Elfmeter und Roman Weidenfeller. Das war mal so eine Sache. Entweder flog der Keeper in die rechte Ecke – und der Ball schlug links ein. Oder der Schütze visierte die rechte Seite an – und Weidenfeller entschied sich für links.

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Nein, in jungen Jahren war Roman Weidenfeller wahrlich kein „Elfmeter-Killer“. Einer der stärksten Keeper der Liga, auf der Linie ohnehin ein Riese, hatte bei diesem Duell, bei dem zwischen den beiden Protagonisten genau 10,9728 Meter (12 Yards) liegen sollen, fast immer das Nachsehen.

Erst am 6. März 2005 parierte er in der Liga einen Strafstoß: gegen den Nürnberger Marek Mintal. Doch es dauerte noch weitere fünf Jahre, bis er den zweiten hielt (gegen den Mainzer Polanski am 31.10.2010) – und seitdem zu einem echten „Elfmeter-Killer“ avancierte. Auf dem Weg ins Pokalfinale 2012 und damit dem ersten Double der Vereinsgeschichte parierte Weidenfeller am 20. Dezember 2011 im Elfmeterschießen gegen den Düsseldorfer Thomas Bröker. Vier Monate später stellte seine Parade gegen Bayern Münchens Arjen Robben die Weichen auf Titelverteidigung in der Bundesliga. Und der Ex-Schalker Kevin-Prince Boateng ging deshalb als erster Schalker Fehlschütze vom Elfmeterpunkt in die Derbygeschichte ein, weil er am 26. Oktober 2013 in Roman Weidenfeller seinen Meister fand.

Drei Jahre später hievten Weidenfellers Paraden Borussia Dortmund ins Achtelfinale des DFB-Pokals. Er wehrte gegen Felix Kroos und gegen Stephan Fürstner ab und zog den Berlinern damit den Zahn. „Es ist letzten Endes auch das Näschen und ein bisschen das Gefühl“, meinte der Routinier nach seinem 436. Pflichtspiel für Borussia Dortmund: „Im Elfmeterschießen ist es mir sehr wichtig, eine gewisse Ruhe auszustrahlen und der Mannschaft das Gefühl zu geben, dass wir das schon schaukeln werden.“

Je älter, desto mehr Elfmeter hält Weidenfeller

Zudem hatte er in seinem Torwart-Trainer Wolfgang „Teddy“ de Beer einen wertvollen Unterstützer. Der Pokal-Held von 1989 hatte nämlich vor der Partie intensives Video-Studium betrieben. „Fürstner und Kroos! Heute Nachmittag noch geguckt“, rief der 52-Jährige lachend und streckte einen zusammengefalteten DIN-A4-Zettel mit den Berliner Schützen in die Luft.

Bei aller Euphorie, bei allem Adrenalin, stellte Weidenfeller hinterher nüchtern fest: „Wir hätten es nicht so spannend machen dürfen und haben uns nicht mit Ruhm bekleckert.“ Aber sie sind eine Runde weiter, die Borussen – dank ihres 36 Jahre alten Routiniers.
Boris Rupert