Mats Hummels glaubte nach dem Spiel gegen den FC Bayern im Interview, dass viele ihn zwar für verrückt erklären werden, der BVB aber „kein schlechtes Spiel“ abgeliefert habe. Dennoch war für ihn das schnelle Gegentor nach der Pause die Vorentscheidung.

Mats, wie fällt Dein Fazit aus?
Die erste Halbzeit kann man schon positiv bewerten. Da haben wir ein gutes Spiel gemacht, das ist auch gar nicht verwegen, wenn man das sagt. Wir haben nur wenig zugelassen, leider nutzt Bayern dann die beiden Chancen, die wir ihnen bieten. Sie waren ohnehin sehr effektiv, das hat man dann auch beim 3:1 gesehen. Das hat uns das Genick gebrochen. Bis dahin war das Spiel sehr ausgeglichen, auch auf sehr hohem Niveau. Eines Spitzenspiels würdig. Das Tor direkt nach der Pause hat dann bei uns auch für eine gewisse Unruhe gesorgt. Das 4:1 bekommen wir aus einer Situation, wo wir nie hoch angreifen, aber jeder immer fünf Meter zu spät am Mann war. Die Bayern sind dann natürlich auch eine super gute Mannschaft, die solche Schwächen des Gegners sofort ausnutzen.

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Haben Euch die Bayern mit den langen Bällen vor dem ersten und dritten Tor überrascht?
Nein, das ist das Schlimme. Unsere Taktik war ganz klar, Boateng und Alaba nicht frei spielen zu lassen. Diese langen Bälle nicht zuzulassen. Ich weiß nicht genau, warum das in den beiden Fällen nicht funktioniert hat, warum Jerome Boateng völlig ohne Druck spielen konnte. Wir stehen da natürlich relativ hoch. Aber das war – theoretisch – gepaart mit dem Druck auf den Gegner das Ziel. Wenn der Gegner dann keinen Druck hat, ist das natürlich tödlich. Die Bayern haben das nach den beiden sensationellen Pässen dann überragend ausgenutzt.

„Glaube nicht, dass wir ein schlechtes Spiel abgeliefert haben“

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Hummels im Duell mit Lewandowski.

Das 3:1 fällt unmittelbar nach der Halbzeit, obwohl Ihr Euch so viel vorgenommen hattet. Hat es eine Rolle gespielt, dass zwischen Abpfiff in Saloniki und Anpfiff in München nur 66 Stunden lagen?
Ich glaube nicht. Das ist einfach ein Nackenschlag, der auch passieren kann, wenn man eine Woche frei hatte. Wir hatten vorher schon von zwei auf ein Tor verkürzt. Dann bekommen wir das schnelle Gegentor, das war für mich ganz klar die Vorentscheidung.

Ist es ein kleiner Trost, dass auch Wolfsburg, Schalke und Leverkusen an diesem 8. Spieltag „Federn gelassen“ haben?
Wir haben drei Spieltage in Folge Federn gelassen, das ist sehr ärgerlich. Wir gucken auf uns. In München kann man verlieren, das ist okay. Dass es am Ende aber fünf Gegentore wurden, tut weh. Jeder wird zwar sagen: „Der hat sie doch nicht alle“, aber ich glaube nicht, dass wir ein schlechtes Spiel abgeliefert haben. Es gab noch keine Mannschaft in dieser Saison, die so oft so gefährlich vor Bayerns Tor gekommen ist. Wir waren einfach nicht effektiv genug und müssen jetzt zusehen, dass wir wieder in die Erfolgsspur zurückfinden. Am Freitag nach der Länderspielpause müssen wir in Mainz zurückschlagen.
Aufgezeichnet von Dennis-Julian Gottschlich