Durchatmen. Kraft tanken. Die in Verein und Nationalmannschaften arg beanspruchten BVB-Profis jagen den Vereinsrekord. Der steht bei zwölf Heimsiegen in Serie. Einer fehlt noch. Zwei Wochen vor dem Spitzenspiel gegen den FC Bayern ist Borussia Dortmund wieder bis auf einen Punkt an den Tabellenführer herangerückt. Doch bis dahin warten noch zwei wichtige Aufgaben auf die Borussen. Die nächste ist sogar superwichtig.

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Vier Tage vor dem vorentscheidenden Gruppenspiel in der UEFA Champions League am Mittwoch in Lissabon hat Borussia Dortmund verdient, zugleich hart erarbeitet mit 2:1 gegen den VfB Stuttgart gewonnen, hat nach zwölf Spieltagen 27 Punkte auf dem Konto und liegt nur einen Zähler hinter den Bayern. In den vergangenen beiden Spielzeiten waren es zu diesem Zeitpunkt fünf bzw. sechs Punkte Rückstand auf Platz eins.

Entsprechend emotional fielen die Reaktionen auf den Rängen aus. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus!“, war im Wechsel mit „Deutscher Meister wird nur der BVB!“ zu hören. Und dass sich Fußball-Deutschland einen spannenden Titelkampf wünscht, ist natürlich auch bekannt. „Es gibt hohe Erwartungen an uns“, sagt Marco Rose zur Stimmungslage im Land und fügt hinzu: „Hohe Erwartungen haben aber auch wir an uns. Wir haben das Ergebnis gestern wahrgenommen. Wir wollen oben dranbleiben.“ Man könnte es auch so formulieren: Jeder Punkt, den seine seit Saisonbeginn von Verletzungen über Gebühr geplagte Mannschaft näher an den Primus heranrückt, entfernt sie parallel von Platz fünf, der nicht zur Teilnahme an der UEFA Champions League berechtigt.

„Mit viel Wille und viel Wucht“ hat Roses Mannschaft gegen den VfB Stuttgart gewonnen durch die Tore von Donyell Malen und Marco Reus. Wenn sich Fußball planen ließe, hätte man von einem „Sieg am Reißbrett“ sprechen können. Denn vor dem Spiel war die Sachlage diese:

  • Kein Team erzielte mehr Weitschusstore als Borussia Dortmund (4).
  • Kein Team kassierte mehr Weitschuss-Gegentore als der VfB Stuttgart (4).
  • Kein Team erzielte mehr Kontertore als Borussia Dortmund (5).
  • Kein Team kassierte mehr Konter-Gegentore als der VfB Stuttgart (5).

Donyell Malen traf aus der Distanz zum 1:0.
Marco Reus vollendete einen Konter zum 2:1-Siegtreffer.

Doch entscheidend war der zwölfte Mann. Zieht man die VfB-Anhänger ab, versuchten 55.000 Schwarzgelbe alles, um ihr Team zu unterstützen. „Das Stadion hat uns heute viel Energie gegeben. Die Fans waren der Faktor, um die letzten Prozent rauszukitzeln“, betonte Rose und bedankte sich für die Unterstützung. Donyell Malen sagte: „Die Fans stehen 90 Minuten hinter uns, sie kämpfen mit uns. Das hilft extrem. Es ist ein großartiges Gefühl, vor der Gelben Wand zu treffen. Es gibt mir einen Schub. Ich bin glücklich.“

Mit einem „Sieg, der uns Energie und Vertrauen geben sollte“ (Rose), reist Borussia Dortmund zum Auswärtsspiel am Mittwoch nach Lissabon. Mit einem Sieg dort wäre der BVB vorzeitig im Achtelfinale. Mit einem Unentschieden hielte er alle Trümpfe in der Hand. Nur verlieren darf er nicht.
Boris Rupert