Borussia Dortmund hat trotz zahlreicher Personalwechsel im zweiten Gruppenspiel der UEFA Europa League einen Teilerfolg erringen können: Im „Hexenkessel“ von PAOK Saloniki holte der BVB ein 1:1 (0:1) und blieb damit auch im 14. Pflichtspiel der laufenden Saison ungeschlagen.

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Dimitar Berbatov stand erstmals für PAOK in der ersten Elf.

Aus Thessaloniki berichtet Boris Rupert

Vor knapp 26.000 Zuschauern war die Borussia mit dieser nicht eingespielten Formation deutlich tonangebend, ohne sich aber bis weit in die zweite Hälfte hinein wirklich zwingende Torchancen herausspielen zu können. Stattdessen schloss Mak den ersten und einzigen Angriff der Griechen in der ersten Halbzeit mit dem Führungstreffer ab (34.). Castro glich in der 72. Minute zum 1:1 aus. Borussia drückte in der Folge auf den Siegtreffer, doch der wollte nicht mehr gelingen.

Ausgangslage: 
Nach schwachem Start hatte sich PAOK in der Liga gefangen und sich mit zuletzt drei Siegen in Serie auf den vierten Tabellenplatz vorgearbeitet. Am ersten Spieltag der UEFA Europa League hatte es ein 0:0 bei Qäbälä FK in Aserbaidschan gegeben. Borussia Dortmund, in diesem Wettbewerb seit 2003 ohne Auswärtsniederlage (sechs Siege, drei Unentschieden), wollte dem Auftaktsieg über den FC Krasnodar (2:1) einen weiteren Dreier folgen lassen. „Wenn wir unser Spiel durchbringen, dann haben wir sehr gute Chancen, hier zu gewinnen“, äußerte Gonzalo Castro im Vorfeld.

Personalien: 
Zwischen den Bundesligaspielen gegen Darmstadt (2:2) und München (am Sonntag) änderte Thomas Tuchel seine Mannschaft auf acht Positionen. „Aber keineswegs aus mangelndem Respekt vor dem Gegner. Wir werden in beiden Spielen körperlich zu 100 Prozent abgefordert und brauchen jeweils eine topfitte Mannschaft.“ Reus, Mkhitaryan und Weigl blieben in der Elf, acht Spieler kamen neu ins Team. Rekord war diese Rochade übrigens nicht: Zwischen den beiden Halbfinals in der UEFA Champions League 2013 gegen Real Madrid (4:1, 0:2) nahm der damalige Trainer Jürgen Klopp zehn Wechsel vor – und siegte mit 2:1 in Düsseldorf.

Taktik: 
PAOK agierte in der Defensive in einer 5-3-2-Grundordnung und schaltete bei Ballgewinn um in ein 3-5-2. Dabei kam den Außen Konstantinidis (rechts) und Rodrigues eine sehr laufintensive Aufgabe zu. Kace und Tziolis verdichteten, häufig unterstützt durch Sabo, das Zentrum. Borussia operierte aus einer 4-2-3-1-Grundordnung mit Reus in der Spitze und Mkhitaryan auf der „Zehn“. Castro löste sich bei Ballbesitz aus der „Doppelsechs“ (mit Weigl) und bot sich als Zwischenspieler in der Offensive an.

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Spielverlauf & Analyse:
Insbesondere vor dem Anpfiff herrschte eine großartige Atmosphäre im Stadion. Doch als PAOK sehr verhalten begann, wurde auch die Kulisse ruhiger. Saloniki überließ den Schwarzgelben weite Teile des Spielfelds und ermöglichte ihnen im ersten Durchgang über 70 Prozent Ballbesitz. Der Respekt vor dem Bundesliga-Zweiten war den Griechen deutlich anzumerken. Die Mannschaft verzichtete auf aggressives Pressing und war darauf bedacht, hinten sicher zu stehen.

