Titelverteidiger Borussia Dortmund ist nach einem 1:2 (0:2) beim FC Bayern München im Achtelfinale des DFB-Pokals ausgeschieden. In einer über weite Strecken zunächst einseitigen Partie kam der BVB erst spät richtig gut ins Spiel, bäumte sich auf und hatte Chancen zum Ausgleich. Am Ende konnte man die Allianz-Arena trotz der Niederlage erhobenen Hauptes verlassen.

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

75.000 Zuschauer in der ausverkauften Münchener Arena sahen 60 Minuten dominante Bayern, die schon frühn mit 1:0 durch Boateng in Führung gingen (12.). Alaba verhinderte auf der anderen Seite gegen Yarmolenko bei der einzigen richtigen BVB-Chance des ersten Durchgangs das 1:1 (35.). Fünf Minuten später erhöhte dann Müller zum verdienten 2:0 für überlegene Gastgeber (40.). Nach der Pause beherrschten die Bayern zunächst weiterhin die Partie, Borussia kam aber nach gut einer Stunde nochmal auf, markierte durch Yarmolenko das 1:2 (77.) und wäre durch Toljan (80.), Schürrle (85.) und Isak (90.+2) beinahe noch zum Ausgleich gekommen.

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Ausgangslage:
„Für mich persönlich ist das ein echtes Highlight. Ein Pokalspiel zum Ende des Jahres mit Dortmund gegen Bayern toppt das Ganze“, sagte Peter Stöger vor dem Hit in München, wo sich der BVB zwar in der Außenseiterrolle sah, aber trotzdem etwas ausrechnete. Schließlich waren die Schwarzgelben zuletzt sogar zweimal in München im Pokal ins Finale eingezogen (2015 und im April diesen Jahres). Hinzu kamen drei Siege in München in der Liga seit Eröffnung der Allianz Arena 2005, womit Borussia Dortmund der einzige Klub war, der als Gast schon fünf Mal in München gewinnen konnte.

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Jupp Heynckes und Peter Stöger betreten die Allianz Arena.

Personalien:
Aubameyang konnte seine Hüftprobleme nicht rechtzeitig auskurieren und fehlte Peter Stöger wie auch Larsen, Philipp, Castro, Götze, Piszczek, Reus, Rode, Sancho und Durm. Für Aubameyang rückte Bartra in die Startformation, ansonsten begann dieselbe Elf wie schon zuletzt gegen Hoffenheim und Mainz. Die Bayern mussten ohne die verletzten Neuer, Robben, Thiago und Früchtl sowie den grippekranken Hummels antreten.

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Yarmolenko begann auf als hängende Spitze, wechselte später auf die Außenbahn.

Taktik:
Stöger reihte seine Elf in einer 3-5-2-Grundordnug an mit Yarmolenko als „hängende Spitze“ hinter Pulisic. Im breiten Mittelfeld ließen sich Schmelzer auf der linken und Toljan auf der rechten Seite bei Münchner Ballbesitz in die Abwehr zurückfallen, erweiterten den Deckungsverband zu einer Fünferkette, so dass sich defensiv ein 5-4-1 ergab, das aber keinen Zugriff fand auf die Bayern, die in einem 4-3-3-System mit Martinez als Aufbauspieler vor der Abwehr agierten. Wenn die Außenverteidiger aufrückten, orientierten sich die Flügelspieler Müller und Ribery ins Zentrum, um Platz zu machen.

Nach gut einer halben Stunde korrigierte Stöger die Taktik, brachte Dahoud für Bartra und stellte um auf ein 4-3-3 mit Dahoud und Kagawa auf den Halbpositionen des Mittelfelds sowie Yarmolenko (rechts), Pulisic und Guerreiro im Angriff.

