Nur ein Punkt trotz über 60 Minuten in Überzahl, gleich zwei verletzte Spieler, darunter einer, der nach sieben Wochen Pause erst gerade sein Comeback gegeben hat. Es gibt wahrlich schönere Tage im Leben eines Fußball-Trainers. „Wir sind enttäuscht. Dortmund muss in Freiburg gewinnen“, stellte Peter Bosz daher auch fest. Seiner ganzen Mannschaft ging es ähnlich. Jetzt gilt es, diese Enttäuschung zu kanalisieren. Schon am Mittwoch wartet Tottenham Hotspur.

Dann, im ersten Spiel der Champions-League-Gruppenphase, wird der BVB die Möglichkeit bekommen, das „nicht ganz zufriedenstellende“ Ergebnis von Freiburg, so Michael Zorc, schnell vergessen zu lassen. Auch wenn die Aufgabe in London beileibe keine einfache ist: Der Gegner im Wembley Stadion dürfte dem BVB etwas besser liegen. Denn der SC Freiburg agierte derart defensiv, nach dem Platzverweis nach einer guten halben Stunde so destruktiv, dabei aber taktisch höchst diszipliniert, dass fast jedes Team große Schwierigkeiten bekommen hätten, ein Tor zu erzielen. So werden die Spurs Mitte der Woche sicherlich nicht auftreten.

Spurs liegen den Schwarzgelben besser

Bild

Schließlich wollen auch die Engländer in der UEFA Champions League etwas reißen, sich in der schweren Gruppe mit Borussia Dortmund, Real Madrid und APOEL Nikosia behaupten. In der Premier League steht Tottenham nach vier Spieltagen auf Platz fünf, hat am Samstag den FC Everton souverän mit 3:0 vom Platz gefegt. Schon sieben Mal trafen sie seit Saisonbeginn. In jedem Spiel – auch bei der Niederlage gegen Chelsea am 2. Spieltag – gelang mindestens ein Treffer. Mauern wie der SC Freiburg? Sicher nicht der Stil der Spurs. Und das kommt dem BVB entgegen.

Wenn der Gegner nämlich selbst den Weg nach vorne sucht, entstehen eben jene Räume, in denen die Mannschaft von Peter Bosz sich besonders wohl fühlt, in denen sie ihr blitzschnelles Angriffs- und Umschaltspiel umsetzen kann. Dass es in London einen ähnlich kuriosen Spielverlauf wie in Freiburg geben wird, ist ohnehin nahezu ausgeschlossen. Einfach erstaunlich, dass die Rote Karte für den Sport-Club, die eigentlich dem BVB einen Vorteil hätte verschaffen müssen, am Ende sogar den Hausherren mehr in die Karten spielte. Denn so konnte sich Freiburg voll und ganz auf die Abwehrarbeit konzentrieren. Niemand erwartete mehr schnelles Konter- oder Umschaltspiel von den Breisgauern.

Bild

Ob Marc Bartra am Mittwoch einsatzbereit sein wird, ist zumindest fraglich. Der Spanier klagte über Aduktorenprobleme. Die Hoffnung bleibt, dass seine Auswechslung nach etwas mehr als einer Viertelstunde früh genug kam. Bei Marcel Schmelzer hingegen ist ein Einsatz ausgeschlossen. Am gerade erst verheilten Fuß traf ihn Ravet. Schmelzer sprach von „höllischen Schmerzen“. Die Diagnose kam am Sonntagnachmittag: Außenband-Teilriss im Sprunggelenk. Sechs Wochen Pause für den Kapitän. Schlimmer als befürchtet.

BVB bleibt Spitzenreiter!

Nicht ganz so schlimm wie befürchtet stellte sich am Ende zumindest das 0:0 in Freiburg heraus. Denn trotz aller berechtigter Enttäuschung: Es war keine Niederlage! Der BVB bleibt mit dem Punktgewinn nach der Niederlage des FC Bayern am Samstagabend in der Bundesliga sogar auch nach dem 3. Spieltag in jedem Fall Tabellenführer. Die Schwarzgelben sind zudem die einzige Mannschaft der Liga, die noch kein Gegentor hinnehmen musste. Und mit Julian Weigl gab am Samstag bei der U23 zumindest einer der Langzeitverletzten sein Comeback und konnte Spielpraxis sammeln. Genug Anhaltspunkte, um positiv und selbstbewusst in die kommenden Spiele gegen Tottenham und den 1. FC Köln zu gehen.
Dennis-Julian Gottschlich