Es ist geschafft! Borussia Dortmund hat die 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel gedreht, Benfica Lissabon im Achtelfinale der UEFA Champions League zuhause mit 4:0 (1:0) geschlagen und steht damit zum sechsten Mal in der Vereinsgeschichte unter den besten acht Teams Europas. 

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

Vor 65.849 Zuschauern im ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK war der Wille des BVB das Hinspiel-Ergebnis zu drehen, deutlich zu spüren. Bereits nach vier Minuten musste Lissabon-Keeper Ederson nach Aubameyangs Kopfball zum ersten Mal hinter sich greifen. Das Team von Thomas Tuchel konnte den Schwung aber nicht direkt mitnehmen, verpasste es vor der Pause nachzulegen und hätte direkt danach beinahe den Ausgleich kassiert, den Piszczek aber todesmutig per Kopf verhinderte (47.). Erst Pulisic (59.) und dann Aubameyang (61.) stellten dann aber innerhalb von zwei Minuten auf 3:0 und ließen allen BVB-Fans ganze Betonklötze vom Herzen fallen. Den Schlusspunkte setzte dann wieder Aubameyang mit dem 4:0 (85.).

Ausgangslage:
Der BVB benötigte einen Sieg mit zwei Toren Differenz, um ins Viertelfinale einzuziehen. Bei einem 1:0 hätte es eine Verlängerung und ggf. ein Elfmeterschießen gegeben. Benfica hingegen reichte auch ein Unentschieden zum Weiterkommen. Die Portugiesen reisten mit sieben Siegen in Folge, in denen sie nur zwei Gegentore kassierten, im Gepäck nach Dortmund. „Es ist ein kompliziertes Ergebnis“, sagte Thomas Tuchel vor dem Spiel. „Wir müssen mit Lust attackieren, müssen aber unsere Angriffe absichern, damit wir stabil im Feld stehen. Wir wollen Torchancen kreieren, Tore erzielen und die Zuschauer begeistern.“

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Personalien:
Götze (Stoffwechselstörung), Bender (Außenbanriss), Rode (Leisten-OP) und Reus (Faserriss im Oberschenkel) bildeten das Lazarett beim BVB. Thomas Tuchel stellte seine Mannschaft nach dem spektakulären 6:2 gegen Leverkusen auf zwei Positionen um: Anstelle des verletzten Reus lief Pulisic auf, und Schmelzer löst Raphael Guerreiro (Muskelverhärtung) ab, der aber immerhin als Einwechselspieler in Frage kam. Benfica musste auf den verletzten Felipe Augusto (Sprunggelenk) verzichten. Jonas war nach überstandener Rücken- und Nackenverletzung wieder an Bord, stand aber nicht in der Startelf.

Taktik:
Die Schwarzgelben agierten aus einer 3-4-3-Grundordnung heraus, in der die Außen Durm und Schmelzer hoch standen und den Gegner immer wieder früh anliefen. Erst wenn Benfica es gute 15 bis 20 Meter in die Hälfte des BVB geschafft hatte, rückten beide zurück, um in der Defensive eine Fünferkette zu bilden. Die Portugiesen spielten ihrerseits in einem klassischen 4-4-2. Mitroglou stand vorne drin, rückte kaum mit nach hinten. Cervi agierte als hängende Spitze direkt dahinter.

Spielverlauf & Analyse:
Kampf und Laufbereitschaft, technische Finessen und ein irres Tempo im Offensivspiel – das alles gepaart mit einem angestachelten Publikum, einer fantastischen Atmosphäre, die schon vor dem Spiel mit einer grandiosen Choreografie auf der Südtribüne ihren ersten Höhepunkt fand. Es hatte zu diesem Zeitpunkt den Anschein, als ob es einer dieser magischen Abende im SIGNAL IDUNA PARK werden sollte, denn bereits nach vier gespielten Minuten, als Dembélé die erste Ecke des Spiels von der rechten Seite in Benficas Strafraum schlug, wo erst Pulisic am kurzen Pfosten sträflich allein verlängern konnte und dann Aubameyang am langen Pfosten genauso unbedrängt zur frühen 1:0-Führung für den BVB einnicken konnte (4.), folgte das zweite Highlight. Das Stadion stand Kopf, aber der Weg ins Viertel war immer noch lang.

