Sie liefen 116,9 Kilometer, sie sprinteten 249-mal, sie bestritten 535 Zweikämpfe und schossen elfmal aufs Tor. Obwohl die Borussen am Ende in den meisten Statistiken vorn lagen, 61 Prozent Ballbesitz verzeichneten, mehr als doppelt so viele Bälle auf den Kasten brachten wie der Gegner und auch die Mehrzahl der Zweikämpfe gewannen, stand am Ende ein 1:1, das sich nicht einmal ungerecht anfühlte, weil Augsburg in den letzten 30 Minuten die aktivere Mannschaft war. Und der letzte Eindruck ist bekanntlich der Bleibende.

„Wir waren müde. Auch von den Reisen. Die Wege sind uns schwerer gefallen. Es ist nicht so rund gelaufen wie sonst“, sagte Gregor Kobel. Dortmund – Glasgow – Paderborn – Dortmund – Augsburg. Mittwoch hin, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag zurück, Samstag dann nach Augsburg. „Es war schwer, ins Spiel zu kommen und hatten dennoch unsere Chancen“, erzählte der Keeper und geriet geradezu ins Schwärmen, als er über das 1:0 von Thorgan Hazard sprach: „Super Aktion von Toto. Aber das 1:1 ist am Ende zu wenig. Man muss hier einfach gewinnen. Egal, wie müde man ist; egal, wie lange man reist.“

Ab der 30. Minute war der „ohne Acht“ angereiste und personell entsprechend dezimierte BVB richtig gut drin im Spiel, ging folgerichtig durch das freche Tor von Hazard, der zwei Augsburger vernatzte, in Führung und hatte auch in den ersten 15 Minuten nach Wiederbeginn deutliches Oberwasser: einmal Latte, einmal Außennetz durch Donyell Malen. 4:0 lautete da die Torschussbilanz zugunsten der Gäste. Julian Brandt, der den Führungstreffer mit eingeleitet hatte und zudem als drittjüngster Spieler der Bundesligageschichte sein 250. Spiel bestritt, meinte trocken: „Siege habe ich grundsätzlich lieber als Jubiläen.“ Brandt sprach hinterher von „zwei verschiedenen Halbzeiten“ und stellte fest: „Auf Dauer hat man uns ein bisschen die Müdigkeit angemerkt. So kam eins zum anderen. Wir haben ein bisschen darum gebettelt, das Ausgleichstor zu kriegen.“
Boris Rupert