Borussia Dortmund hat das Spitzenspiel des 17. Bundesliga-Spieltags verloren. Am Dienstagabend unterlag der BVB am Ende unglücklich mit 1:2 (0:1) beim Tabellendritten Bayer Leverkusen. Nach Brandts Ausgleich hätte sich das Spiel komplett drehen können.

Aus Leverkusen berichtet Boris Rupert

In einer weitgehend ausgeglichenen Begegnung leistete sich Borussia gerade in der ersten Halbzeit zu viele Fehler und war mit dem 0:1-Rückstand zur Pause (Torschütze: Diaby in der 14. Minute) noch gut bedient. Doch im zweiten Durchgang hätte der BVB die Partie drehen können, hatte nach Brandts Ausgleich (67.) mehrere Chancen aufs 2:1, fing sich jedoch ein Kontertor durch Wirtz (80.).

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Ausgangslage: 
Zwei Treffer in der Tordifferenz trennten den Dritten (Leverkusen) vom Vierten (Dortmund), der vier der jüngsten fünf direkten Duelle für sich entschieden und in jedem dieser fünf Spiele drei oder mehr Tore erzielt hatte. Bayer war in drei der jüngsten vier Ligaspiele als Verlierer vom Platz gegangen, wartete seit dem 16. Dezember auf einen Sieg. Kein Team siegte bislang auswärts häufiger als Borussia (fünf Erfolge).

Personalien: 
Neben Witsel (Riss der Achillessehne), Can (Gelbsperre) und Zagadou (Muskelverletzung) fehlten weiterhin Hazard und Schmelzer. Piszczek und Reyna waren wieder dabei, saßen zu Spielbeginn jedoch auf der Bank. Akanji und Delaney rückten neu in die Startelf.

Taktik: 
Bayer begegnete Borussias 4-2-3-1-Grundordnung in einer 4-4-2-Staffelung (vorne mit Alario und Amiri) und wechselte bei Ballbesitz in ein 4-3-3. Insgesamt war die Werkself darauf bedacht, dem BVB kein offenes Spiel anzubieten, sondern das Tempo gedrosselt zu halten, selbst zu Kontergelegenheiten zu kommen und diese dann mit Hochgeschwindigkeit auszuspielen.

Spielverlauf & Analyse:
Der BVB, der nur zwei der vorangegangenen 13 Gastspiele in Leverkusen verloren hatte, war nach Bayers Auftaktchance in der zweiten Minute (Wirtz aus 20 Metern, Bürki im Nachfassen) recht gut im Spiel und kam zu einigermaßen vielversprechenden Szenen am und im gegnerischen Strafraum für Brandt und zweimal Reus, zudem hatte Leverkusens Keeper Hradecky, als er weit vor seinem Tor gegen Haaland klären wollte, viel Glück (2.).

Als sich das Spiel beruhigte, als die Gastgeber deutlich bemüht waren, das Tempo herauszunehmen, fiel überraschend ein Tor, bei dem Schwarzgelb ausgekontert wurde. Nach Bellgewinn bekam Bailey die Kugel an der Mittellinie und schlug einen Diagonalpass auf den rechten Flügel genau in den Lauf von Diaby. Dessen Ballannahme war perfekt, der Abschluss glücklich, denn Bürki war noch dran, konnte den Einschlag aber nicht verhindern (14.).

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Weil der BVB die Angriffe entweder nicht genau genug ausspielte oder aber – viel schlimmer – sich im Aufbau schwere Abspielfehler leistete, kam Bayer in der Folge immer wieder zu hochkarätigen Torchancen, an denen stets Rechtsaußen Diaby beteiligt war, entweder als Vorlagengeber (bei Alarios Kopfball, den Bürki herausragend parierte, 44.) oder im direkten Abschluss (27./35.), so dass es allein Borussias Nummer eins zu verdanken war, dass es „nur“ mit einem 0:1-Rückstand in die Pause ging.

Borussia Dortmund kam deutlich strukturierter zurück und sieben Minuten nach Wiederbeginn zur Ausgleichschance: Bellingham steckte am Sechzehner fein durch auf Reus, der sich am linken Fünfmetereck gegen Tah durchsetzte, aber das folgende Zuspiel auf Guerreiro geriet einen Tick zu ungenau. Es war eine starke Phase mit Abschlüssen von Sancho (zentral) und kurz darauf Meunier, der aus halbrechter Position verzog, weil der Ball auf dem frisch verlegten Rasen versprang (56.).   

Schwarzgelb wurde immer stärker. Delaneys Ballgewinn war Ausgangspunkt zum Ausgleichstreffer. Guerreiro passte zu Brandt, der den Raum vor dem Strafraum nutzte und mit einem Schlenzer ins lange, rechte Eck sein erstes Saisontor erzielte (67.). Keine 60 Sekunden später wäre es beinahe ein Doppelpack geworden. Nach Bellinghams Hereingabe hatte Brandt das fast leere Tor vor sich, doch Tapsoba klärte auf der Linie. Und weiter ging’s: Reus legte zurück auf Sancho, der halblinks im Strafraum freie Bahn hatte, den Ball stark annahm, jedoch deutlich am Tor vorbeischoss (70.).

Für Sancho kam kurz darauf Reyna ins Spiel – und Leverkusen in Person von Diaby beinahe zur erneuten Führung, doch Bürki parierte einmal mehr stark (75.). Spätestens jetzt war es der gewohnte Hochgeschwindigkeitsfußball zwischen Bayer und Borussia, ein offener Schlagabtausch, bei dem Bayer dann von einem Fehler im Mittelfeld profitierte. Diaby passte schnell auf den im Zentrum blank stehenden Wirtz, der aus 18 Metern Maß nahm und unhaltbar zum 2:1 einschoss (80.).

In einer hektischen Schlussphase kam Borussia trotz der Hereinnahme von zwei weiteren Mittelstürmern (Moukoko und Tigges) nicht mehr gefährlich vors Bayer-Tor.

Ausblick: 
Keine Atempause: Am Freitagabend (20.30 Uhr) gibt es das nächste Spitzenspiel, erneut auswärts, erneut am Rhein, wenn der BVB bei Borussia Mönchengladbach antritt.

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