Borussia Dortmund war nochmal nah dran, hat das Achtelfinale der UEFA Europa League jedoch verpasst. Eine Woche nach der 2:4-Hinspiel-Niederlage trennte sich der BVB nach zwischenzeitlicher Führung im Ibrox Stadium mit 2:2 (2:1)-Unentschieden von den Glasgow Rangers.

Aus Glasgow berichtet Boris Rupert

Pfosten Bellingham, Elfmeter Tavernier – nach guter Anfangsphase führte nicht die Borussia, sondern bejubelten die Rangers vor 47.709 sehr lauten Fans nach 22 Minuten das 1:0. Doch auch nach diesem Rückschlag spielte der BVB nach vorn, erspielte sich allein im ersten Durchgang acht Möglichkeiten und ging nach Treffern von Bellingham (31.) und Malen (42.) mit 2:1 in die Halbzeit. Doch in der 57. Minute besorgte Tavernier das 2:2.

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Ausgangslage:  
Das 2:4 aus dem Hinspiel bedeutete: Der BVB musste nach 90 Minuten nicht nur „gewonnen“ haben, sondern benötigte einen Zwei-Tore-Vorsprung, um die Verlängerung zu erreichen. Klarer Vorteil somit für die heimstarken Schotten, die in dieser Saison zuhause allerdings in zwei der fünf internationalen Begegnungen (gegen Malmö und Lyon) unterlegen waren.

Personalien: 
Ohne die Angreifer Haaland und Reyna, ohne die Abwehrspieler Akanji, Zagadou, Morey und Schmelzer war der BVB zum Rückspiel nach Schottland gereist und musste dann noch einen weiteren Ausfall quittieren: Guerreiro konnte nicht spielen (saß aber auf der Bank). Aber Meunier meldete sich einsatzbereit. Im Vergleich zum Ligaspiel am vergangenen Sonntag gegen Gladbach rückten zudem Schulz und Brandt in der Startelf. Glasgow begann mit der gleichen Elf wie im Hinspiel.

Taktik:  
Rose wechselte zurück auf Viererkette und 4-2-1-3 mit Reus vor zwei Sechsern (Dahoud, Bellingham) und mit breitem Wirkungskreis hinter und auf Höhe mit den drei Angreifern Brandt, Malen und Hazard. Glasgow staffelte sich in einer 4-2-3-1-Grundordnung, wählte vornehmlich den langen Ball, um dann nachzurücken und in ein hohes Pressing zu kommen.

Spielverlauf & Analyse:
In der Nacht vor dem Spiel hatten Rangers-Anhänger Feuerwerkskörper vor dem Mannschaftshotel gezündet, am Morgen störte Schneefall das „Anschwitzen“ vor diesem Spiel. Doch die Schwarzgelben gingen konzentriert ins Spiel, und als sie nach druckvollem Beginn der Gastgeber in der vierten Minute den ersten Angriff initiierten, fehlten nur Zentimeter zum Torerfolg. Zunächst holte Schulz nach Dahouds Verlagerung die erste Ecke heraus. Brandts Hereingabe drückte Bellingham an den Pfosten. Der BVB kam immer besser ins Spiel und in Minute 18 zur nächsten Gelegenheit, als Malen nach Reus‘ Zuspiel nicht lange fackelte, aus 16 Metern knapp am linken Pfosten vorbeischoss.

Kurz darauf aber die kalte Dusche: Brandt kam auf der Strafraumlinie einen Schritt zu spät, traf Kent, und wie im Hinspiel sorgte Tavernier per Elfmeter für die Rangers-Führung (22.). Keine drei Minuten später die nächste Chance für den BVB, als Brandt im Sechzehner aus der Drehung abzog, McGregor aber stark parierte. Schwarzgelb kämpfte und kam nach einer halben Stunde zum Ausgleich. Malen tankte sich durchs Mittelfeld, rutschte beim Versuch einer Flanke leicht weg, so kam der Ball flach an den Sechzehner, wo Bellingham entschlossen zum Ball ging und ihn flach zum 1:1 ins rechte Eck traf.

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In einer von beiden Mannschaften intensiv geführten Partie verhinderten Kobel (gegen Arfield) und Hummels (auf der Torlinie beim Nachschuss von Morelos) den zweiten Gegentreffer (35.) – die Räume, die die Rangers lieben, waren natürlich da. Denn Borussia drückte weiter. Im Gegenzug hielt Malen aus 16 Metern drauf, McGregor kam aber noch ran an den Ball, wehrte ab zur Ecke. Sie gaben keinen Ball verloren, auch nicht in der 42. Minute, als Meuniers Flanke keinen Adressaten erreichte, aber Brandt nachsetzte, scharf nach innen passte. Bellingham leitete weiter auf Malen, der zum 1:2 einschob. Drei Minuten später traf der Niederländer das Außennetz, und noch in der ersten Hälfte wäre die Zwei-Tore-Hypothek aus dem Hinspiel beinahe abgetragen gewesen, doch McGregor parierte glänzend gegen Meunier, der sich bei der Szene verletzte und gestützt von zwei Betreuern vom Feld geführt werden musste. Für ihn kam Wolf.

Die Gastgeber kamen mit Mut, aber auch mit einer Fünferkette in der Abwehr aus der Kabine. Nicht den in Addition von Hin- und Rückspiel knappen 5:4-Vorsprung zu verteidigen, schien die Vorgabe von Trainer van Bronckhorst an seine Elf zu sein. Kobel verhinderte gegen Morelos zweimal (48./55.) das mögliche 2:2. Das fiel dann in der 57. Minute, als Bassey auf dem linken Flügel nicht gestellt werden konnte. Die Flanke rutschte durch und Rechtsverteidiger Tavernier hatte freie Bahn.

Bellingham war Dreh- und Angelpunkt des Dortmunder Spiels. In der 63. Minute spielte er den Ball in den Lauf von Reus, der Keeper McGregor umkurvte, die Kugel aus spitzem Winkel aber nicht ins Tor schieben konnte. Kents Treffer zum 3:2 zählte nach Video-Überprüfung nicht (Foul an Can, 67.). Dann kamen in Moukoko und Reinier zwei neue Offensivkräfte für Hazard und Brandt. Schulz rettete gegen Bassey, der alleine durch war (75.). Den Druck aus dem ersten Durchgang konnte Borussia in der zweiten Halbzeit nicht mehr aufbauen.

Ausblick:   
Noch in der Nacht fliegt der BVB zurück nach Deutschland, und bereits am Samstag geht es weiter nach Augsburg, wo am Sonntag (17.30 Uhr) die nächste Aufgabe in der Bundesliga wartet.

Teams & Tore