Borussia Dortmund zieht als Gruppensieger ins Achtelfinale der UEFA Champions League 2016/17 ein! Im letzten Vorrundenspiel erzielte der BVB durch Tore von Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus ein 2:2 (0:1) bei Real Madrid und verweist den Titelverteidiger damit auf Rang zwei.

Aus Madrid berichtet Boris Rupert

Vor 81.000 Zuschauern im Estadio Santiago Bernabéu machte Borussia vieles richtig, aber eben nicht alles. Nach einem folgenschweren Fehlpass im Mittelfeld schoss Benzema in der 28. Minute ein Tor, das sich bis dahin nicht unbedingt abgezeichnet hatte. Bis zur 49. Minute vergab Dortmund vier klare (Ausgleichs-)Chancen und kassierte quasi aus dem Nichts das zweite Gegentor, erneut durch Benzema (53.). Das 1:2 durch Aubameyang in der 60. Minute war dann ebenso verdient wie überfällig. Und in der 88. Minute erzielte Reus nach Aubameyangs Hereingabe den Ausgleich, der Borussia in Lostopf eins bringt!

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Christian Pulisic stand in der Startelf.

Ausgangslage:  
„Wir wollen das Spiel und damit die Gruppe gewinnen“, hatte Madrids Urgestein Sergio Ramos bei zwei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Borussia Dortmund angekündigt. Die Spanier setzten dabei auf ihre imponierende Heimserie: Sie hatten die zurückliegenden acht Heimspiele in der Königsklasse allesamt gewonnen, die Bilanz der letzten 32 Champions-League-Partien im Bernabéu lautete: 28 Siege, drei Remis, eine Niederlage. Borussia Dortmund (sieben Siege in den letzten zehn Auswärtsspielen auf europäischer Ebene) trat mit dem Ziel an, zumindest einen Punkt zu holen und damit Gruppensieger zu werden. „Das würde diese überragende Vorrunde abrunden“, sagte Sportdirektor Michael Zorc und merkte an: „Das wäre ein Sahnehäubchen.“

Personalien: 
Real musste auf Angreifer Bale verzichten. Casemiro (Startelf) und Kroos (Bank) waren nach Verletzungen wieder dabei. Beim BVB fehlten Bürki, Guerreiro, Sahin, Götze, Kagawa und Bender. Gegenüber dem 4:1 am Samstag in der Liga gegen Gladbach gab es drei Änderungen: Weigl, Pulisc und Schürrle starteten den verletzten Sahin sowie Ginter und den leicht erkrankten Reus (beide Bank).

Taktik:  
Borussia begegnete dem im Angriff auf Breite und im zentralen Mittelfeld auf Überzahl angelegten 4-3-3 der Madrilenen aus einer sehr variabel gestalteten 4-2-3-1-Grundordnung. Bei Ballbesitz orientierte sich Schmelzer auf eine Offensivposition (Schürrle rückte links ein Stück nach innen zu Dembélé); so dass Borussia in einem 3-2-4-1 agierte. Gegen den Ball formierte sich ein 4-3-3 mit Schürrle, Dembélé und Aubameyang (dann meist rechts) als erste „Verteidigungslinie“. Pulisic zog sich von der rechten Außenbahn auf eine defensivere halbrechte Position zurück und verdichtete mit Weigl und Castro (halblinks) das zentrale Mittelfeld. Schmelzer wiederum erweiterte die Dreier- dann zu einer Viererabwehrkette. Damit hatten der Kapitän sowie Youngster Pulisic die taktisch anspruchsvollsten Aufgaben zu erfüllen.  

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Das 1:0 durch Benzema. Der starke Weidenfeller hat keine Chance.

Spielverlauf & Analyse:
Die Schwarzgelben überraschten das Weiße Ballett zunächst mit ihrer sehr variabel angelegten Spielweise und kamen nach einer schwachen Casemiro-Abwehr durch Schürrle zur ersten Torchance, doch dessen 18-Meter-Schuss aus zentraler Position geriet einen Tick zu hoch (4.).

