Ein problematisches Spieljahr – die in Hans-Joachim Watzkes Augen „schwierigste Saison seit der Beinahe-Insolvenz“ im Jahr 2005 – endet für Borussia Dortmund auf Tabellenplatz vier. Mit der Teilnahme an der UEFA Champions League ist das wichtigste Saisonziel erreicht. Auf der letzten Felge rettete sich Schwarzgelb ins Ziel.

„Aber eins, aber eins, das bleibt besteh’n: Borussia Dortmund wird nie untergeh’n“, schallte es aus dem schwarzgelben Block nach der 1:3-Niederlage bei der TSG Hoffenheim. Die Fans bewiesen ein Gespür dafür, dass eine Saison, die mit dem Wechsel-Theater um Ousmane Dembélé begann, die belastet war von den Eindrücken des Anschlags vor 13 Monaten, die geprägt war in der Hinrunde von Verletzungen und zu Beginn der Rückrunde vom schwierigen Abgang des besten Torschützen Pierre-Emerick Aubameyang, die rein tabellarisch mit dem Erreichen des Minimalziels endete, einer differenzierten, kritischen Bewertung bedarf.

„Wir sind überhaupt nicht zufrieden“

„Wir werden das intensiv analysieren. Wir sind überhaupt nicht zufrieden“, sagte Watzke nach einer Saison, die einer Fahrt auf der Achterbahn glich: Bester Start der Vereinsgeschichte, dann eine Sieglosphase, wie es sie gefühlt zuletzt gegeben hatte in den Achtzigern, ein Trainerwechsel, dem eine Serie von zwölf Spielen ohne Niederlage in der Liga und dem zwischenzeitlichen Sprung auf Platz zwei folgte – und nun, in einem dramatischen Finish, immerhin noch Platz vier bescherte. Das Polster auf Rang fünf war kurz vor Ultimo auf zwei Tore geschrumpft, und dann gab es Elfmeter für Leverkusen im Fernduell, den erst der Video-Referee einkassierte.

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„Es war nicht souverän, es war glücklich“, betonte Sportdirektor Michael Zorc nach dem Abpfiff der Spielzeit 2017/18: „Wir hatten so viele Probleme zu bewältigen in einem Jahr, die normalerweise für drei Saisons reichen.“

„Mit einem blauen Auge davongekommen“

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Das Spiel in Hoffenheim: ein Spiegelbild der Saison. Einer ansprechenden ersten Hälfte mit zwei guten Chancen für Raphael Guerreiro in der Anfangsphase, die TSG-Keeper Baumann jeweils vereitelte, einer Top-Möglichkeit für André Schürrle zum 1:1, dem tatsächlichen Ausgleich dann durch Marco Reus zu Beginn des zweiten Durchgangs (sein 99. Bundesliga-Tor) folgte der Tanz auf der Rasierklinge. Mit den Toren zum 2:1 und 3:1 zog die TSG am BVB vorbei – und Bayer Leverkusen rückte gefährlich nah heran. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen. Uns wurde auch heute wieder aufgezeigt, dass wir nicht den Fußball spielen, den wir eigentlich spielen wollen“, bemerkte Julian Weigl. Und Nuri Sahin betonte ungeschminkt: „Wir müssen ganz ehrlich sein: Dieses Jahr waren wir einfach nicht besser als Platz vier. Am Ende bin ich froh, dass wir es über Ziellinie gerettet haben.“

„Eine Saison wie diese nicht nochmal erleben“

Peter Stöger, der die Mannschaft auf Rang acht übernommen und auf Platz vier ins Ziel gebracht hat (Zorc: „Er hat Ergebnisse erzielt, den Klub stabilisiert und den Auftrag, den er hatte, erfüllt“), geht als Bundesliga-Trainer No. 41 in die BVB-Geschichte ein, verbunden mit einem großen Dank aller Borussen. Der Wiener äußerte, „dass ein neuer Reiz dem Verein möglicherweise guttut, und der ist am einfachsten zu setzen mit einem neuen Trainer“. Michael Zorc kündigte an: „Wir werden uns neu aufstellen, damit wir eine Saison wie diese nicht nochmal erleben.“
Boris Rupert