Borussia Dortmund hat am 3. Spieltag der UEFA Champions League einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale gemacht. Der BVB gewann das Gruppenspiel beim FC Sevilla mit 4:1 (3:0) und hat nun fünf Punkte Vorsprung auf die Spanier.

Aus Sevilla berichtet Boris Rupert

In einer spektakulären Partie mit 22 Torschüssen schon in den ersten 45 Minuten (zehn für Sevilla, zwölf für Dortmund) ging der BVB durch Guerreiro früh in Führung (6.) und baute den Vorsprung mit einem Doppelschlag kurz vor der Pause – Bellingham in der 41., Adeyemi in der 43. Minute – auf 3:0 aus, konnte sich aber zugleich bei Torwart Meyer bedanken, der dreimal hervorragend gegen En-Nesyri parierte. Kurz nach der Pause kam Sevilla durch En-Nesyri auf 1:3 heran, doch Brandt machte eine Viertelstunde vor dem Ende den Deckel drauf.

Ausgangslage:  
Manchester City führte die Gruppe mit zwei Siegen an. Der FC Sevilla (bisher ein Remis, eine Niederlage) gilt als größter Konkurrent für den BVB (ein Sieg, eine Niederlage) im Kampf um Platz zwei und dem damit verbundenen Einzug ins Achtelfinale. In den beiden bisherigen direkten Duellen holte der BVB auswärts ein Remis (2:2 im Jahr 2010) und einen Sieg (3:2 im Frühjahr 2021 mit Edin Terzic).

Personalien: 
Hummels, Reus und Wolf fehlten auf dem Flug nach Sevilla – neben Reyna, Dahoud, Bynoe-Gittens, Morey und natürlich Haller. Im Vergleich zum Spiel in Köln rückten Moukoko und Can für Modeste und Malen (beide Bank) in die Startelf…

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Taktik:  
… damit verbunden war eine personell defensivere Herangehensweise in einer 4-3-3-Grundordnung mit Can auf der Sechs sowie Bellingham und Özcan auf den vorgeschobenen Halbpositionen. Somit war das Mittelfeld genauso formiert wie beim starken Auftritt in Manchester. Vorne sollten Adeyemi und Brandt das Spiel beschleunigen mit Bällen auf Moukoko. Sevilla spielte in einem 3-4-3-System, agierte in der Defensive auffällig mannorientiert, vorne mit hohem Pressing…

Spielverlauf & Analyse:
… aber wenn diese Pressinglinie überspielt war, fehlte bei Sevilla jegliche Konterabsicherung, so dass der BVB zu zahlreichen Überzahlsituationen in der gegnerischen Hälfte kam. So in der 20. Minute, als drei Dortmunder allein aufs Tor zuliefen, Özcan aber nicht abspielen konnte, da die Kollegen sich im Abseits befunden hätten. Der nach hinten eilende Mittelstürmer En-Nesyri riss Özcan zu Boden, Schiedsrichter Mariani zeigte Rot. Doch die Szene wurde vom VAR kassiert, da Adeyemi zuvor im Mittelkreis foulgespielt hatte.

Heiß her ging es bei 30 Grad Celsius unten auf dem Rasen, feurig war die Atmosphäre auf den Rängen. Der Fehlstart von wettbewerbsübergreifend fünf Niederlagen gegenüber drei Remis und nur einem Sieg aber war dem FC Sevilla in vielen Szenen anzumerken. Früh gab es die erste Gelbe Karte, für Abwehrchef Gudelj, der Adeyemi nicht halten konnte (2.), früh ging Borussia in Führung: Can und Bellingham eroberten im rechten Halbfeld den Ball, Bellinghams Seitenwechsel rutschte durch zu Guerreiro, der den Ball im vollen Lauf mitnahm, nach innen zog und – leicht abgefälscht – ins rechte Toreck traf (6.).

Doch Nachlässigkeiten im Abwehrverhalten brachte Sevilla ins Spiel und zu drei Großchancen: Jordán fand mit einem hohen 35-Meter-Pass von der Mittellinie En-Nesyri an der Strafraumkante. Den wuchtigen Abschluss konnte Meyer parieren, allerdings nach vorne, so dass En-Nesyri zum zweiten Versuch kam, wieder hielt Meyer. Und auch in der 36. Minute war der Schlussmann reaktionsschnell zur Stelle, fischte En-Nesyris Kopfball aus dem Toreck. Bei der folgenden Ecke kam Carmona aus sieben Metern völlig frei zur Volleyabnahme, verzog aber zum Glück.

