Borussia Dortmund hat den Einzug ins Halbfinale der UEFA Champions League verpasst. Nach großem Kampf mussten sich die Schwarzgelben im Rückspiel bei AS Monaco mit 1:3 (0:2) geschlagen geben. Mit großem Applaus verabschiedeten die Fans die Mannschaft.

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Felix Passlack und Marc Bartra

Aus Monaco berichtet Boris Rupert

17.135 Zuschauer im ausverkauften Stade Louis II sahen eine spektakuläre Begegnung mit zahlreichen Torchancen auf beiden Seiten. Zunächst nutzten die Gastgeber zwei Abwehrfehler zur frühen 2:0-Führung durch Mbappé (3.) und Falcao (17.), dann sorgte Reus direkt nach der Pause für neue Hoffnung (48.). Doch mit einem Kontertor schoss Germain die Monegassen in der 81. Minute endgültig ins Halbfinale.

Ausgangslage: 
Nie zuvor war es Borussia Dortmund gelungen, eine Heimniederlage in einem europäischen Wettbewerb auswärts im Rückspiel zu revidieren. Nach dem 2:3 im Hinspiel, entstanden unter dem Eindruck des Attentats tags zuvor auf den Mannschaftsbus sowie unter dem Einfluss einer unglücklichen Schiedsrichter-Entscheidung (das 0:1 war klar abseits), mussten die Schwarzgelben mit 2:0 oder 3:1 gewinnen. Ein Sieg mit einem Treffer Differenz hätte ab vier erzielten Toren den Einzug ins Halbfinale beschert. AS Monaco hatte wettbewerbsübergreifend die letzten elf Partien vor eigenem Publikum gewonnen.

Personalien: 
Marc Bartra war eigens nach Monaco geflogen, um die Mannschaft moralisch zu unterstützen. Wegen der beim Attentat am 11. April erlittenen Verletzungen konnte der Spanier natürlich nicht auflaufen, ebenso die Weltmeister Mario Götze (erkrankt) sowie André Schürrle (verletzt) und Sebastian Rode. Gegenüber dem 3:1-Sieg am vergangenen Samstag gegen Frankfurt gab es drei Änderungen: Ginter, Guerreiro, Durm begannen anstelle von Bender, Schmelzer und Pulisic.

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Taktik:  
Borussia baute das Spiel zunächst über die Außenpositionen in einer 3-2-4-1-Grundordnung auf. Bei Ballbesitz bildeten Piszczek, Sokratis und Ginter eine Dreierkette, zentral davor agierte eine Doppelsechs mit Weigl und Sahin. Durm und Guerreiro besetzten in der gegnerischen Hälfte die Außenpositionen. Im Zentrum dieser offensiven Viererreihe hatten Kagawa und der immer wieder in die Spitze zu Aubameyang vorstoßende Reus ihr Tätigkeitsfeld. War Monaco (wie im Hinspiel im 4-4-2) im Angriff, erweiterten Durm und Guerreiro den Abwehrverband zu einer Fünferkette. Die Monegassen suchten mit Vertikalbällen auf die Außen Silva und Lemar den direkten, schnörkellosen Weg nach vorn.

Ab Mitte der ersten Halbzeit, beim Stand von 0:2, reihte Tuchel seine Elf im 4-2-3-1 auf und beorderte die Außenverteidiger Piszczek und Guerreiro bei Ballbesitz weit nach vorn. Dembélé und Reus machten ihnen Platz, rückten nach innen.

Spielverlauf & Analyse:
Beide Mannschaften überbrückten schnell das Mittelfeld und suchten in einer temporeichen, offensiv geprägten und daher äußerst attraktiven Begegnung den Abschluss. Nach 31 Sekunden hatte der von Guerreiro freigespielte Reus die erste Möglichkeit, doch sein Schuss wurde abgeblockt. Auf der anderen Seite führte Monacos erster Angriff gleich zum 1:0. Durm kam gegen den aufgerückten Linksverteidiger Mendy nicht in den Zweikampf, und Bürki konnte dessen knallharten Schuss aus 18 Metern nur nach vorne abwehren, wo Mbappé blitzschnell reagierte und ihn volley ins Netz beförderte – erst 157 Sekunden waren gespielt.

Nun mussten also drei Tore her für den BVB, der in den ersten 15 Minuten schon zwei Treffer hätte erzielen können. Doch nach Durms Zuspiel brachte Reus den Ball aus etwa zehn Metern zu zentral aufs Tor, so dass Subasic parieren konnte (10.), dann klatschte ein Sahin-Freistoß aus rund 20 Metern an den rechten Innenpfosten (14.).

Sahins Freistoß an den Innenpfosten

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Pech im Abschluss und einige Wackler in der Abwehr begleiteten Borussias 100. Aufritt in der Königsklasse. Nach zwölf Minuten kam Silva freistehend zum Kopfball, aber nicht an Bürki vorbei. Dann war Lemar auf der linken Seite nicht zu stellen und Ginter im Strafraum nicht nah genug an Falcao, der unhaltbar zum 2:0 für Monaco einköpfte (17.).

Dieser Zwischenstand änderte aber nichts daran, dass Borussia drei Treffer benötigte – nun, um die Verlängerung zu erzwingen. Tuchel wechselte früh Personal und Taktik: Dembélé kam für Durm (26.), der nun in einem 4-2-3-1 die rechte Außenposition besetzte. Bis auf eine Standardsituation (Freistoß Reus, 41.) gab es aber keine vielversprechende Abschlusssituation bis zur Halbzeitpause.

Aus dieser kam Borussia mit einem weiteren Wechsel: Schmelzer ersetzte Sahin; Guerreiro sollte die Doppelsechs mit noch mehr Zug zum Tor besetzen als Sahin. Und die Mannschaft hatte sich viel vorgenommen für die letzte der vier Halbzeiten in diesem Viertelfinale. Nach 86 Sekunden versuchte es Kagawa, doch Subasic hielt. Dann setzte sich Dembelé gegen Mendy durch und brachte den Ball von rechts scharf nach innen, Reus veredelte ihn zum Anschlusstreffer (48.).

Reus mit dem schnellen Tor nach der Pause

Mit Leidenschaft kämpfte die Mannschaft um den Verbleib im Wettbewerb. Angetrieben von den etwa 1.500 mitgereisten Fans dominierte Schwarzgelb den zweiten Abschnitt. Monacos Gefährlichkeit blitzte jedoch immer wieder mal auf: Touré zwang Bürki per Kopf zu einer Glanzparade (50.), Falcao setzte einen Konter übers Tor (65.). Für die letzten 20 Minuten kam Pulisic für Guerreiro, doch Monaco konnte sich wieder mehr befreien, scheiterten Mbappé (69.) und Lemar (75.) an Bürki.

Der Wille war da, vielleicht aber fehlten am Ende die Kraft und damit auch die Präzision wie bei Reus’ Schuss von der Strafraumkante, der in die Arme des Keepers flog (74.). Und so kam es dann, wie es kommen musste: Ballverlust im Aufbau, Lemar steckte durch auf den Sekunden zuvor eingewechselten Germain, der mit dem 3:1 die Entscheidung besorgte (81.). Doch auch danach suchten die Borussen weiter den Weg nach vorn – wenn auch ohne Erfolg.

Ausblick: 
Für den BVB gehen die „englischen Wochen“ nahtlos weiter: Am Samstag (18.30 Uhr) tritt er bei Borussia Mönchengladbach an, kommende Woche Mittwoch (20.45 Uhr) zum Pokal-Halbfinale beim FC Bayern München.

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