Borussia Dortmund hat am 3. Spieltag der Fußball-Bundesliga die erste Saison-Niederlage hinnehmen müssen. Der BVB unterlag beim 1. FC Union Berlin mit 1:3 (1:1). Nur Paco Alcácer traf ins gegnerische Tor.

Aus Berlin berichten
Boris Rupert und Timo Lammert

33 Grad Celsius beim Anpfiff, heiße Atmosphäre auf den Rängen: 22.012 Besucher in der ausverkauften „Alten Försterei“ sorgten für eine großartige Stimmung. Fußball pur in Köpenick, und ein überraschender, aber bestimmt nicht unverdienter Sieg des Außenseiters. Konnten die Borussen Marius Bülters 1:0 aus der 22. Minute noch quasi postwendend durch Paco Alcácers Ausgleichstreffer kontern (25.), fanden sie auf die weiteren Tore von Bülter (50.) und Sebastian Andersson (75.) keine Antwort mehr.

Ausgangslage: 
Aufsteiger gegen Vizemeister. Nach zuvor zwei Pokal-Duellen in Dortmund, in denen der BVB Verlängerung (2017) und Elfmeterschießen (2015) zum Weiterkommen benötigte, standen sich beide Klubs erstmals in der Bundesliga gegenüber.

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Personalien: 
Es mussten die verletzten Thorgan Hazard (Rippenblessur) und Axel Witsel (Faserriss) ersetzt werden. Julian Brandt und Thomas Delaney kamen dafür neu ins Team, außerdem löste Achraf Hakimi auf der linken Abwehrseite Nico Schulz ab.

Taktik:  
Union staffelte sich in einer 4-4-2-Grundordnung und setzte auf schnelles Umschalten. Die Berliner agierten dabei sehr diszipliniert, ließen die Abständen zu den Ketten ebenso gering wie zu den Dortmunder Offensivspielern. Wenn sie die Kugel erobert hatten, ging es blitzschnell nach vorne. Risiko war dabei Teil des Plans, eine Passquote von nur 64% in Halbzeit eins (BVB 88%) wurde offenbar in Kauf genommen. Ujah (gegen Akanji) und Andersson (gegen Hummels) versuchten, keinen Aufbau über die Innenverteidiger zuzulassen, so dass einer der beiden Sechser (meist Weigl) ins Zentrum rücken musste. Borussia war bemüht, das Spiel in die Breite zu ziehen, kam aber nur dann gefährlich über die Außen nach vorne, wenn schnell und präzise gespielt wurde. Sancho und Brandt tauschten häufig die Seiten.

Spielverlauf & Analyse:
Von Beginn an versuchte Union Berlin, den BVB weit weg vom eigenen Tor zu halten. Gefährlich wurde es daher nur selten wie in der fünften Minute, als Paco Alcacer und Jadon Sancho eine scharfe Hereingabe von Julian Brandt knapp verpassten. In der zehnten Minute hatten dann auch die Gastgeber die erste gute Torchance. Nach einer Flanke von Lenz köpfte Neven Subotic aus rund fünf Metern knapp am rechten Pfosten vorbei.

Die Schwarzgelben hatten in dieser frühen Phase des Spiels bereits viel mehr Ballbesitz und nach einer guten Viertelstunde die nächste Möglichkeit: Ein direkter Freistoß von Marco Reus landete allerdings am Außennetz. Mit dem Selbstvertrauen aus zwei Siegen in den ersten zwei Spielen war das Team von Trainer Lucien Favre mutig in der Offensive und konzentriert in der Defensive. Julian Weigl schob sich im Spielaufbau immer wieder zwischen die beiden Innenverteidiger und dirigierte das Dortmunder Angriffsspiel aus zentraler Rolle.

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Union konzentrierte sich auf Konter und gefährliche Standardsituationen. Nach einer flachen Ecke von Christopher Trimmel in der 22. Spielminute kam Marius Bülter aus zentraler Position im Rückraum zum Abschluss und erzielte per Direktabnahme das überraschende 1:0 für die Hausherren. Für den BVB war das der dritte 0:1-Rückstand im dritten Ligaspiel.

Lange hielt die Berliner Führung allerdings nicht. Marco Reus spielte auf der rechten Seite Jadon Sancho frei, der den Ball direkt in den Strafraum brachte, wo Paco Alcacer bereitstand und nur noch einschieben musste. So war nach nicht einmal drei Minuten der Rückstand wieder ausgeglichen. Nach dem 1:1 verflachte das Spiel etwas. Beide Mannschaften mit mehr Fehlpässen und Ungenauigkeiten im eigenen Ballbesitz. Erst mit einem Distanzschuss von Julian Weigl aus zentraler Position auf das Berliner Tor wurde es in der ersten Hälfe nochmal aufregend (44.).

Der BVB schnupperte am Führungstreffer, auch weil sich Paco Alcacer innerhalb weniger Minuten zweimal in aussichtsreicher Abschlussposition befand. Marco Reus verpasste kurz vor dem Ende der ersten Hälfte die Führung um Zentimeter.

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Mit dem Beginn der zweiten Hälfte musste der BVB auswechseln: Für den angeschlagenen Thomas Delaney (Platzwunde an der Stirn) war nun Mahmoud Dahoud dabei. Den besseren Start erwischte Union Berlin: In der 50. Spielminute klärte Akanji zunächst in den Fuß eines Gegenspielers und wurde dann von Andersson überlaufen. Dieser scheiterte zunächst am stark reagierenden Roman Bürki. Den Nachschuss konnte dann aber Bülter zum 2:1 verwerten.

Der BVB war nach der Pause nicht richtig drin in der Partie, und Union spielte beflügelt vom Führungstreffer frech nach vorn. Es dauerte bis zur 64. Minute, ehe die Schwarzgelben die nächste konstruktive Chance herausspielten. Nach einer Flanke aus dem Halbfeld von Jadon Sancho verpasste erst Marco Reus und dann Paco Alcacer den Ball. Doch in der Summe waren die Angriffsbemühungen zu harmlos und die entscheidenden Bälle zu ungenau.

Kaum gefährliche Abschlussaktionen

Der Borussia lief die Zeit davon, denn Union Berlin setzte weiter Nadelstiche und wurde in der 75. Spielminute für den Mut belohnt. Nach Vorlage von Sheraldo Becker nach zu kurz abgewehrter Ecke stand Sebastian Andersson im Fünfmeterraum frei und konnte Roman Bürki bezwingen. Lucien Favre reagierte und brachte für Julian Weigl den offensiveren Raphael Guerreiro.

Der BVB erhöhte nunmehr das Risiko, drängte Union tief in die eigene Hälfte. Die Hauptstädter schafften es allerdings immer wieder, sich zu befreien. Ein Schuss von Sancho in der 85. Spielminute streifte zwar den Pfosten, allerdings waren die Offensivbemühungen im zweiten Durchgang insgesamt sehr dürftig. 

Sieben Minuten Nachspielzeit gab es von Schiedsrichter Felix Brych, der das Spiel mehrmals auf Grund von Verletzungs- und Trinkpausen unterbrechen musste. Doch auch diese Zugabe sollte den gewünschten Erfolg nicht bringen. Union stand gut, der BVB kam nur nach Distanzschüssen zum Abschluss.

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Ausblick: 
Die Liga unterbricht den Spielbetrieb für die erste von vier „Länderspielpausen“ in dieser Saison. Mitte September geht es dann Schlag auf Schlag weiter: Dem Heimspiel-Doppelpack gegen Bayer Leverkusen (14.9.) und FC Barcelona (17.9.) folgt das Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt (22.9.).

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