24. Juni 1989, eines der wichtigsten Daten in der Vereinshistorie. Nach 23 titellosen Jahren gewinnt Borussia Dortmund den DFB-Pokal. Das 4:1 gegen Werder Bremen ist der Startschuss zu einer erfolgreichen Epoche, die im Champions-League-Sieg 1997 gipfelt.

45 Minuten vor dem Spiel: Bremens Trainer Otto Rehhagel hat seine Mannschaftsaufstellung längst mitgeteilt – Horst Köppel wartet weiter ab. Lediglich zehn Dortmunder Akteure stehen zu diesem Zeitpunkt auf dem Spielberichtsbogen. Ist er sich doch nicht mehr so sicher, Norbert Dickel von Beginn an bringen zu können? Präsident Gerd Niebaum und Mittelfeldspieler Michael Zorc haben am Vorabend auf ihn eingeredet, den lange verletzten Torjäger, der tags vor dem Finale erstmals (unter Schmerzen, die er verheimlicht) mit der Mannschaft trainieren kann, einzusetzen. Niebaum soll Köppel flehentlich gebeten haben: „Bitte, stell den Norbert auf – der soll spielen, solange es geht.“

Eine halbe Stunde vor dem Anstoß setzt Köppel  den fehlenden Namen ein: Norbert Dickel.

Die Borussia beginnt sehr reserviert, Bremen trifft durch Karlheinz Riedle (der später zu Dortmund wechselt) – 0:1 (15.). Sechs Minuten später setzt ihn Frank Mill in Szene, Bratseth kommt nicht mehr an den Ball, und der Dortmunder steht alleine vor Werder-Torhüter Oliver Reck: 1:1. Für den BVB ist alles drin.

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In der Kabine schwört sich die Mannschaft auf die zweite Hälfte ein: „So stark sind die nicht.“ Dann geht alles schnell: Mill rettet auf der eigenen Torlinie und köpft das 2:1 für den BVB (58.). Dickel treibt nur das eine Ziel an: „Irgendwie noch eine Hütte machen!“ Taktische Planspielchen werden über den Haufen geworfen. „Wir haben nicht 4-3-3 oder 4-4-2 gespielt, sondern Alle-gegen-Werder“.

Es beginnt die 73. Minute: Mill geht auf der rechten Seite auf und davon, zieht ab, Reck kann nur noch mit dem Fuß abwehren, aber Mill setzt nach, spitzelt den Ball zu Dickel – und der nimmt Vollspann Maß, „weil ich ja wusste, wie weh der Schuss mit der Innenseite tun würde“. Er trifft die Kugel optimal. Sie schlägt hinter Reck ein.  Michael Lusch erhöht noch auf 4:1 (74.) – der Endstand. Dortmund feiert den ersten Titel seit 1966.

Irgendwann am nächsten Tag wendet sich der Pilot an die Fluggäste: „Sie werden in Dortmund erwartet. Laut Polizei geht rund um den Flughafen gar nichts mehr. Und wenn ich sage gar nichts mehr, dann meine ich gar nichts mehr.“ Rund 30 000 Menschen warten in Wickede auf ihre Helden, hunderttausende sind es in der Stadt. (sf)