Borussia Dortmund bleibt auch im vierten Pflichtspiel in Folge ungeschlagen, muss aber erstmals in dieser Bundesliga-Saison Punkte abgeben. Beim Sport-Club Freiburg reichte es am 3. Spieltag trotz 60 Minuten Überzahl nur zu einem 0:0 (0:0)-Unentschieden.

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

Vor 24.000 Zuschauern im ausverkauften Schwarzwaldstadion entwickelte sich ein extrem zähes Spiel, weil Freiburg destruktiv agierte und mit der kompletten Mannschaft den eigenen Strafraum verbarrikadierte. Hinzu kamen die Verletzungen von Bartra (18.) ohne Fremdeinwirkung und Schmelzer, der nach einem rüden Foul von Ravet vom Platz getragen werden musste. Der Freiburger kassierte erst Gelb, dann schaltete sich der Videoassistent hinzu, und Ravet wurde doch mit glatt Rot vom Platz gestellt (29.). Das machte es für den BVB aber eigentlich noch schwerer, denn die Breisgauer trauten sich nun gar nicht mehr hinten raus und Schwarzgelb konnte das Abwehrbollwerk nicht mehr überwinden.

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Toprak kommt nach einer guten halben Stunde rein und ersetzt Schmelzer.

Ausgangslage:
Borussia reiste ohne Punktverlust und Gegentor in den Breisgau und traf dort auf einen Gegner, der mit erst einem Zähler und schon vier Gegentoren eher durchwachsen gestartet war. Im direkten Vergleich mit dem SC hatte der BVB die letzten zwölf Duelle allesamt gewonnen. Auf dem Papier waren die Schwarzgelben also klarer Favorit, auch wenn Trainer Peter Bosz warnte: „Das wird nicht einfach. Alle Spieler müssen top eingestellt sein für ein Top-Resultat.“

Personalien:
Schmelzer kehrte nach sieben Wochen Verletzungspause für Zagadou direkt in die Startelf des BVB zurück, in der Peter Bosz ansonsten keine Änderungen im Vergleich zum Sieg gegen Hertha BSC vor der Länderspielpause vornahm. Weiterhin nicht einsatzbereit waren Durm (Hüftprobleme), Guerreiro (Reha nach Fußbruch), Reus (Kreuzbandteilriss), Rode (Stressreaktion am Schambein) und Schürrle (Faserriss). Auch die Ausfallliste bei Freiburg war lang: Gulde (Rückenprobleme), Kempf (Muskelfaserriss), Niedermeier (Aufbautraining), Höfler (Gelb-Rot-Sperre), Meffert (Reha) und Guedé (Aufbautraining) waren nicht dabei.

Taktik:
Während der BVB wie in allen Pflichtspielen in dieser Saison in einer 4-3-3-Grundordnung antrat, wechselte Freiburgs Trainer Streich nicht nur Personal, sondern auch das System, stellte um auf 4-4-2 – und seine Elf tief hinten rein. Bei Dortmunder Ballbesitz waren alle zehn Feldspieler in einem Korridor von etwa 15 Metern platziert. Vor den beiden Viererreihen leisteten auch die beiden Stürmer viel Lauf- und Verteidigungsarbeit.

Spielverlauf & Analyse:
Der BVB behauptete fast 80 Prozent Ballbesitz (!!), konnte damit aber nur wenig anfangen, denn Freiburg stand kompakt, machte die Räume eng und ließ kaum etwas zu. Götzes geblockte Direktabnahme aus etwa 14 Metern (9.) und ein Kopfball von Aubameyang aus sieben Metern, den der Gabuner aber nicht aufs Tor drücken konnte (11.), waren die einzig nennenswerten Gefahrenmomente, die Schwarzgelb für lange Zeit erzeugen konnte. Freiburg hingegen beschränkte sich aufs Kontern, hatte durch Kleindienst bereits nach sechs Minuten die erste richtig dicke Chance. Bürki behielt im Eins gegen Eins mit dem Stürmer aber die Nerven und verhinderten den frühen Rückstand.