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Dann aber wieder der BVB. Özcan fand Adeyemi rechts im Strafraum, doch dessen Pass in den Rücken der Abwehr brachte keiner der Mitspieler über die Linie (33.). Puh! Besser, viel besser machte es Bellingham in der 41. Minute. Guerreiro und Özcan hatten den Ball über links nach vorne getrieben, der junge Kapitän Gudelj vernascht und platziert aus spitzem Winkel eingeschossen. Zwei Minuten später ließ Moukoko am Strafraumrand mit einer gekonnten Bewegung, bei der er den Ball mitnahm, den zentralen Abwehrmann Gudelj aussteigen, schloss sofort ab, Bono wehrte nach vorne ab, Adeyemi staubte ab.

Es blieb auch in der zweiten Hälfte wild, teilweise vogelwild. Nach einer Ecke hauchte En-Nesyri mit seinem Kopfballtreffer dem Stadion wieder Leben ein (51.), im Gegenzug aber hätte Moukoko nach einem sensationellen Solo aus der eigenen Hälfte auf 1:4 stellen können, scheiterte mit seinem Schuss aber an Torwart Bono. In der 60. Minute die nächste Gelegenheit für den 17-Jährigen. Diesmal schoss er nach Meuniers Steilpass aus 16 Metern über den Kasten.

Aber auch die Borussen boten weiter einiges an, weil sie lange Zeit keine Ruhe am Ball hatten, daher keine Ruhe im Spiel. Lamela hatte nach Telles‘ Zuspiel Platz, sein Abschluss halblinks im Sechzehner strich knapp am rechten Pfosten vorbei (56.).

Auf der anderen Seite verfehlte der eingewechselte Malen aus ganz spitzem Winkel das Ziel, nachdem er sich im Strafraum gut durchgesetzt hatte (72.). Drei Minuten später sorgte Brandt dafür, dass der Lautstärkepegel deutlich sank. Bellingham spielte einen Ball auf den linken, offenen Flügel, Moukoko holte ihn sich, schaute hoch, flankte präzise und Brandt köpfte ihn via rechtem Innenpfosten zum ins Netz. Bono verhinderte gegen Malen das 1:5 (79.). Bei einem weiteren Konter verpasste der Niederländer das Abspiel auf Modeste, der dann aus 16 Metern mit dem Ball am Fuß ins Tor hätte laufen können.

Ausblick:   
Bereits in sechs Tagen, am Dienstag kommender Woche, kommt es zum Rückspiel zwischen beiden Teams in Dortmund, gleichzeitig ist es der zweite Heimspiel-Kracher innerhalb von 72 Stunden, denn am Samstag steht der deutsche „Klassiker“ gegen den FC Bayern auf dem Spielplan.

Teams & Tore

UEFA Champions League, 3. Spieltag
FC SEVILLA – BORUSSIA DORTMUND  1:4 (0:3)

FC Sevilla: Buno – Carmona, Gudelj, Salas – Navas (46. Montiel), Jordán (77. Dolberg), Rakitic (63. Delaney), Telles – Suso (46. Lamela), En-Nesyri, Isco (63. Gómez)
Bor. Dortmund: Meyer – Meunier, Süle, Schlotterbeck, Guerreiro (80. Rothe) – Can – Bellingham, Özcan (85. Papadopoulos) – Adeyemi (64. Malen), Moukoko (80. Modeste), Brandt (85. Hazard)
Bank: Dmitrović, Flores; Januzaj, Rafa Mir, Nianzou, Pérez – Kobel, Ostrzinski; Coulibaly, Passlack
Tore: 0:1 Guerreiro (6., Bellingham), 0:2 Bellingham (41., Guerreiro), 0:3 Adeyemi (43., Moukoko), 1:3 En-Nesyri (51., Telles), 1:4 Brandt (75., Moukoko)
Eckstöße: 5:4 (Halbzeit 2:1), Chancenverhältnis: 7:11 (3:4)
Schiedsrichter: Mariani (Italien), Gelbe Karten: Gudelj, Lamela, Salas, Montiel – Özcan
Zuschauer: 34.598, Wetter: trocken, bei Anpfiff 30 Grad