Bundesliga-Tabellenführer und Pokal-Titelverteidiger Borussia Dortmund hat in der Magdeburger Börde trotz heißer Stimmung auf den Rängen nichts anbrennen lassen und zog souverän und seriös ins Achtelfinale ein.

Aus Magdeburg berichtet Boris Rupert

Wenn eine Mannschaft mit Aufstiegsambitionen nach saison- und wettbewerbsübergreifend sieben Heimsiegen in Serie ein Punktspiel vor eigener Kulisse „abschenkt“, wie es in den Katakomben hieß, und beim 0:3 am vergangenen Samstag gegen Unterhaching „mit den Gedanken schon beim Spiel des Jahrzehnts“ war, der konnte sich vorstellen, was Borussia Dortmund erwarten würde.

Das Stadion brannte. Buchstäblich sogar. Der Mythos von 1974, als der 1. FC Magdeburg als erster und einziger Klub der ehemaligen DDR einen Europapokal gewann, wurde besungen und beschworen vor und während der Partie gegen einen der ganz Großen im deutschen Fußball. Obwohl die rund 2000 BVB-Fans 90 Minuten lang ununterbrochen Unterstützung leisteten, waren sie doch über weite Strecken der Partie kaum zu hören.

„Mit dem 1:0 läuft es dann einfacher“

Doch am Ende durften sie jubeln, über einen hochverdienten 5:0-Auswärtssieg beim Zweiten der dritten Liga. „Wir haben sie in keiner Minute kommen lassen, hatten von Anfang an den Ballbesitz“, meinte Mittelfeldspieler Gonzalo Castro: „Und mit dem 1:0 läuft es dann einfacher. Wir haben es souverän gemacht.“

Dortmund hatte den Ballbesitz (74 Prozent) und blieb ruhig, als sich nach der verpassten Großchance zu Beginn – Philipp an den Pfosten, den Nachschuss von Isak hält der Torhüter überragend – nur einmal eine weitere Lücke auftat, die Yarmolenko zu einer neuerlichen Prüfung für Magdeburgs Schlussmann nutzte (22.). Denn es war klar: Dieses läuferische Engagement konnte der Gegner niemals über 60 oder gar 90 Minuten aufrechterhalten.

„Ich war dann an der richtigen Stelle“

Zwei Tore kurz vor und nach der Pause brachen dann auch den Glauben beim couragierten Drittligisten. Unmittelbar nach seiner Einwechselung (für den verletzten Dahoud) sorgte Castro in der 42. Minute für das beruhigende 1:0. „Ich war dann an der richtigen Stelle. Andrey und Alex haben das richtig gut vorbereitet. Es war nicht schwer, den Ball über die Linie zu drücken“, erklärte der Torschütze und bedankte sich bei seinen Mitspielern Isak und Yarmolenko.

Keine zwei Minuten später vollendete der 18 Jahre junge Schwede Alexander Isak einen selbst eingeleiteten und über Shinji Kagawa, Andrey Yarmolenko und Maximilian Philipp vorgetragenen Angriff zum 2:0 für den BVB. „Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. 5:0 in Magdeburg zu gewinnen, ist ein gutes Resultat“, sagte Peter Bosz: „Das 1:0 vor der Halbzeit und das 2:0 direkt danach haben uns sehr geholfen. Danach haben wir auch guten Fußball gespielt.“ 10:0 lautete am Ende das Chancenverhältnis.

Der Abend der Comebacks

Zugleich konnte der Coach zwei Rückkehrern nach langen Verletzungspausen Spielpraxis verschaffen: André Schürrle und Raphael Guerreiro feierten ihr Comeback. „Ich bin sehr glücklich, dass ich endlich wieder gespielt habe“, sagte der Portugiese, der beim Confed-Cup im Juni einen Knöchelbruch erlitten hatte.

Schürrle, Guerreiro und Marcel Schmelzer sind also zurück. Pierre-Emerick Aubameyang, Christian Pulisic und Julian Weigl fehlten lediglich wegen leichter Blessuren. Und wenn die Zerrung bei Ömer Toprak ausgeheilt ist, verkürzt sich die Ausfallliste auf Lukasz Piszczek, Marco Reus, Sebastian Rode und Erik Durm. Das ist immer noch nicht „schön“, aber deutlich besser, als wenn – wie beim 2:2 in Frankfurt – allein sechs (!) Abwehrspieler fehlen.

„Wichtiges Erfolgserlebnis“

Das Personal ist zurück – und auch das Selbstvertrauen. Mit Blick auf die „nächsten schweren Spiele ist es wichtig, so ein Erfolgserlebnis mitzunehmen“, bemerkte Gonzalo Castro.

Bereits am Samstag steht das nächste Auswärtsspiel an – das vierte in Serie –, wenn Borussia Dortmund bei Hannover 96 gastiert.

Fakten: 17. Auswärtssieg in Serie
Interview: Raphael Guerreiro
Spielbericht: 5:0 in Magdeburg