Bitter: Schmelzer und Bartra verletzt raus

Ähnlich schlimm wie ein möglicher Rückstand war allerdings die Tatsache, dass Peter Bosz bereits nach 30 Minuten zwei Mal verletzungsbedingt auswechseln musste. Erst fasste sich Bartra an die Adduktoren und musste durch Toprak ersetzt werden (18.). Elf Minuten später foulte Ravet den gerade erst wiedergenesenen Schmelzer rüde im Mittelfeld. Er musste lange am Sprunggelenk behandelt werden und wurde dann schlussendlich vom Platz getragen. Extrem bitter für den Kapitän und den BVB, der nun mit Zagadou auf der defensiven linken Außenbahn weiterspielte. Ravet kassierte zunächst Gelb. Während der Behandlungspause schaltete sich aus Köln dann aber der Videoassistent ein, und Schiedsrichter Benjamin Cortus änderte seine Entscheidung, zückte für das üble Einsteigen Ravets nun die Rote Karte.

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Gute Besserung! BVB-Kapitän Schmelzer liegt nach einem Foul mit Schmerzen am Boden, muss noch während des Spiels ins Krankenhaus gebracht werden.

Mit einem Mann weniger zog sich Freiburg noch weiter zurück, verrammelte den eigenen Strafraum mit allen neun verbliebenen Feldspielern. Die Partie ähnelte zeitweise eher Handball als Fußball, denn Borussia spielte auf der Suche nach Lücken immer wieder im Halbkreis um den Strafraum herum. Sahin (40.) scheiterte mit einem Distanzschuss an Schwolow, auch Aubameyangs Versuch aus 15 Metern führte nicht zum Erfolg (43.). Mehr war am Ende nicht drin für den BVB in den ersten 45 Minuten.

Yarmolenkos Debüt nicht von Erfolg gekrönt

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Sahin dirigierte im Mittelfeld.

Und auch nach der Pause wurde es nicht einfacher für Borussia Dortmund. Freiburg fand offensiv nun überhaupt nicht mehr statt, war nur noch darauf bedacht, das 0:0 irgendwie über die Zeit zu retten. Mit zunehmender Spieldauer kam der BVB dann aber doch zu immer besseren Gelegenheiten. Schwolow parierte stark gegen Pulisics Drehschuss (47.), Aubameyang köpfte knapp drüber (54.) und verpasste dann am langen Pfosten ganz knapp eine Flanke von Castro, genauso wie die hinter ihm postierten Pulisic und Zagadou (56.). Kurz darauf strich erst ein Dropkick von Piszczek am Tor vorbei (62.), dann bekam Philipp einen Abpraller zwölf Meter vor dem Tor vor die Füße, schlenzte aber knapp oben rechts vorbei (64.) und auch Piszczek köpfte aus neun Metern ganz knapp am langen Pfosten vorbei (81.).

Seine letzte Option zog Peter Bosz zwei Minuten zuvor, als Yarmolenko sein Debüt im BVB-Trikot gab und für Götze reinkam. Auch der Ukrainer konnte den Ball aber nicht mehr im Tor unterbringen. In der Nachspielzeit wurde es nochmal hektisch, weil Piszczek im Luftduell mit Stenzel im Strafraum dessen Ellbogen an die Schläfe bekam und blutend am Boden liegen blieb. Nochmal schaltete der Schiri seinen Videoassistenten ein, entschied aber auf Eckball und nicht auf Strafstoß.

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Ausblick:
Gefühlt beginnt die Saison erst jetzt so richtig: Weitere sechs Spiele folgen für Borussia Dortmund in den kommenden 20 Tagen. Den Beginn macht die Reise zum Champions-League-Spiel bei Tottenham Hotspur am Mittwoch (20:45 Uhr). Nächste Woche Sonntag ist dann in der Liga der 1. FC Köln in Dortmund zu Gast (17.09., 18:00 Uhr).

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