„Super Spiel, so müsste die Bundesliga immer sein“, titelte bild.de noch am Samstagabend mit Blick auf das Duell von Borussia Dortmund mit Leipzig, dass der BVB denkbar knapp mit 2:3 verloren hatte. Klar, für den neutralen Beobachter und natürlich auch für die Leipzig-Fans war es genau das: ein extrem unterhaltsames Bundesliga-Spiel auf hohem Niveau. Platzverweise, Elfmeter, hohes Tempo, Torchancen.

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Das Spiel hatte alles, was ein spannendes Bundesliga-Spiel braucht. Für alle Schwarzgelben war es am Ende aber auch das bittere Gefühl, erstmals nach über zweieinhalb Jahren oder 41 Partien wieder ein Heimspiel verloren zu haben. Nicht nur den Fans, auch den Akteuren auf und neben dem Feld war der Frust deshalb anzumerken.

„Klar ist es bitter, Zuhause nach so langer Zeit wieder zu verlieren. Das wollten wir vermeiden“, sagte Gonzalo Castro, der den Grund für die Pleite wie seine Kollegen auch bei der eigenen Mannschaft suchte: „Wir haben in der ersten Halbzeit zwei zu einfache Gegentore zugelassen, das darf uns nicht passieren.“  Nichtsdestotrotz gilt es die Enttäuschung nun zu kanalisieren, für die wichtigen Spiele, die in den nächsten Wochen auf den BVB warten. Besonders für das Duell mit Nikosia am Dienstag in der UEFA Champions League. Denn dort will das Team von Peter Bosz die Niederlage gegen Leipzig vergessen machen und endlich die ersten Punkte in der Königsklasse in dieser Spielzeit einfahren.

Schonungslose Analyse

„Dienstag ist das nächste Spiel. Es geht schnell weiter. Wir müssen Leipzig so schnell wie möglich abhaken. Es ist passiert, deshalb müssen wir umso schneller nach vorne schauen“, richtete Castro denn auch sogleich den Blick nach vorne. Julian Weigl tat es ihm gleich: „Wir dürfen den Kopf jetzt nicht komplett in den Sand stecken. Am Dienstag geht es schon weiter. Wir haben nicht alles schlecht gemacht, haben nach der Pause nochmal alles gegeben, haben Kampfgeist gezeigt und Moral“, so der Mittelfeldspieler, der erst zur zweiten Halbzeit in die Partie kam.

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Die Analyse des Leipzig-Spiels wird am Sonntag trotzdem sicherlich schonungslos ausfallen. Zu viel hatte BVB-Coach Peter Bosz schon auf der Pressekonferenz nach der Partie zu bemängeln. „Auch wenn Leipzig gut gepresst und viel Druck auf uns ausgeübt hat: Wir haben es nicht gut gelöst“, sagte Bosz, „wir haben zu oft zum Torwart zurückgespielt. Unsere kreativen Spieler sind vorne. Wenn wir häufig zum Torwart zurückspielen, und der den langen Ball spielen muss, ist das nicht gut. Das ist nicht unser Spiel.“ Bei aller Kritik hatte aber auch der Niederländer gerade nach der Pause noch positive Dinge gesehen: „Die Mannschaft hat nach dem 1:3 gut reagiert. Die Jungs haben gekämpft in der zweiten Halbzeit“, so Bosz.

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Gipfeltreffen gegen die Bayern?

Kampf allein wird am kommenden Dienstag in Nikosia nicht reichen. Vielleicht aber kam dieser kleine Dämpfer für den BVB zum richtigen Zeitpunkt, um das Bewusstsein zu schärfen und in den kommenden Wochen in der Spur zu bleiben. Will man auch nach der Winterpause auf internationalem Parkett dabei sein, ist ein Sieg auf Zypern und auch im Rückspiel gegen Nikosia Anfang November schon fast Pflicht. Auch in das Pokal-Duell mit dem 1. FC Magdeburg geht der BVB als Favorit und will als Titelverteidiger natürlich eine Runde weiterkommen. In der Bundesliga bleibt Borussia Dortmund trotz der Niederlage Tabellenführer. Allerdings ist der Vorsprung auf den FC Bayern auf zwei Punkte geschmolzen. Es folgen die Spiele in Frankfurt und Hannover, ehe es in drei Wochen zum Spitzenspiel gegen München kommt. Riecht verdächtig nach einem Gipfeltreffen. Umso wichtiger ist es, nun nach vorne zu schauen.
Dennis-Julian Gottschlich