Borussia Dortmund steht zum sechsten Mal hintereinander im Viertelfinale des DFB-Pokals. Nur noch zwei Siege trennen die Borussia vom großen Ziel, der erneuten Fahrt nach Berlin. Die Partie gegen Hertha BSC war allerdings das erwartet harte Stück Arbeit und wurde erst in einem Elfmeter-Krimi entschieden.

Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit, in der die Gäste allerdings die etwas besseren Chancen hatten und eine davon zur 1:0-Führung durch Kalou (27.) nutzen konnten, spielte in den zweiten 45 Minuten nur noch Schwarzgelb. Marco Reus (47.) traf zum 1:1, nachdem zuvor Ousmane Dembélé am Pfosten gescheitert war. Danach wurden jedoch beste Chancen nicht verwertet (Reus/50., Aubameyang/57., Guerreiro/66.).

Viele Chancen, wenig Abschlussglück

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„Wir hatten so viele Möglichkeiten, haben so viele Chancen herausgespielt. Damit hatte ich gegen die Hertha gar nicht gerechnet“, sagte Thomas Tuchel. Der BVB-Trainer legte auch den Finger in die Wunde, denn die „Ausstrahlung und der Spirit“ – wie er sagte – hatten gestimmt, allerdings habe auch erneut „das Abschlussglück, der Punch, der allerletzte Wille, die Sache zu entscheiden“, gefehlt. Auf ähnliche Art und Weise hatte die Borussia die Partien in Bremen (2:1) sowie gegen Leipzig (1:0) bereits unnötig spannend gemacht und in Mainz (1:1) zwei Punkte verspielt.

Ähnlich sah es auch Julian Weigl. Der 21-Jährige, der als Siebter Elfmeterschütze vorgesehen und froh war, nicht eingreifen zu müssen, kritisierte: „Unser Manko war wieder einmal, das zweite Tor nicht gemacht zu haben. Wir waren nicht mit der letzten Konsequenz dabei. Wir hatten genug Chancen, das Spiel zu entscheiden.“ Die letzte Großchance in der regulären Spielzeit hatte Dembélé, der in der 81. Minute das Leder knapp links neben den Pfosten setzte.

Apropos Dembelé: Der Franzose war erneut ein Schwungrad im Spiel des BVB, Ende der ersten Hälfte der Verlängerung musste er sich jedoch fünf Minuten behandeln lassen. Unter normalen Umständen hätte er sicher nicht weiterspielen können. Da Schwarzgelb aber bereits vier Mal gewechselt hatte, drei Mal davon verletzungsbedingt (Schmelzer, Piszczek, Reus) bzw. um Verletzungen vorzubeugen, biss der 19-Jährige auf die Zähne, stand weiter auf dem Platz, stellte sich, weil er nicht mehr richtig laufen konnte, mehr oder weniger in die gegnerische Hälfte, band so zumindest einen Berliner. Zur Überraschung aller meldete sich der Franzose bei der Nominierung der Elfmeterschützen. „Wir haben ihn gefragt, ob er kann. Er hat dann gesagt, er wolle den ersten schießen“, berichtete ein staunender Trainer, dessen „Zuversicht wuchs, als er dann immerhin schon mal den Weg zum Punkt geschafft hat“.

„Das Spiel hat sehr, sehr viel Kraft gekostet“, erkannte Julian Weigl. Weswegen es in der Verlängerung auf beiden Seiten auch kaum noch Torszenen gab. „Bis zum Elfmeterschießen war mir sogar ein bisschen kalt“, sagte Roman Bürki angesichts der fast ausschließlich auf die Defensive konzentrierten Berliner. In der „Strafstoß-Lotterie“ war der Schweizer allerdings auf Betriebstemperatur, fast schon „on fire“.

Der nächste Roman als Held im Elfmeterschießen

Nachdem Lustenberger den Ball an die Latte geschossen hatte, parierte er gegen seinen ehemaligen Freiburger Kollegen Darida, bei Essweins Schuss in die Mitte, war er noch mit dem Bein dran, konnte aber das Tor nicht verhindern, und Allaguis Versuch hatte er eigentlich gehalten, ehe der Ball mit viel Rückwärtsdrall doch noch über die Torlinie rollte. Thomas Tuchel: „Riesenlob an Roman Bürki. Er war bei jedem Elfmeter, der aufs Tor ging, dran.“ In Runde zwei hatte Roman Weidenfeller gegen Union Berlin pariert.

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Weil bis auf Puisic allerdings alle Borussen verwandelten, standen am Ende ein hochverdienter Sieg über die Berliner Hertha und der Einzug ins Viertelfinale. Gegner dort sind die Sportfreunde Lotte. Der Drittligist hat die Runde der letzten Acht durch Erfolge gegen Werder Bremen, Bayer Leverkusen und 1860 München erreicht.

Matthias Ginter blickte nach der Auslosung bereits voraus: „In Lotte wird es erneut ein richtiger Pokalfight. Es kommt so ein bisschen Erstrunden-Feeling auf, aber wir werden uns ganz normal vorbereiten und wollen unbedingt eine Runde weiterkommen.“ (gh/br)