Borussia Dortmund und Rasenballsport Leipzig trennten sich im Spitzenspiel des 16. Spieltages der Fußball-Bundesliga mit 3:3 (2:0). Der BVB lag mit 2:0 und 3:2 in Führung, brachte sich durch eine kurze, unkonzentrierte Phase um den Sieg in einer spektakulären Partie.

Es berichtet Boris Rupert

In einem zunächst von der Taktik geprägten Spiel ging der BVB durch einen Weitschusstreffer von Julian Weigl in der 23. Minute in Führung, mit einem herrlich herausgespielten und vollendeten Tor markierte Julian Brandt nach gut einer halben Stunde das 2:0. Sekunden vor der Pause verhinderte Roman Bürki mit Glanzparaden gegen Yussuf Poulsen und Timo Werner den Leipziger Anschlusstreffer, der wenige Sekunden nach Wiederbeginn fiel: Werner verkürzte zunächst auf 1:2 (47.) und traf kurz darauf zum 2:2 (53.). Vor ausverkauftem Haus ging der BVB nur wenig später erneut in Führung: Jadon Sancho verwertete Marco Reus‘ Zuspiel zum 3:2 (55.). Es war aber nicht der Siegtreffer. Patrik Schick glich zum 3:3 aus (78.).

Ausgangslage: 
Dritter gegen Erster. Borussia hatte in der vergangenen Saison beide Spiele gegen Leipzig gewonnen und von den vorangegangenen fünf Partien auch nur eins verloren. Torlos war der BVB gegen die Sachsen nur im ersten Duell geblieben, bei der 0:1-Auswärtsniederlage im September 2016.

Personalien: 
Beim BVB, der weiterhin auf Witsel, Delaney und Schmelzer verzichten musste, kehrte Guerreiro für Schulz (Bank) in die Startelf zurück. Es spielte praktisch die gleiche Formation, die seit dem 2:1 in Berlin vor 17 Tagen wettbewerbsübergreifend vier Siege in Serie eingefahren hatte.

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Taktik:  
Der BVB ging wie in den vier vorangegangenen Begegnungen in einer 3-4-3-Grundordnung ins Spiel, allerdings deutlich defensiver gestaffelt, nicht auf Ballbesitz, sondern auf Umschaltaktionen ausgerichtet. Guerreiro (links) und Hakimi (rechts) erweiterten den Abwehrverband bei Leipziger Ballbesitz zu einer klaren Fünferkette. Hazard (rechts), Reus und Sancho bildeten dann die erste Pressinglinie; Brandt und Weigl verdichteten das Zentrum. Im Aufbau wechselte Borussia aus dem 5-2-3 in ein offensives 3-2-4-1 mit sehr flexibler Besetzung der Offensivpositionen. Leipzig agierte nicht im gewohnten 4-4-2, sondern in einem 4-3-3 mit Forsberg in zentraler Position, meist aber etwas hinter den Stürmerkollegen Poulsen und Werner postiert.

Spielverlauf & Analyse:
Borussia ließ den Gegner kommen und suchte gegen den offensivstarken Gast die Lücken zum Kontern. Bereits nach 90 Sekunden war Hakimi nach einer blitzschnellen Umschaltaktion durchgebrochen, doch sein Zuspiel auf den im Zentrum mitgelaufenen Reus wurde von Upamecano so eben noch zur Ecke geklärt.

Sehr kontrolliert und sicher war der Auftritt der Schwarzgelben, die Leipzig häufig den Ball überließen, den Gegner aber nur in den torungefährlichen Räumen spielen ließen – und selbst mehrfach gefährlich zum Abschluss kamen. Hummels‘ Kopfball nach Hazard-Ecke wurde lang und länger, Gulasci kam gerade noch mit den Fingerspitzen heran (14.). Auch Hakimi prüfte Leipzigs Keeper in einer Szene, bei der alle mit einer Flanke gerechnet hätten (21.).

Weigl aus der Distanz, Brandt mit Technik

Dann dribbelte sich Sancho über halbrechts in den Strafraum, kam nach Halstenbergs verunglücktem Klärungsversuch aus 14 Metern zum Abschluss, aber nicht platziert genug für Gulacsi. Doch Leipzig bekam den Ball nicht weg. Guerreiro kam über links, legte quer zu Weigl, der aus etwa 20 Metern halblinker Position zum Abschluss kam und Gulacsi mit einem Aufsetzer überraschte. Nach 23 Minuten führte der BVB und ließ bis in die Nachspielzeit der ersten Halbzeit hinein zunächst nur eine gefährliche Aktion des Gegners zu: Poulsens Schuss aus 20 Metern strich knapp über den Kasten (31.).

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Auf der anderen Seite versuchte Leipzig, nach einem abgefangenen Dortmunder Angriff schnell umzuschalten, doch Zagadou fing den Ball ab, passte zu Sancho, der über links in den Sechzehner lief, Brandt bediente, der Upamecano mit einer Drehung auf dem Bierdeckel ausspielte und zum 2:0 einschoss (34.). Kurz vor der Pause musste Bürki dann zweimal sein ganzes Können aufbieten, als er Kopfbälle von Poulsen (45.+1) und Werner (45.+2) parierte.

Werner gleicht zum 2:2 aus

Durchgang zwei war dann bei strömendem Regen ein offener Schlagabtausch. Zunächst verlängerte Poulsen einen langen Ball seines Torwarts nach vorn. Bürki kam weit heraus, doch sein Versuch, mit dem Kopf zu klären, geriet zu kurz. Werner nutzte die Situation und schob aus der Distanz zum 1:2 ins leere Tor ein (47.). Wenig später traf auch Halstenberg, doch der Treffer zählte nicht: Abseits. Der BVB bekam in dieser Phase keine Ruhe ins Spiel. Brandts Versuch, aus dem Mittelfeld zum Keeper zurück zu köpfen, geriet zur Vorlage für Werner, der allein auf Bürki zulaufen, ihn überlaufen und zum 2:2 einschieben konnte (53.).

Sanchos 3:2 reicht nicht zum Sieg

Doch keine zwei Minuten später lag Borussia wieder vorn: Hazard und Hakimi trugen das Spiel über rechts nach vorn, Reus legte im Strafraum zurück auf Sancho, der die Kugel aus sieben Metern mit Wucht zum 3:2 in die Maschen hämmerte (55.). Laimer klärte im letzten Moment gegen Hakimi (64.), Reus schoss aus spitzem Winkel knapp vorbei (68.). Borussia war wieder im Spiel!

20 Minuten vor Schluss musste Sancho humpelnd vom Platz; Piszczek ersetzte ihn, Hakimi rückte noch weiter nach vorn. Schwarzgelb spielte zwei aussichtsreiche Kontergelegenheiten nicht sauber genug aus – und fing sich das 3:3. Bürki klärte nach einem lang geschlagenen Diagonalball von Upamecano, bei dem sich Guerreiro verschätzte, stark gegen Mukiele, doch der eingewechselte Schick verwertete den Nachschuss zum erneuten Ausgleich (78.). Leipzig zog sich in der Schlussphase zurück, wirkte mit dem 3:3 zufrieden. Brandts Schuss wurde zur Ecke geklärt (90.+2).

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Ausblick: 
Im letzten Spiel des Jahres 2019 tritt Borussia Dortmund am Freitagabend (20.30 Uhr) bei der TSG Hoffenheim an. Die Partie ist live im ZDF zu sehen.

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