5:2 gegen Bayern - BVB krallt sich das Double Drei Mal Lewandowski, Kagawa und Hummels treffen
Als Peter Gagelmann um 21:54 Uhr das 69. Endspiel um den DFB-Vereinspokal abpfiff, kannte der Jubel unter den etwa 35.000 BVB-Fans im Berliner Olympiastadion und Millionen an den Fernsehschirmen keine Grenzen! Borussia Dortmund hat im 103. Jahr seines Bestehens erstmals das "Double", bestehend aus Pokal und Meisterschaft, gewonnen! Der BVB setzte sich in einer packenden Begegnung mit 5:2 (3:1) gegen den FC Bayern München durch.

Aus Berlin berichten
Boris Rupert und Felix Ulrich
74.497 Besucher im ausverkauften Olympiastadion (insgesamt hatten sich 800.000 Menschen um Karten für dieses Spiel beworben) sahen ein prickelndes Duell, das die Borussen optisch auf den Rängen, die Bayern über weite Strecken optisch auf dem Rasen bestimmten. Doch der Deutsche Meister zeigte sich eiskalt vor dem Tor und nutzte in Halbzeit eins jede Chance! Kagawa traf nach zwei Minuten zum 1:0, Hummels per Elfmeter in der 41. Minute zum 2:1 und Lewandowski in der Nachspielzeit zum 3:1. Die Bayern hatten durch Robben ebenfalls per Elfmeter ausgeglichen, nachdem der durch eine Verletzung gehandicapte und später ausgewechselte Weidenfeller Gomez zu Fall gebracht hatte (25.).
Zwölf Minuten nach Wiederbeginn vollendete Lewandowski einen von Kagawa initiierten und von Großkreutz perfekt gespielten Konter mit dem 4:1. Riberys 2:4 (75.) fiel nicht weiter ins Gewicht, denn Lewandowski machte mit seinem dritten Tor neun Minuten vor Schluss alles klar.
Ausgangslage:
Meister gegen Vizemeister. Erst zum zweiten Mal in der Geschichte dieses Wettbewerbs gab es diese Konstellation, aber noch nie in der Addition von 154 Ligapunkten, die Borussia Dortmund und Bayern München in der vergangenen Saison eingefahren hatten. Zum fünften Mal trafen beide Klubs im Pokal aufeinander; nur einmal hatte sich der BVB zuvor durchsetzen können.

Personalien:
Beide Trainer konnten personell weitgehend aus dem Vollen schöpfen - Owomoyela und Koch fehlten bei den Borussen, van Buyten und Breno bei den Bayern -, so dass es Härtefälle gab. Beim BVB mussten da Silva und Löwe auf die Tribüne, da nur 18 Spieler nominiert werden durften. Die Bayern begannen mit Gustavo für Müller und damit einer nominell defensiveren Aufstellung.
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Taktik:
Der BVB trat genauso wie die Bayern im gewohnten 4-2-3-1 an und überließ weite Teile des Spielfeldes den Münchnern - mit dem Ziel, sie im Aufbau zu Ballverlusten zu zwingen und dann blitzschnell zu kontern. Weitere Aufgabe für die Schwarzgelben war zudem, Bayerns Weltklasse-Spieler Robben und Ribery in den Griff zu bekommen. Schmelzer und Großkreutz auf Links sowie Piszczek und Kuba auf Rechts nahmen beiden durch eine hohe Laufbereitschaft allerdings oft die Möglichkeiten, gefährlich nach vorne zu kombinieren.

