Borussia Dortmund hat am 5. Spieltag der UEFA Champions League bei Tabellenführer FC Barcelona mit 1:3 (0:2) verloren. Weltstar Lionel Messi war nicht auszuschalten und an allen drei Toren beteiligt. Jadon Sancho erzielte den Treffer für den BVB.

Es berichten Boris Rupert und Timo Lammert

Nur wenige der 96.636 Plätze waren leer geblieben. Das unterstrich auch optisch den Stellenwert dieser Begegnung, in der Borussia in der ersten Minute beinahe in Führung gegangen wäre, doch Umtiti klärte auf der Torlinie gegen Schulz, der zudem in der 23. Minute frei vor ter Stegen auftauchte, aber überhastet abschloss. Mit einem Doppelschlag innerhalb von vier Minuten zog das überlegen und ballsicher auftretende Barca zwischen der 29. und 34. Minute durch Treffer von Messi und Suarez auf 2:0 davon. Danach nahmen die Katalanen den Fuß vom Gas, Borussia war gut im Spiel, hätte durch Brandt verkürzen können (60.), ließ sich dann aber auskontern: Griezmann mit dem 3:0 (67.). Zehn Minuten später verkürzte Sancho auf 1:3, kurz vor dem Ende lenkte ter Stegen einen Schuss des Engländers an die Latte.

Ausgangslage: 
Zum ersten Mal waren sich beide Klubs in einem europäischen Wettbewerb zugelost worden. Spaniens amtierender Meister ging als hoher Favorit in diese Begegnung, hatte er doch keines der zurückliegenden 34 Champions-League-Heimspiele verloren, 30 davon gewonnen. Borussia blickte auf bisher nur einen Auswärtssieg in Spanien zurück (Oktober 1996, 1:0 bei Atlético Madrid). Das Hinspiel in Dortmund endete 0:0.

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Personalien: 
Der BVB war ohne Alcácer (Magen-Darm-Infekt), Delaney (Bänderriss im Sprunggelenk) und Bruun Larsen (Knieprobleme) nach Barcelona gereist und trat gegenüber dem jüngsten 3:3 in der Liga gegen Paderborn mit drei Änderungen in der Startelf an: Akanji, Hakimi und Brandt ersetzten Dahoud, Sancho und Alcácer.

Taktik:  
Weigl rückte wieder ins Mittefeld an die Seite von Witsel. Piszczek und Hakimi auf der rechten sowie Schulz und Guerreiro auf der linken Seite bildeten ein Tandem, so dass die defensiven Außenpositionen im Spiel gegen den Ball doppelt besetzt werden konnten. Nach vorne ging es dann bevorzugt über die rechte Seite, über den pfeilschnellen Hakimi im Zusammenspiel mit Reus sowie Brandt, der die Position in der Angriffsspitze bekleidete.

Barca begegnete dem 4-2-3-1 der Borussen in der gewohnten 4-3-3-Grundordnung mit nur einem Sechser (Busquets) sowie fünf offensiv orientierten Akteuren: Rakitic und Frenkie de Jong auf den Halbpositionen im Mittelfeld sowie Messi, Suarez und Dembélé im Sturm. Zudem schalteten sich die Außenverteidiger, vor allem Firpo auf der linken Seite, permanent ins Angriffsspiel ein. Nach Balleroberung ging es blitzschnell und vor allem kombinationssicher nach vorn. Und diese Balleroberungen erzwangen die Katalenen durch hohes Pressing, aus dem sich der BVB spielerisch nicht befreien konnte.

Spielverlauf & Analyse:
Pünktlich um 21:00 Uhr eröffnete Schiedsrichter Clement Turpin aus Frankreich das Duell der beiden Führenden der Champions League Gruppe F. Es dauerte keine 60 Sekunden, bis der BVB nach einem Fehler von Ivan Rakitic die erste Torchance hatte. Julian Brandt eroberte den Ball, spielte auf Achraf Hakimi, der von der Torauslinie Nico Schuld bediente. Die Katalanen konnten aber zwei Mal gegen den deutschen Nationalspieler klären, sodass dem BVB der frühe Führungstreffer verwehrt blieb.