Das Ergebnis aus dem Hinspiel war zu diesem Zeitpunkt nur egalisiert, weitere BVB-Tore mussten folgen. Das war auch den Spielern von Thomas Tuchel bewusst, die nach der Führung das Spiel weiter beherrschten, aber um Ruhe und Sicherheit bemüht waren, den Ball so weit wie möglich vom eigenen Tor weghalten wollten. Das 2:0 hatte Dembélé nach einem blitzschnellen Konter über Aubameyang auf dem Fuß, der Franzose verzog aber aus 18 Metern knapp rechts oben (11.). Lissabon kam erst nach etwa 20 Minuten besser ins Spiel. Cervi gab, nach Vorlage von Salvio, eine erste Duftmarke ab, die Bürki aber problemlos parieren konnte (22.). Knapp zehn Minuten später kam Luisao nach einem Freistoß im Strafraum zum Kopfball, den Bürki aber ebenfalls festhalten konnte (32.). Bis zur Pause entwickelte sich ein kampfbetontes Spiel, das von vielen kleinen Fouls geprägt war. Bis auf die sehr schwungvolle Anfangsphase gab es für Borussia also nach der Pause noch einiges zu tun.

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Bartra im Kopfballduell mit Benfica-Kapitän Luisao.

Doppelschlag binnen zwei Minuten

Und direkt nach Wiederanpfiff galt es erstmal eine richtige Schrecksekunde zu verdauen. Semedo gab einen Ball scharf in die Mitte, wo Pisczcek unglücklich über den Ball trat und diesen so für Cervi vorlegte. Der Pole machte seinen Fauxpas aber sofort wieder gut, indem er sich in Cervis Schuss schmiss und das 1:1 fast am Boden liegend mit dem Kopf verhinderte (47.). Ein Weckruf für den BVB, der wenig später erst zweimal durch Aubameyang und beide Male nach Freistoß von Castro die Chance auf das 2:0 vergab. Erst flog ein Fallrückzieher des Gabuners knapp rechts vorbei (49.), dann parierte Ederson gegen seinen Abschluss glänzend (53.), auch wenn der BVB-Stürmer dabei in Abseitsposition stand.

Das Publikum war jetzt wieder voll da, peitschte den BVB nach vorne und der zahlte postwendend zurück. Nach 59 Minuten scheiterte Aubameyang zwar aus kurzer Distanz an Ederson, der Ball blieb aber heiß und Piszczek machte ihn mit einem perfekten Pass durch die Schnittstelle auf Pulisic wieder scharf. Der US-Amerikaner blieb vor Ederson eiskalt und lupfte zum 2:0 ein (59.). Nur zwei Minuten danach rollte der nächste BVB-Angriff, diesmal eingeleitete von einem tollen Diagonalpass Weigls auf Schmelzer, dessen direkte Hereingabe von links Aubameyang in der Mitte nur noch über die Linie drücken musste (61.). Durch den SIGNAL IDUNA PARK fegte ein Orkan der Erleichterung – Borussia stand nun mit einem Bein im Viertelfinale, denn selbst wenn Benfica Lissabon nun noch ein Tor schießen würde, wäre Schwarzgelb sicher weiter.

Und das Zittern blieb aus, es kam sogar noch besser! Zwar zimmerte Castro einen Volleyschuss aus 16 Metern knapp rechts neben den Kasten (66.) und Bartra setzte einen Kopfball nach Ecke noch an den Außenpfosten (84.). Doch Aubameyang besorgte nach Vorlage von Durm wenig später (86.) den mehr als verdienten 4:0-Endstand. Der Jubel kannte keine Grenzen und die Spieler feierten mit den Fans in ihren goldgelb strahlenden Siegertrikots.

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Ausblick:
Das Viertelfinale der Königsklasse wird kommende Woche Freitag (17.3., 12:00 Uhr) in Nyon (Schweiz) ausgelost. Die Hinspiele steigen am 11./12. April, eine Woche später fällt die Entscheidung um den Einzug ins Halbfinale (18./19. April). In der Liga geht es für den BVB am Samstag (15:30 Uhr) bei Hertha BSC weiter.

Teams & Tore

Neues BVB total!-Video: Die Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Benfica Lissabon