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Wieder dabei: Lukasz Piszczek

Der BVB erspielte sich früh Chancen: In der zweiten Minute kam Hofmann rechts am Strafraum nach Zuspiel von Reus zum Abschluss. Sein Volleyschuss strich nur knapp am Ziel vorbei. Nach einer Ecke fehlte bei Benders Kopfball nicht allzu viel (12.). Hofmann in der 15. Minute sowie Castro, der nach Doppelpass mit Januzaj Keeper Olsen zu einer Fußabwehr zwang (25.), hatten weitere Möglichkeiten für die Borussen, die in Durchgang eins klar tonangebend waren. Wenig später klärte Costa mit der Fußspitze vor dem einschussbereiten Reus.

Mit dem ersten und einzigen konstruktiven Angriff in Durchgang eins ging jedoch PAOK in Führung. Tziolis spielte den Ball auf den rechten Flügel, wo Mak nicht mehr zu stoppen war. Der frühere Nürnberger haute die Kugel aus sieben Metern unter die Querlatte. Subotic, der mit einem langen Bein noch retten wollte, und Weidenfeller hatten keine Abwehrchance. Mit dem Führungstreffer, dem womöglich eine Abseitsstellung zugrunde lag, war der Spielverlauf auf den Kopf gestellt.

In der 48. Minute unterbrach Schiedsrichter Taylor das Spiel für 60 Sekunden, als im BVB-Block Bengalos gezündet wurden und aus der PAOK-Kurve eine Leuchtkugel abgeschossen wurde.

Schwarzgelb belagert Salonikis Sechzehner

Nach gut einer Stunde baute Tuchel seine Mannschaft durch zwei Wechsel (Ramos und Schmelzer für Mkhitaryan und Weigl) auf drei Positionen um: Reus ging zurück in die offensive Dreierreihe, besetzte dort die linke Position von Januzaj, der ins Zentrum rückte. Park gesellte sich zu Castro (der jetzt halbrechts spielte) auf die „Doppelsechs“ (65.).

Unmittelbar im Anschluss kam Schmelzer mit seinem schwächeren rechten Fuß zum Abschluss. Sein Schlenzer strich am rechten Pfosten vorbei.

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Schwarzgelb belagerte Salonikis Sechzehner. Der Ausgleichstreffer schien nur eine Frage der Zeit. Reus zwang Keeper Olsen mit einem Freistoß zu einer Parade (71.), und dann führte ein Geniestreich von Hofmann zum 1:1. Schmelzer hatte vom linken Flügel zurück ins Zentrum auf Castro gespielt, der den Ball in den Strafraum chippte. Hofmann lief ein, täuschte an, den Ball spielen zu wollen, ließ aber im letzten Moment die Füße weg – und Olsen alt aussehen (72.). Für Castro war es – nach seinem Tor im Test beim FC St. Pauli – der erste Pflichtspieltreffer im Trikot seines neuen Vereins.

Auch wenn sich das Geschehen fast ausschließlich in der Hälfte der Gastgeber abspielte, hätte PAOKs zweite Chance beinahe zum zweiten Tor geführt. Nach einem Missverständnis zwischen Weidenfeller und Subotic kam da Silva im Strafraum nochmal an den Ball, doch Weidenfeller machte den Fehler wieder wett (82.) und klärte zur Ecke.

Auch die Schlussphase gehörte den Borussen. Schmelzer passte von der Grundlinie scharf nach innen, schoss einen Griechen an, dessen Abpraller Keeper Olsen vor große Probleme stellte (86.). Zwei Minuten später strich Parks Geschoss aus der Distanz knapp am Tor vorbei.

Ausblick: 
In der UEFA Europa League steht auch am dritten Spieltag ein Auswärtsspiel an: Am 22. Oktober (17 Uhr MESZ) muss der BVB bei Qäbälä FK in Baku antreten. Für das Rückspiel gegen den Vertreter aus Aserbaidschan am 5. November (19 Uhr) beginnt am kommenden Montag (Mitglieder) bzw. Dienstag (für alle) der Kartenvorverkauf. Dauerkarteninhaber werden am Freitag über den nächsten Abbuchungstermin informiert. In der Bundesliga tritt der BVB am Sonntag (17.30 Uhr) beim FC Bayern München an.

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