Spielverlauf & Analyse:
Das Duell zwischen dem Deutschen Meister und dem Finalisten der Champions League hielt von Beginn an, was es versprochen hatte. Beide Teams traten mit offenem Visier an. Großes Abtasten? Fehlanzeige. Begünstigt wurde der packenden Beginn allerdings durch Bayerns Luiz Gustavo, der die Dortmunder Führung bereits in der dritten Minuten einleitete.
Zuerst gelang ihm ein Anspiel nach vorne nicht, und dann auch noch der Rückpass nicht. Kuba bedankte sich, legte noch mal quer in die Mitte auf Kagawa - und der schob lässig zum 1:0 ins leere Tor. Ein Traumstart für den BVB.
Fünf Minuten später beinahe die Antwort der Bayern: Gomez wurde auf der rechten Seite steil geschickt, Weidenfeller aber parierte den Schuss und klärte zur Ecke. Der BVB-Keeper musste danach jedoch minutenlang behandelt werden, weil er mit Gomez zusammengeprallt war, konnte aber weiterspielen - zumindest zunächst. In der folgenden Viertelstunde ließ der BVB den FC Bayern das Spiel machen, verteidigte aber geschickt, so dass vorerst keine weiteren Torchancen heraussprangen.
In der 23. Minute setzte Schweinsteiger jedoch ein Ausrufezeichen, als ihm ein Steilpass direkt in den Lauf von Gomez gelang. Und den Nationalstürmer konnte Roman Weidenfeller im Strafraum nur regelwidrig stoppen. Schiedsrichter Gagelmann entschied sofort auf Elfmeter. Robben ließ sich die Chance im Gegensatz zum letzten Bundesliga-Vergleich diesmal nicht nehmen und verwandelte mit einem Schuss in die rechte untere Ecke zum 1:1 (25.).
Glück hatte die Borussia in der 33. Minute, als Ribery sich auf Links durchsetzen konnte, quer zu Lahm passte und Hummels seinen Schuss gerade noch abblocken konnte. Wenig später folgte der nächste Schock für den BVB: Weidenfeller signalisierte, dass die Schmerzen am Brustkorb zu groß seien und er verletzungsbedingt ausgewechselt werden müsse. Für ihn kam Mitchell Langerak (34.), der bekanntlich noch kein Spiel gegen den FC Bayern verloren hatte...

In der Schlussphase der ersten Halbzeit setzte der BVB wieder Akzente und sich am gegnerischen Strafraum fest. Etwas glücklich gelangte der Ball zu Kuba, der auf der linken Seite im 16er trickste und von Boateng gefoult wurde. Erneut entschied Schiedsrichter Gagelmann auf Elfmeter. Hummels verwandelte mit etwas Glück (40.), weil Manuel Neuer noch dran war. Den Paukenschlag gab es dann in der Nachspielzeit: Der BVB konterte, Kagawa passte in den Lauf von Lewandowski, und der Pole erzielte aus 13 Metern das 3:1 (45.+1).
Bereits in der 51. Minute hätte Gündogan aus 22 Metern seine bärenstarke Leistung mit einem Treffer krönen können, sein Freistoß ging jedoch einen halben Meter links am Tor vorbei. Und der BVB legte weiter nach, agierte zielstrebig und extrem effizient. Kuba und Lewandowski ließen in der 57. Minute zunächst eine tolle Konterchance liegen, ehe Borussias Stürmer nach einem Großkreutz-Zuckerpass das 4:1 erzielte (59.). Mit der fünften Chance und dem sechsten Torschuss erzielte Schwarzgelb den vierten Treffer.
Der FC Bayern gab sich jedoch trotz des weiteren Rückschlags nicht geschlagen, biss sich bei seinen Angriffsversuchen aber meist die Zähne an der Dortmunder Defensive aus. Gefährlich wurde es aber zum Beispiel in der 68. Minute, als Gomez mit einem Kopfball nur das Aluminium traf, Sekunden zuvor hatte Lewandowski allerdings sogar das 5:1 verpasst.
Einer Einzelleistung von Ribery, der von rechts in die Mitte zog und dann Langerak mit einem Linksschuss keine Abwehrchance ließ, war es in der 75. Minute zu verdanken, dass der Vizemeister zum 2:4 verkürzte. Der BVB hatte jedoch auch mit der Zwei-Tore-Führung alles im Griff, blieb konzentriert und legte noch mal nach: Lewandowski bestrafte einen Patzer von Manuel Neuer, verwertete die Flanke von Pizczek und traf mit seinem dritten Tor am Abend zum 5:2 (81.).
Ausblick:
Mit dem Abpfiff des Pokalfinales endete eine außergewöhnliche Saison für Borussia Dortmund. Am Sonntag wird mit den Fans gefeiert. Der Autokorso startet um 18.09 Uhr an der Westfalenhütte.