Borussia Dortmund hat am 32. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit einem 2:2 (2:0)-Unentschieden beim SV Werder Bremen den Rückstand auf Bayern München von zwei auf vier Punkte anwachsen lassen müssen. In einer Klasse-Partie verpasste der BVB nach 2:0-Führung mehrfach das mögliche dritte Tor.

Aus Bremen berichtet Boris Rupert

42.100 Zuschauer im Weser-Stadion sahen eine bis weit in die zweite Hälfte hinein dominant auftretende Borussia, die durch Pulisic früh in Führung ging (6.) und noch vor der Pause Alcácers Freistoßtor zum 0:2 bejubelte (41.). Ein weiterer Treffer des Spaniers zählte wegen Abseits nicht (58.), und nachdem Werder-Schlussmann Pavlenka mit einer Glanzparade das 0:3 verhindert hatte, kam Bremen per Doppelschlag durch Möhwald (70.) und Pizarro (75.) zum Ausgleich.

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Ausgangslage:  
Im Pokal hatte es in dieser Saison eine bittere Enttäuschung gegen Bremen gegeben, in der Bundesliga aber hatte der BVB zwölf der vorangegangenen 15 Spiele gegen Werder gewonnen. Historisch siegte Borussia nur gegen Frankfurt häufiger (44-mal) als gegen Bremen (43-mal), kassierte aber auch nur gegen die Bayern mehr Niederlagen (46 zu 41). Für beide zählte nur ein Sieg! Bremen brauchte die Punkte, um den Anschluss an die Europa-League-Plätze nicht zu verlieren; Borussia brauchte die Punkte, um dran zu bleiben an den Bayern, die am Nachmittag ein 3:1 gegen Hannover vorgelegt hatten.

Personalien: 
Neben den verletzten Hakimi und Zagadou fehlten die gesperrtenReus und Wolf. Gegenüber der Partie gegen Schalke in der Vorwoche kamen Pulisic und Alcácer neu in die Mannschaft.

Taktik:   
Akanji rückte aus dem Zentrum auf die rechte Abwehrseite, Diallo wiederum von links nach innen zu Weigl, und Guerreiro wechselte aus dem linken Mittelfeld auf die linke Abwehrseite in Borussia Dortmunds 4-2-3-1, in dem trotz der insgesamt sechs Positionswechsel ein Rädchen ins andere griff. Werder wechselte zwischen 4-4-2 (dann mit Kruse hinter Osako und Rashica) und 4-3-3.

Spielverlauf & Analyse:
Alcácer hatte nach 30 Sekunden den ersten Abschluss, Akanji holte nach drei Minuten die erste Ecke heraus: Borussia nahm das Heft von Beginn an fest in die Hand und zeigte deutlich, dass man Bayern nicht wegziehen lassen wollte in der Tabelle. Nach 25 Minuten standen 5:2 Torschüsse, 64 Prozent Ballbesitz und – das unterstreicht den Willen – auch ein Plus bei den gewonnenen Zweikämpfen (59%) zu Buche. Und noch wichtiger: Auf der Anzeigetafel stand ein „0:1“, erzielt durch Pulisic, nachdem er nach Delaneys Anspiel an der Mittellinie (!) halb Bremen wie Slalomstangen hatte stehen lassen und frei vor dem Tor dann auch noch cool geblieben war (6.).

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Das dritte Saisontor des US-Boys gab der Mannschaft weiteren Auftrieb. Pavlenkas Fingerspitzen verhinderten Götzes sechstes Tor im Kalenderjahr 2019, als der Bremer Schlussmann einen Drehschuss des Dortmunders, der heute im zentralen Mittelfeld spielte, überragend parieren konnte (14.). Auf der anderen Seite war Rashicas Distanzschuss in Minute 35 die erste ernsthafte Torannäherung der Bremer: Der Ball ging einigermaßen deutlich übers BVB-Tor.

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Borussia hatte das Spiel fest im Griff. Und Pulisic war von den Bremern nicht zu halten. In Minute 40 stoppte Friedl den Borussen 23 Meter vor dem Werder-Strafraum. Alcácer trat zum fälligen Freistoß an – und verwandelte zum dritten Mal in dieser Saison direkt! Kurz vor der Pause verpasste Diallo den dritten Treffer – ein Bremer Abwehrbein hatte dem Ball wohl noch eine Richtungsänderung gegeben.

Borussia kam abwartend aus der Kabine, überließ Werder den Ball, blieb aber weiterhin gefährlich: Pavlenka hatte große Probleme mit Guerreiros Schuss aus 18 Metern (49.), bei Pulisic‘ Kopfball nach Götzes Flanke fehlten nur wenige Zentimeter (54.), und als Delaney volley abschloss, musste sich Pavlenka mächtig strecken (55.).

Nach knapp einer Stunde zappelte der Ball zum dritten Mal im Tor der Hausherren! Der links von Götze  freigespielte Guerreiro leitete weiter ins Zentrum zu Alcácer, der direkt ins rechte obere Toreck traf. Der Spanier befand sich jedoch knapp im Abseits (58.) und hatte sieben Minuten später erneut Pech, als Pavlenka seinen Kopfball nach Sanchos Freistoßhereingabe stark parierte (65.).

Bremen gleicht innerhalb von fünf Minuten aus

Fast aus dem Nichts kam Werder zum Anschlusstreffer. Rashica legte den Ball quer zu Möhwald, dessen Schuss aus 18 Metern durch die Beine von Witsel und dann auch Bürki zum 1:2 über die Linie rutschte (70.). Fünf Minuten später setzte Augustinsson an der Grundlinie energisch gegen Akanji nach, brachte die Kugel zurück zu Pizarro, der per Direktabnahme aus elf Metern den Ausgleich erzielte. Kurz darauf erneut Hektik: Bremen reklamierte ein vermeintliches Handspiel von Götze, doch nach Studium der Bilder entschied Referee Fritz auf Einwurf für Bremen.

In der Schlussphase hatte Pulisic das 3:2 auf dem Fuß, verzog aber knapp (88.), auf der anderen Seite verpassten Rashica (87.) und Pizarro (90.+3) den möglichen Sieg für Bremen. Ein hochklassiges Spiel endete 2:2 – ein Remis, das sich für beide anfühlte wie eine Niederlage.

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Ausblick:  
Am kommenden Samstag trifft Borussia Dortmund im letzten Heimspiel der Saison auf Fortuna Düsseldorf. Anstoß ist um 15.30 Uhr.

Teams & Tore

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