Zum Saisonabschluss saßen sie gemeinsam bei der Pressekonferenz auf dem Podium, die beiden Freunde Hannes Wolf und Edin Terzic. Und sie hatten sich „darauf geeinigt, dass wir uns heute die Komplimente um die Ohren hauen“. Was gar nicht unangemessen war. Der eine hatte den Beinahe-Wintermeister stabilisiert und in die Europa League geführt, der andere einen schlingernden BVB in die Champions League – und zum Pokalsieg.

Borussia Dortmund beendet die Saison 2020/21 nach einer Serie von sieben Siegen (einer fehlt noch zur Einstellung des Vereinsrekords) auf Tabellenplatz drei – nur einen Zähler hinter Vizemeister Leipzig, drei vor Wolfsburg, vier vor Frankfurt und zwölf vor Leverkusen.

Die Geschichte des 51. und letzten BVB-Pflichtspiels dieser Spielzeit ist schnell erzählt: Balleroberung Brandt, Pass Reinier, das frühe 1:0 durch Haaland (5.). „Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen und haben dann versucht, mit 80 Prozent weiterzuspielen. Das funktioniert nicht, dafür ist Bayer zu stark“, beschrieb Terzic den weiteren Verlauf der ersten Halbzeit. Direkt nach dem Seitenwechsel verwandelte Reus einen Freistoß zum 2:0 (51.), Erling Haaland setzte kurz vor dem Ende (86.) den Dortmunder, der mit dem Elfmeterpfiff eingewechselte Lars Bender den Leverkusener Schlusspunkt (90.).

„Wir sind glücklich, dass wir unsere Serie ausbauen konnten“, sagte Terzic und räumte gleichzeitig ein: „Ein bisschen war die Luft raus, weil nicht unbedingt das Ergebnis im Vordergrund stand, sondern viele andere wichtige Geschichten.“ Die Verabschiedung von Lukasz Piszczek, das Karriere-Ende der Bender-Zwillinge (Wolf: „Sie haben den Fußball in den letzten 15 Jahren geprägt, sie sind echte Vorbilder“) und der letzte Pfiff von Manuel Gräfe, der im Anschluss mit Haaland das Trikot tauschte und von Borussia Dortmund mit einer Foto-Collage verabschiedet wurde. Schön, dass zu diesem Anlass Frau und Kinder des Berliner Ausnahme-Schiedsrichters mit auf dem Rasen sein durften.

Und Terzic? „Ich werde mit vollem Genuss nach Hause fahren, weil ich meine Familie seit über zehn Tagen nicht gesehen haben. Es waren sehr emotionale Tage. Das alles werde ich komplett genießen“, kündigte der Trainer an, der mit dem heutigen Tag nicht mehr „Chef“ ist. Was folgt, ist offen. Terzic, dem die Fans eine Choreographie auf der Nordtribüne gewidmet hatten, will zunächst alles sacken lassen. Zum Abschluss der Pressekonferenz sagte er: „Den Wunsch haben wir ganz klar geäußert, schon im Dezember, dass mein Weg hier sehr gerne weitergehen darf. Da werden wir die beste Entscheidung im Sinne des Vereins treffen.“
Boris Rupert