Nach anfänglicher Defensivlücken fand der FC Barcelona in der Anfangsphase besser in das Spiel und ließ den Ball um den Dortmunder Strafraum pendeln. Schwarzgelb stand defensiv kompakt, doppelte die offensiven Außenspieler und war im Zentrum präsent. Die Spanier hatten über 70 Prozent Ballbesitz, aber nach einer Viertelstunde noch keine Torchance zu verzeichnen. Der BVB schaffte es, sich etwas zu befreien und selbst mit längeren Ballbesitzphasen auch am Offensivspiel teil zu nehmen.

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Knappe 20 Minuten dauerte es, bis BVB-Torwart Roman Bürki das erste Mal hinter sich greifen musste. Nach Zuspiel von Lionel Messi überwand Luis Suarez den Schweizer, doch Schiedsrichter Turpin erkannte zu Recht eine Abseitsposition und ließ den Treffer folgerichtig nicht zählen. Auf der anderen Seite tauchte Schulz nach Hakimis Zuspiel völlig frei vor ter Stegen auf, schoss aber zu überhastet und damit zu unpräzise aufs Tor (23.).

Hinnehmen musste der BVB in der 29. Minute dann den ersten Gegentreffer. Erneut war es Messi, der Suarez in Szene setzte. Der Uruguayer stand diesmal nicht im Abseits und überwand Bürki im BVB-Tor aus kurzer Distanz. Und auch in der Folge ging es weiter turbulent im Dortmunder Strafraum zu: Nach einem Fehlpass im Aufbau erzielte Lionel Messi nach Zuspiel von Suarez nur vier Minuten später den Treffer zum 2:0.

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BVB-Trainer Lucien Favre wechselte zur Halbzeitpause einmal aus. Jadon Sancho ersetzte Nico Schulz auf der linken Offensivseite. Die erste Chance im zweiten Durchgang gehörte den Gastgebern. Griezmann scheiterte per Direktabnahme an Bürki in der 46. Spielminute. Auch fünf Minuten später klärte der Schweizer in höchster Not gegen Messi, der zuvor vier Dortmunder aussteigen ließ. 

Die Gastgeber wollten das Spiel früh entscheiden, doch auch der BVB wurde offensiv mutiger und ließ sich nicht mehr so stark in die eigene Hälfte drängen. Sancho brachte mehr Offensivqualität auf den Platz. Der junge Engländer öffnete Räume für seine Mitspieler, die von den Lücken profitierten. Nach einer guten Stunde spielte Sancho einen Steckpass auf Julian Brandt, der aber am herausragend reagierenden Marc-André ter-Stegen scheiterte.

Mitten in die beste Dortmunder-Phase erzielte Antoine Griezmann das 3:0 für den FC Barcelona. Erneut war es Lionel Messi, der seinen französischen Mannschaftskollegen in der 67. Spielminute bediente. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt praktisch entschieden. Der BVB war im zweiten Durchgang mindestens gleichwertig, verpasste es aber zunächst, klare Torchancen herauszuspielen.

Eine Viertelstunde vor dem Ende traf der starke Lionel Messi mit einem Freistoß aus spitzem Winkel die Querlatte. In der gleichen Spielminute wechselte Lucien Favre das zweite Mal aus. Dan-Axel Zagadou ersetzte Lukas Piszczek – der BVB agierte ab diesem Moment mit einer Dreierkette. In der 77. Spielminute belohnten sich die Borussen mit dem Anschlusstreffer zum 1:3. Jadon Sancho traf von der Strafraumkante aus halbrechter Position.

Die Schwarzgelben hatten es jetzt eilig, drängten den FC Barcelona in die eigene Hälfte. Über 70 Prozent Ballbesitz in dieser Phase bestätigen den äußeren Eindruck. Die Katalanen kamen kaum zu Entlastung, der BVB wollte es nochmal wissen. Lucien Favre brachte mit Mario Götze für Julian Weigl eine weitere Offensivkraft. Allen ter Stegen war es zu verdanken, dass der BVB in der Schlussphase nicht mehr näher rankam. Nach einer sehenswerten Kombination lenkte der deutsche Nationalspieler Sanchos Schuss in der 87. Spielminute an die Latte. Da Inter Mailand im Parallelspiel bei Slavia Prag gewann, rutschte der BVB auf den dritten Rang der Gruppe F ab.

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Ausblick: 
Bereits am Samstag steht das nächste Auswärtsspiel an: Dann muss der BVB im Kampf um Bundesligapunkte bei Hertha BSC ran. Anstoß im Berliner Olympiastadion ist um 15.30 Uhr.

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