Was bleibt hängen nach einem Abend wie diesem? Dass Fußball doch viel mehr ist als die 90 Minuten auf dem Rasen. In einmal mehr beeindruckender Art und Weise haben die Anhänger von Borussia Dortmund ihr feines Gespür für die Situation unter Beweis gestellt – und die von AS Monaco nicht minder.

Nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus zeigte sich, was den Fußball ausmacht: seine verbindende Kraft. Unter dem Hashtag #bedforawayfans hatte sich eine Initiative entwickelt, die Monaco- sowie weither angereisten BVB-Fans Schlafplätze bescherte – und letztlich Freundschaften.

Dem bei dem Anschlag verletzten Marc Bartra gedachte ein Anhänger aus Monaco auf besondere Weise: Er hatte sein Trikot mit der Nummer 5 und dem Namen des BVB-Profis beflocken lassen.

Im Stadion drückte Polit-Prominenz in Person von Bundesinnenminister Thomas de Maizière und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ihre Unterstützung aus – ebenso DFB-Präsident Reinhard Grindel, der statt München das Champions-League-Spiel in Dortmund besuchte. „Wir wollen, dass solche Spiele stattfinden, wir wollen dem Terror nicht weichen“, sagte de Maizière.

Die Mannschaft dokumentierte ihre Solidarität mit ihrem verletzten Mitspieler Marc Bartra deutlich. Alle Feldspieler wärmten sich vor der Partie in T-Shirts mit der Aufschrift „Mucha Fuerza“ auf, was soviel wie „viel Kraft“ bedeutet. Roman Bürki hatte sich das Trikot seines Freundes geschnappt und kurzerhand übergestreift.

Im Stadion war zunächst vieles anders als sonst. Als Norbert Dickel kurz vor Spielbeginn ins Mikro rief: „Und hier ist die Mannschaftsaufstellung von Borussia Dortmund ...“, kam es nur verhalten von den Rängen zurück; umso lauter aber der „Gruß ins Krankenhaus an unsere Nummer fünf: Marc...“ – „BARTRA!!!!“

Beeindruckend einmal mehr die Choreographie der Südtribüne, die über 90 Minuten zu sehen war. „Das ist unglaublich. Ich bin stolz auf diese Fans“, betonte Hans-Joachim Watzke.

Die erste Halbzeit wurde von den Rängen dezent begleitet. Deutliche Aufmunterung gab es für Sven Bender nach dessen Eigentor, viel Beifall zur Pause, ungeachtet des 0:2-Rückstands. In Durchgang zwei war es dann ein Fußballspiel, auf den Rängen und auf dem Rasen. Die Mannschaft wurde stärker – ebenso die Unterstützung durch die Fans. Dass das (Hin-)Spiel am Ende verloren wurde, war eher eine Randnotiz. Auch die rot-weiß gekleideten Fans aus Monaco applaudierten den BVB-Spielern. „Das war für keinen einfach, weder für Euch auf den Rängen, noch für die Mannschaft auf dem Rasen“, bemerkte Stadionsprecher Norbert Dickel.
Boris Rupert

P.S. Gute Besserung, Marc!