Mit ungenauen Zuspielen brachten sich die Gäste jedoch unnötig in Bedrängnis. Im Aufbau wurde der Ball an der Mittellinie verloren, die Linksverteidiger-Position war verwaist, weil sich Schmelzer – wie es seine Aufgabe war – bereits nach vorne orientiert hatte. So hatte der aufgerückte Rechtsverteidiger Carvajal in der 28. Minute allen Platz der Welt und konnte den Ball genau dahin spielen, wo er „tödlich“ wurde: an Bartra und Sokratis vorbei scharf und genau auf die Fünfmeterlinie, wo Benzema nur noch den Fuß hinhalten musste. Weidenfeller, der zuvor schon stark gegen Benzema (10.) und überragend gegen den von Ronaldo eingesetzten James (18.) pariert hatte, war zwar noch dran, besaß aber tatsächlich nicht den Hauch einer Chance.

Große Chancen zum Ausgleich für den BVB

Borussia hatte kurz vor Ende der ersten Halbzeit mehr Ballbesitz (52%) – und drei große Möglichkeiten, das 1:1 zu erzielen. Doch der von Dembélé eingesetzte Pulisic brachte die Kugel in der 38. Minute aus halbrechter Position nicht an Navas vorbei. 60 Sekunden später gab es nach Foul an Weigl einen Freistoß aus etwa 20 Metern. Schürrle fand die Lücke in der Mauer – aber auch seinen Meister in Navas, der den Ball im letzten Moment zur Ecke abwehrte. Und dann gab es noch zwei Überzahl-Konter (42./45.), die letztlich zu ungenau zu Ende gespielt wurden.

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Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit erspielte sich Borussia im Bernabéu klare Möglichkeiten. Zunächst dribbelte sich Dembélé durch die Reihen, der Ball schien zunächst verloren, doch der Franzose kam doch noch zum Abschluss, verzog aber im Fallen aus 14 Metern knapp (49.). Noch in der gleichen Minute legte Pulisic von der Grundlinie zurück an den Fünfmeterraum - der einschussbereite Castro wurde im letzten Moment entscheidend von Casemiro gestört.

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Pierre-Emerick Aubameyang erzielte das Anschlusstor zum 1:2.

Und Real? Zwischen der 28. Minute (1:0 Benzema) und der 53. Minute gaben die Königlichen keinen ernsthaften Torschuss ab. Dann aber tauchte Benzema frei vor Weidenfeller auf, doch der verhinderte mit einer Klasse-Tat das 0:2. Doch freuen konnte sich der Routinier nicht über seinen Reflex, denn Real blieb in Ballbesitz, James flankte von links nach innen, und Benzema konnte unbedrängt einköpfen.

Ein wunderbarer Spielzug bescherte dem BVB sieben Minuten später den Anschlusstreffer! Weigl spielte Schmelzer links im Strafraum mit einem hohen Zuspiel im Rücken der Abwehr frei. Marcelo hob das Abseits auf und Schmelzer ließ wunderbar in die Mitte zu Aubameyang abtropfen, der aus fünf Metern eiskalt einschob (60.). Kurz darauf beinahe das 2:2, doch Aubameyang verpasste am langen Pfosten knapp Mors Hereingabe (64.). Mor und Reus waren kurz zuvor für Schürrle und Pulisic gekommen.

Weidenfeller mit einer Weltklasse-Leistung

Auf der anderen Seite hielt der überragende Weidenfeller seine Mannschaft mit der nächsten Glanzparade (diesmal gegen Ronaldo, 69.) im Spiel. Bei der anschließenden Ecke kratzte Reus Benzemas Kopfball von der Linie. Nach einem Konter verzog Marcelo (74.), Ronaldo traf den Pfosten (78.). Real kam in den letzten 20 Minuten also zu den klareren Chancen und stand auch hinten wieder besser ... bis zur 88. Minute. Dann spielte Mor Aubameyang auf dem rechten Flügel frei, der zog auf und davon, passte scharf nach innen und Reus drückte die Kugel zum 2:2 über die Linie!

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Ausblick: 
Die Paarungen des Achtelfinals in der UEFA Champions League werden kommende Woche Montag (12. Dezember) ausgelost. Für den BVB war das Gastspiel in Madrid Auftakt einer Serie von drei aufeinanderfolgenden Auswärtsbegegnungen. Am Samstag (15.30 Uhr) geht’s nach Köln, knapp eine Woche später (Freitag, 16. Dezember) nach Hoffenheim.

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