersten und zweiten Dortmunder Treffer lagen nur 78 Sekunden. Drei Tore innerhalb so kurzer Zeit hatte es in der Champions-League-Geschichte der Borussia nie zuvor gegeben. Erneut Prijovic verkürzte für Legia aber auf 2:3 (24.).

Bis dahin war vor allem der Treffer von Sahin kurios, ihm ging ein krasser Fehler von Cierzniak voraus. Legias Keeper faustete den Ball nach einem Freistoß von Reus direkt an die Brust des Türken. Bei den ersten beiden Treffern ging es für die Polen einfach zu schnell, der BVB kombinierte, Dembelé bereitete jeweils vor, Kagawa vollendete - beim 1:1-Ausgleich sogar per Kopf.

In der 29. Minute hätte Warschau beinahe ausgeglichen, Prijovic traf aber nur die Querlatte. Im direkten Gegenzug schloss Dembelé zum 4:2 ab. Kurz danach stand Reus im Zentrum nach gefühlvoller Vorarbeit von Sahin und Pass von Kagawa frei - 5:2 (32.). Nach 45 Minuten hatte der BVB 65 % Ballbesitz, eine Passquote von 91 %, nach Torschüssen stand es 6:6, nach Toren 5:2. Florian Kringe erkannte zur Pause bei sky: „Defensiv agieren beide Teams sehr fahrlässig. Die Partie hatte phasenweise Freundschaftsspiel-Charakter.“

Nach dem Wechsel erhöhte Reus auf 6:2 (52.). Legia spielte aber weiter mit, nutzte die Schwächen in der Dortmunder Defensive und kam durch Kucharczyk zum dritten Treffer (57.). Zu diesem Zeitpunkt hatten beide Teams zusammen gerade einmal 15 Torschüsse abgegeben, neun davon bedeuteten auch zählbaren Erfolg...

Aubameyang scheitert am Pfosten

Thomas Tuchel wechselte danach: Durm kam für Bartra (62.), Aubameyang für Sahin (70.). Der Gabuner leitete direkt nach seiner Hereinnahme die nächste Chance ein, das Foul von Czerwinski an Passlack im Legia-Strafraum wertete Schiedsrichter Martin Strömbergsson (Schweden) irrtümlicherweise aber nicht als Foulspiel, der Elfmeterpfiff blieb daher aus. Pech hatte „Auba“, als er in der 79. Minute nur den Pfosten traf.

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Dreifach-Torschütze Marco Reus.

Treffsicherer war Passlack, der einen Konter im Nachsetzen per Kopf zum 7:3 (81.) vollendete, im Gegenzug stellte Nikolic (83.) den alten Abstand wieder her. Pulisic (90.) vergab die vorletzte Chance der Partie und scheiterte aus kurzer Distanz an Cierzniak. Reus stellte auf 8:4 (90.+2) und damit einen neuen Rekord auf. BVB gegen Legia Warschau ist damit das torreichste Spiel in der Geschichte der UEFA Champions League.

Ausblick
Als Tabellenführer der Gruppe F tritt der BVB am 7. Dezember bei Real Madrid an. Im Bernabeau geht es dann um den Gruppensieg. Die „Königlichen“ bewahrten sich Chance auf Platz eins aufgrund eines 1:0-Erfolges bei Sporting Lissabon.

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