Borussia Dortmund hat am 26. Spieltag der Fußball-Bundesliga trotz einiger personeller Handicaps einen 3:2 (1:2)-Erfolg bei Hertha BSC vorgelegt und feierte damit nach zuvor drei weniger erfolgreichen Auswärtsspielen wieder einen Sieg in der Fremde.

Aus Berlin berichtet Boris Rupert

Vor 74.669 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion, darunter 20.000 BVB-Fans, ging die Hertha zweimal durch Kalou in Front, Delaney gelang das zwischenzeitliche 1:1 für die Borussen, die mehr vom Spiel und in einer temporeichen, attraktiven Begegnung auch die besseren Chancen hatten. Kurz nach Wiederbeginn köpfte Zagadou das 2:2, und nachdem die Schwarzgelben zahlreiche Topchancen ausgelassen hatten, sorgte Reus in der Nachspielzeit mit dem Treffer zum 3:2 für den verdienten Sieg. 

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Ausgangslage:  
Borussia Dortmund hatte nur eins der vorangegangenen zehn Pflichtspiele gegen Hertha verloren, jedoch keins der vier Liga-Gastspiele zuvor in Berlin gewonnen (zwei Unentschieden, zwei Niederlagen).

Personalien:  
Neben Lukasz Piszczek (Rückstand nach Fersenbeschwerden) und Maximilian Philipp (Außenbandteilriss im Knie) fehlten auch Axel Witsel (Faserriss im Adduktorenbereich), Mario Götze (Rippenverletzung) und Paco Alcácer (Zerrung), so dass Trainer Lucien Favre die siegreiche Elf aus dem Heimspiel gegen Stuttgart umbauen musste. Insgesamt nahm er fünf Veränderungen vor: Zagadou, Delaney, Weigl, Pulisic und Bruun Larsen kamen für Hakimi, Witsel, Götze, Guerrreiro und Alcácer ins Team.

Taktik:  
Neben den fünf personellen Veränderungen gab es auch einen Wechsel im System: zurück zum 4-2-3-1. Delaney und Weigl bildeten die Doppelsechs. In der offensiven Dreierreihe wechselte Sancho von der rechten auf die linke Seite. Bruun Larsen rückte in die Spitze, so dass Reus weiterhin aus der zweiten Reihe kommen konnte. Hertha presste hoch, staffelte sich dann in einem 3-3-4 und versuchte, den BVB zu langen Bällen zu zwingen. Wenn die erste Pressinglinie überspielt war, zogen sich die Berliner zurück, die Außen Mittelstädt und Lazaro erweiterten die Dreierkette in der Abwehr dann zu einem Fünfer-Verband.

Spielverlauf & Analyse:
Im Berliner Dauerregen erwischten die Gastgeber einen Traumstart. Mittelstädt zog nach einem Einwurf von links nach innen – und dann aus 17 Metern knallhart ab. Bürki hatte bei diesen schwierigen Bedingungen Probleme mit dem Ball, ließ ihn nach vorn prallen, und Kalou nutzte dies nach drei Minuten zum Führungstreffer.

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Hertha gab den schnell und direkt nach vorne kombinierenden Borussen überraschend viele Räume. Bereits nach zwölf Minuten musste sich Torwart Jarstein bei Bruun Larsens Schuss mächtig strecken, um das 1:1 zu verhindern. Im Gegenzug spielte Lazaro den Ball von rechts ungenau nach innen. Delaney nahm ihn tief in der eigenen Hälfte auf, marschierte über den gesamten Platz und zog an der Strafraumlinie ab. Von Rekik abgefälscht schlug die Kugel zum 1:1 im Netz ein (14.). Der von Reus auf die Reise geschickte Bruun Larsen hatte kurz darauf den Führungstreffer auf dem Fuß, doch Jarstein konnte mit einer Fußabwehr das 1:2 verhindern (22.).

Dortmund war nun voll drin im Spiel, lautstark unterstützt von den gut 20.000 BVB-Fans. Doch erneut ging die Hertha in Führung: Duda flankte nach innen, Weigl – dem der Ball ansonsten aus zwei Metern ins Gesicht gekracht wäre – riss reflexartig zum Schutz die Arme nach oben, wurde angeschossen, und Schiedsrichter Welz zeigte auf den Punkt. Die Entscheidung mag regelkonform gewesen sein, zeigt aber die Weltfremdheit dieser Regel. Kalou verwandelte den Handelfmeter zum 2:1 (35.). Noch vor der Pause hätte der BVB, der in den ersten 45 Minuten 8:4 Torschüsse verbuchte, abermals ausgleichen können, doch erneut war Jarstein auf dem Posten, parierte Sanchos Schlenzer von der halblinken Seite (42.).

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Unmittelbar nach der Halbzeitpause wurde Pulisic‘ Schuss ans Außennetz abgefälscht. Die folgende Ecke schlug Sancho auf den Kopf von Zagadou, der zum 2:2 ausglich (47.). In der Folge häuften sich die Top-Chancen für den BVB: Schüsse von Sancho (49.) und Pulisic (58.) wurden im letzten Moment geblockt, Jarstein parierte wieder einmal stark gegen Bruun Larsen (54.), und in Minute 59 war Sancho plötzlich links durchgebrochen, doch er setzte den Ball etwas überhastet rechts am Tor vorbei. Unmittelbar zuvor hätten die Berliner nach Zweikampf zwischen Diallo und Duda gern den nächsten Elfmeter zugesprochen bekommen (59.), hatte Grujic zudem den Pfosten getroffen (57.).

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In dieser hochattraktiven Begegnung spielte der BVB weiter auf Sieg, doch Pulisic (75.) und der für den angeschlagenen Wolf eingewechselte Hakimi (79.) verpassten in bester Position das mögliche 3:2. Fünf Minuten vor Schluss flog Torunarigha nach Foul an Hakimi mit Gelb-Rot vom Platz. Dortmund wollte unbedingt den Sieg, doch das Glück kam erst spät. Denn nachdem Delaney nur die Querlatte getroffen hatte (88.), erlöste Reus erst in der dritten Minute der Nachspielzeit Mannschaft und Fans mit seinem von Sancho herrlich vorbereiteten Treffer zum 3:2. Ibisevic sah wegen grober Unsportlichkeit noch „Rot“ (90.+5).

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Ausblick:  
Nach dem Spiel in Berlin haben die nicht zu Länderspielen eingeladenen Borussen zwei Wochen Zeit, ihre Blessuren auszukurieren. Die Liga pausiert am kommenden Wochenende. Weiter geht es für den BVB am 30. März mit dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr).

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