Spielverlauf & Analyse:
Der FC Bayern baute enormen Druck auf die Dortmunder Hintermannschaft auf, so dass diese kaum Zeit zum Durchschnaufen bekam. Schon nach drei Minuten setzte Vidal einen Flugkopfball an die Latte. Wenig später verhinderte erst Sokratis gegen James (6.) und dann Bürki zwei Mal sensationell gegen Lewandowski (8.) und Ribery (11.) den frühen Rückstand. Auch gegen Süles Kopfball nach einem Freistoß bekam der Schweizer irgendwie die Fingerspitzen an den Ball, lenkte ihn so an die Latte. Von dort sprang er aber leider genau zu Boateng, und der Nationalspieler hatte Zeit, sich die Ecke auszusuchen und nickte den Abpraller aus sieben Metern rechts zum 1:0 in die Maschen (12.).

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Lewandowski im Kopfballduell mit Bartra, der aus taktischen Gründen nach einer guten halben Stunde ausgewechselt wird.

Nach 18 Spielminuten verzeichneten die Gastgeber 8:0 Torschüsse, danach schalteten sie aber einen Gang zurück – ohne allerdings die Kontrolle über das Spiel abzugeben. So brannte es bis zur Halbzeit zwar nur noch selten lichterloh im Strafraum der Schwarzgelben, nach vorne ging für Borussia Dortmund in der ersten halben Stunde aber trotzdem herzlich wenig. Erst mit dem Wechsel Dahoud für Bartra (34.) und der damit verbundenen taktischen Umstellung kam der BVB ein wenig besser in die Partie, erspielte sich auch sofort die erste ganz dicke Möglichkeit. Eine Flanke von Pulisic rutschte bis zu Yarmolenko rechts im Strafraum durch, dessen Abschluss Alaba im allerletzten Moment Zentimeter vor der Linie klären konnte (35.). Leider fiel genau in diese Phase, in der sich der BVB gerade etwas gesammelt hatte, das 2:0. Lewandowski spielte rechts den klasse Doppelpass mit Müller, dessen Lupfer über den herauseilenden Bürki hinweg in die Maschen flog (40.).

Yarmolenko mit dem Anschluss

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Die beste BVB-Chance vor der Pause kratzt hier Alaba von der Linie.

Auch nach dem Seitenwechsel gehörten die ersten Möglichkeiten dem FCB. Bürki parierte erst gegen James stark (46.), kratzte dann mit einer Riesentat Müllers Kopfball von der Linie (50.) und rettete ebenso klasse nach einer Müller-Hereingabe vor Lewandowski und Vidal (65.). Für den BVB gab Kagawa in der 56. das nächste Lebenszeichen ab, verzog aber aus elf Metern halblinks am langen Pfosten vorbei. Etwa eine Viertelstunde später überraschte Schmelzer die Münchener dann mit einem Abschluss aus extrem spitzem Winkel, mit dem Ulreich so seine Mühe hatte, den er aber am Ende zur Ecke abwehren konnte (70.). Der BVB kam in der Schlussphase noch stärker auf. Boateng rettete zwar noch vor Kagawa (74.), dann kam aber plötzlich Yarmolenko nach toller Flanke des Japaners am langen Pfosten zum Kopfball, versenkte ihn zum Anschluss im Netz (77.).

Die Schwarzgelben witterten nochmal Morgenluft, drängten München nun hinten rein und versuchten alles, um den Ausgleich noch zu erzielen. Toljan verzog aus 20 Metern knapp am linken Pfosten vorbei (80.), ebenso strich Schürrles Schuss von der rechten Strafraumkante nur haarscharf am langen Pfosten vorbei (85.). Isak kam in der Nachspielzeit aus acht Metern zum Abschluss, den Boateng brandgefährlich abfälschte (90.+2) und auch Sokratis' Kopfball nach der darauffolgenden Ecke ging nicht rein. Am Ende kam das Aufbäumen der Borussen etwas zu spät, der Ausgleich wollte nicht mehr fallen.

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Ausblick:
Nach 53 Pflichtspielen in 2017 endet das Fußballjahr für Borussia Dortmund. Das nächste Pflichtspiel steigt schon am 14. Januar in der Bundesliga (Anstoß 18:00 Uhr) gegen den VfL Wolfsburg. 

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