Tabellarisch hat sich nicht viel verändert nach den beiden Auftaktsiegen ins neue Fußballjahr gegen die direkten Konkurrenten aus Wolfsburg (2:0) und Leipzig (3:1). Borussia Dortmund verbesserte sich um einen Rang vom fünften auf den vierten Platz. Doch die Abstände haben sich zugunsten von Schwarzgelb korrigiert.

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Der BVB holte fünf Punkte mehr als Leverkusen und Wolfsburg, verkürzte den Rückstand auf Bayern und Leipzig um jeweils drei Zähler. Als „Gewinner des Spieltags“ wollte Edin Terzic seine Mannschaft und sich im ZDF-Interview jedoch nicht feiern lassen, gleichwohl stellte er am Samstagabend mehrfach fest: „Nach den Ergebnissen gestern und heute vor unserem Spiel wussten wir, dass wir einen großen Schritt machen konnten in der Tabelle. Wir wussten aber auch, dass wir dafür kleine Schritte auf dem Platz benötigen.“

Es waren vor allem taktisch kluge Schritte. Obwohl Leipzig drei Stürmer aufgestellt hatten und sich Angelino sowie Heidara bei Ballbesitz bis in die vorderste Linie verschoben, entwickelte der ansonsten so offensivstarke Gegner keine Durchschlagskraft – weil Schwarzgelb clever verteidigte, Mats Hummels die Viererkette stets auf die richtige Höhe stellte, Thomas Delaney jedes Löchlein stopfte, bevor es zu einer gefährlichen Lücke werden konnte, weil die ganze Mannschaft an der Verteidigungsarbeit teilnahm und das spielte, was Hummels und Sebastian Kehl unter der Woche in dem einen oder anderen Interview eingefordert hatten: „Männerfußball“. Sie spielten hart, aber nicht unfair.

„Das Defensivverhalten war okay. Aber wir hatten in der Anfangsphase ein paar Probleme mit dem Anlaufen, konnten das aber korrigieren“, so Terzic über Halbzeit eins, in der seine Elf zu Beginn kaum Ballbesitz verzeichnen konnten („Von insgesamt 112 Fehlpässen im gesamten Spiel hatten wir davon gefühlt 110 in der ersten Halbzeit“), ab der etwa 30. Spielminute mutiger, zielstrebiger, später dann auch konsequenter beim Ausspielen vielversprechender Angriffssituationen auftrat. Terzic: „Wir konnten dann besser kombinieren, haben häufiger die Tiefe gefunden.“

Marco Reus und Jadon Sancho unterstrichen dabei deutlich ihre aufsteigenden Formkurven und waren die entscheidenden Figuren, damit Erling Haaland den Platz bekam, den Leipzig nicht mehr verteidigen konnte. Beim 0:1 war Reus quasi doppelter Vorlagengeber – er spielte (per Hacke!) den letzten und zuvor den drittletzten Pass bei diesem sehenswert herausgespielten und durch Sancho vollendeten Treffer. Der Engländer traf damit wettbewerbsübergreifend im dritten Spiel hintereinander, und er legte zudem zum dritten Mal in Serie zusätzlich einen Treffer auf mit seiner Flanke auf Haaland zum 0:2. Aus dem Lehrbuch für gehobene Fußballkunst war zudem Reus‘ Pass auf Haaland vor dem 0:3.

Und was sagte Terzic nach dem laut Gegner Nagelsmann „über 90 Minuten verdienten Sieg aufgrund der klaren Chancen“? Er sang kein Loblieb auf die Offensive, die der besten Abwehr der Liga erstmals in dieser Saison drei Gegentreffer bescherte, sondern er merkte kritisch an: „Mich ärgert ein bisschen, dass wir am Ende nicht die Null verteidigen konnten.“ Damit verpasste der BVB sein 500. Zu-Null-Spiel in der Bundesliga.

Der nächste Prüfstein heißt Mainz 05

Terzic hält mit solchen Aussagen die Konzentration auf die Grundtugenden hoch. Und er sorgt sich um Axel Witsel, der nach einer halben Stunde verletzt vom Platz musste, dabei von Arzt und Physiotherapeut gestützt den linken Fuß nicht belasten konnte. Der Belgier flog mit zurück nach Dortmund und wird hier in den kommenden Tagen eingehend untersucht. Haaland sagte: „Wir haben dann auch für Axel gespielt. Wir wünschen ihm eine schnelle Genesung.“

Nach den Spitzenspielen gegen Wolfsburg und Leipzig trifft der BVB nun auf den Tabellenletzten 1. FSV Mainz 05. „Auch das wird ein schweres Spiel“, sagt Terzic. Denn in schlechter Erinnerung ist noch das Heimspiel im Juni 2020, als die Nullfünfer in ähnlicher Tabellenkonstellation (Zweiter gegen Fünfzehnter) im Signal Iduna Park antraten und mit 2:0 als Sieger vom Platz gingen. Das soll sich am kommenden Samstag nicht wiederholen.
Boris Rupert