Zwei Minuten fehlten dem BVB zum zweiten Auswärtssieg der Saison. Dass die Mannschaft eine zweimalige Führung nicht ins Ziel brachte, ärgerte alle: Führung, Trainer, Team. „So spielt keine Spitzenmannschaft“, sagte Michael Zorc nach dem 2:2 bei Eintracht Frankfurt.

Zunächst sah es danach aus, als würden die heimstarken Hessen gegen dominante Dortmunder kein Land sehen an diesem Sonntagabend. Die Borussen führten durch ein frühes Tor von Axel Witsel mit 1:0, hatten alles unter Kontrolle, ließen Ball und Gegner laufen, spielten aber nicht entschlossen aufs 2:0. „Wir haben manchmal sehr, sehr gut gespielt, aber wir haben manchmal auch unseren letzten oder unseren vorletzten Pass nicht gut gespielt“, lautete der erste Kritikpunkt von Lucien Favre: „Wir hatten große Möglichkeiten, mehrere Tore zu machen.“ Sein Gegenüber Adi Hütter konstatierte: „Dortmund hätte in den ersten 35 Minuten den Sack zumachen können. In den ersten 35 Minuten waren wir gar nicht auf dem Platz.“

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Von der 1. bis zur 30. sowie von der 46. bis zur 75. Minute verzeichnete Borussia Dortmund 13:7 Torschüsse, darunter auch das 2:1 durch Jadon Sancho (66.). „Wir haben nicht schlecht gespielt, aber nicht optimal, um einen Sieg zu erreichen“, haderte Favre: „Und wir haben ihnen die Zeit gegeben zurückzukommen.“ Mürrisch schob er nach: „Viele Ballverlust für nichts.“

Als Frankfurt voll ins Risiko ging, in Kamada für Kohr sowie in Chandler für Touré deutlich offensivere Spieler brachte und zudem das Sturmzentrum mit dem Brecher Dost besetzte, offenbar bewusst Chaos provozieren wollte und die Bälle von links und rechts mit Wucht in den Strafraum schlug, verloren die Borussen die Souveränität. In der Schlussviertelstunde verbuchte die Eintracht 5:2 Torschüsse, darunter das 2:2. Dass es ein Eigentor war: geschenkt! Hätte Thomas Delaney nicht seinen Fuß hingehalten: hinter ihm standen genügend Frankfurter, die Kamadas Mischung aus Torschuss und Hereingabe verwertet hätten.

„Wir haben viel zu viele einfache Bälle verloren. Das hat zum unruhigen Spiel beigetragen. Da sind wir selber schuld“, ärgerte sich Delaney: „Wir haben nicht so gut verteidigt, wie wir das können.“

Erstmals seit vielen Jahren ist zwischen den ersten und zweiten Spieltag der UEFA Champions League kein nationaler Spieltermin (Liga oder Pokal) eingebettet. Mannschaft und Trainer haben also die Möglichkeit, die Schwachpunkte auf- und abzuarbeiten, ehe es am kommenden Samstag in der Liga weitergeht mit dem Heimspiel gegen Werder Bremen.
Boris Rupert