Wer zum Jahresauftakt auf Borussia Dortmund setzt, liegt nie falsch. Zum elften Mal seit 2004 gewann der BVB das Auftaktspiel, dazu gab es fünf Unentschieden. Und dass Partien gegen Augsburg die kuriosesten Verläufe nehmen können, mit Siegen nach Rückstand und Dreierpack eines Jokers, wissen wir nicht erst seit gestern.

Die Erleichterung war groß, als die Borussen nach dem 5:3-Spektakel in Augsburg die Treppenstufen vom Spielfeld zur Kabine nahmen. Es wurde geflachst, gelacht, gejubelt und geherzt – aber auch diskutiert. Dieses Spiel passte in keine Schublade. Der Auftritt von Borussia Dortmund in Augsburg: zwischendurch fehlerbehaftet und fahrig, dann grandios. Am Ende: glückselig.

Erling Haaland hatte den Spielball fest unterm Arm. Einen besseren Einstand in die Fußball-Bundesliga hätte sich der Norweger, der statt vieler Worten („Es war ein gutes Debüt. Ich bin glücklich!“) Taten lieferte, nicht wünschen, nicht erträumen können. Drei Tore im ersten Spiel schafften vor ihm nur Pierre-Emerick Aubameyang (damals auch in Augsburg und auch mit der Rückennummer 17) – und sechs andere Bundesligaprofis.

Mit dem Norweger kam die Wende in einem Spiel, das Augsburg mit hohem Pressing und Laufbereitschaft am Limit begann, in dem Borussia dennoch früh mit 2:0 hätte führen müssen, nach 19 Sekunden in Halbzeit zwei jedoch mit 0:2 im Hintertreffen lag, weil die Abwehrarbeit dem Trainer Sorgenfalten in die Stirn trieb: „Darüber will ich nicht sprechen. Eine Analyse ist nötig. Wir können nicht immer fünf Tore schießen“, sagte er. Ob des Endresultats dann doch lächelnd: „Das war ein verrücktes Spiel.“

Als Augsburg Julian Brandts Anschlusstreffer aus der 49. Minute nur sechs Minuten später mit dem 3:1 und damit mit einer erneuten Zwei-Tore-Führung beantwortete, wäre manche Elf auseinandergebrochen, doch diese Dortmunder Mannschaft zeigte, welch Offensiv-Potenzial in ihr steckt: Nach Haalands Einwechslung lautete die Torschussbilanz 9:1 für Borussia. Erling Haaland (3) und Jadon Sancho verwerten vier dieser neun Abschlüsse zum spektakulärsten Dortmunder Sieg dieser Bundesliga-Saison. „Chapeau dafür“, applaudierte Favre, „fünf Tore zu machen, und dann auch noch nach einem solchen Rückstand zeigt, dass die Mannschaft da ist. Damit bin ich zufrieden!“

46 Treffer haben die Schwarzgelben bisher erzielt, zweieinhalb pro Partie. Übertroffen wird dies nur von Leipzig (und von Bayern, sofern sie heute in Berlin treffen). Auf der Negativseite stehen jedoch 27 Gegentore. Von den ersten neun Mannschaften in der Tabelle wurden nur die Hoffenheimer häufiger bezwungen. Unschwer zu erraten, wo die Schwerpunkte in der kommenden Trainingswoche liegen werden, damit die Rückrunde den angestrebten positiven Verlauf nimmt. Am kommenden Freitag geht es weiter mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln. Und danach kommt Union Berlin in den Signal Iduna Park.
Boris Rupert