Sinnbildlich für den hart erkämpften Auswärtssieg in Frankfurt stand Jude Bellingham, der auch in der Nachspielzeit die Beine in die Hand nahm, den Gegner hoch anlief, um ihn im Aufbau zu stören. Ausgepumpt hockte der Engländer danach auf der Mittellinie, Puls am Anschlag. Abschlag Kobel, Bellingham sprang wieder auf und versuchte, auch an diesen Ball zu kommen...

„Jude ist in ganz vielen Szenen vorweggegangen. Er hat jeden Weg mitgemacht. Es war ein großer Kampf“, sagte Edin Terzic über den Siegtorschützen, der im wettbewerbsübergreifend 19. Saisonspiel seinen 09. Treffer markierte – überragend für einen defensiven Mittelfeldspieler. Man könnte auch sagen: der neue Zorc...

Dass der 2:1-Sieg in Frankfurt äußerst glücklich zustande gekommen war, darüber gab es keine zwei Meinungen. Auch nicht darüber, dass er nach den Ausrutschern zuvor äußerst wichtig war. Nach den Samstagspielen rückte Borussia Dortmund – vorübergehend zumindest – vor auf Tabellenplatz drei. „Wir mussten vor allem in der zweiten Halbzeit ein paar richtig enge Situationen überstehen“, erklärte Terzic und gestand ein: „Es war ein glücklicher Sieg, aber er war geil. Man muss sich nicht schämen, auswärts bei der Frankfurter Eintracht zu gewinnen.“

Neben dem Einsatz, den alle zeigten, gefielen dem Trainer zwei Szenen ganz besonders: die stark herausgespielten Treffer durch den seit Wochen formstarken Julian Brandt sowie durch Bellingham. „Wir haben in der ersten Halbzeit ein paar richtig gute Angriffe gefahren, und auch beide Tore waren gut herauskombiniert“, so Terzic. Salih Özcans wunderbare Verlagerung mit einem 50-Meter-Diagonalball auf den linken Flügel fand vor dem 0:1 „genau den Raum, den wir bespielen wollten“, und das 1:2 war einstudiert: „Die schnelle Verlagerung auf den Außenspieler. Der Flügelspieler geht tief. Der Stürmer kommt entgegen, spielt mit einem Kontakt weiter.“

Terzic sah aber eben nicht nur diese beiden Szenen in der Nachbetrachtung. Über weite Strecken fehlte seiner Elf der Zugriff. Der Treffer zum 1:2 in der 52. Minute war der erste BVB-Torschuss seit der 32. Minute. „Die Tore waren schön herausgespielt, und trotzdem war spielerisch heute vieles auch mau. Wir haben aus den guten Ballbesitzphasen zu wenig Chancen kreieren können, auch wenn die Platzverhältnisse nicht die besten waren.“

Wie schon beim Pokalspiel in Hannover, wie so häufig schon in dieser Saison, war Gregor Kobel der Vater des Sieges. Sechs Schüsse wehrte er ab, darunter vier Großchancen für den Gegner. Terzic: „Wir freuen uns, dass er so performt. Aber wir wünschen uns, dass er weniger zu tun hat.“ Dass dürfte wohl auch für Jude Bellingham gelten...
Boris Rupert