In Bremen hat man einen Begriff geprägt für solche Herkules-Aufgaben. Vom „Wunder von der Weser“ ist dann die Rede, wenn ein scheinbar nicht aufzuholender Rückstand aufgeholt werden soll. Werder hat’s häufig vorgemacht, Borussia wäre es beinahe ebenfalls gelungen, am 8. April 2014 gegen Real Madrid.

„Dem Wunder so nah“, titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung und schrieb: „Borussia Dortmund lieferte ein Riesenspiel ab.“ Am Ende fehlte ein Tor: Henrikh Mkhitaryan traf den Pfosten.

Der damalige BVB-Trainer Jürgen Klopp war hin- und hergerissen nach diesem packenden Europapokal-Abend gegen den späteren Sieger des Wettbewerbs. „Das Spiel musst du konservieren, ein Video draus machen und allen Mannschaften zeigen, die mal 0:3 zurückliegen nach dem ersten Spiel“, sprudelte es aus ihm heraus: „Das ist eine Blaupause für jede Aufholjagd. Die Jungs wollten unbedingt weiterkommen.“

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Nach zwei Toren von Marco Reus waren bereits nach 36 Minuten zwei Drittel der 0:3-Hinspiel-Hypothek abgetragen, doch das für eine Verlängerung zwingend nötige dritte Tor wollte nicht mehr fallen, obwohl es Chancen dafür mehr als genug gab. „Der BVB schied mehr als ehrenvoll im Viertelfinale aus und wurde von seinen Fans frenetisch gefeiert“, berichtete die FAZ ihren Lesern.

„Totgesagte leben länger“, sagt ein Sprichwort, und dass ein 3:0-Vorsprung aus dem Hinspiel trügerische Sicherheit verspüren lassen kann, erlebte Borussia selbst schon einmal, im Dezember 1987 beim FC Brügge. Um ein Elfmeterschießen zu vermeiden, ist so oder so ein Sieg mit vier Toren Differenz vonnöten, „Auswärtstor-Regel“ hin oder her.
Boris Rupert