Geschafft! Borussia Dortmund hat durch einen verdienten, aber ungefährdeten 3:1 (2:1)-Auswärtserfolg beim VfB Stuttgart zum vierten Mal in den letzten fünf Jahren das Halbfinale des DFB-Vereinspokals erreicht. Es war ein Pokalfight, wie er im Buche steht, in dem Stuttgart bis zum Ende alles aufbot, der BVB aber standhielt und spät für die Entscheidung sorgte.

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

Vor 46.500 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena zeigten beide Mannschaften ein interessantes und offenes Pokalspiel, in dem der BVB die bessere Mannschaft war, aber nach Reus' frühem 1:0 (5.) den Ausgleich durch Rupp hinnehmen musste (21.). Aubameyang sorgte vor der Pause für die neuerliche Führung (31.). Danach entwickelte sich ein spannender, intensiver Pokalfight, in dem Mkhitaryan das späte 3:1 markierte (89.).

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Ausgangslage:
„Jetzt in dieser Phase gegen Stuttgart zu spielen, in der sie das komplett ausschöpfen und ihr Spiel in der Waage haben, defensiv wie offensiv, ist das sehr schwer“, erklärte Thomas Tuchel vor dem Spiel mit Blick auf den Gegner, der in der Bundesliga nach magerer Hinrunde mit zuletzt vier Siegen und sechs ungeschlagenen Pflichtspielen in Serie wieder überzeugt hatte. Im DFB-Pokal war es das fünfte Aufeinandertreffen des BVB mit dem VfB. Bislang war immer die Heimmannschaft als Sieger vom Platz gegangen: Zwei Mal gewannen die Schwaben (zuletzt 1998), zwei Mal siegten die Westfalen (zuletzt 1989). In der Liga konnten die Schwarzgelben Ende November deutlich mit 4:1 gewinnen - die bis dato letzte Niederlage der Mannschaft von Jürgen Kramny.

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Hummels führte den BVB als Kapitän aufs Feld.

Personalien:
BVB-Coach Thomas Tuchel musste lediglich auf Sahin (Trainingsrückstand) verzichten und rotierte im Vergleich zum 0:0 bei Hertha BSC am letzten Samstag auf zwei Positionen: Ginter und Durm ersetzten Weigl und Castro in der Startformation der Schwarzgelben. Der VfB musste ohne Barba (Muskelbündelriss) und Ginczek (Trainingsrückstand) auskommen, die Ex-Borussen Großkreutz und Langerak standen in der Anfangsformation.

Taktik:
Der VfB Stuttgart lief in einer 4-1-4-1-Grundordnung mit Dié als zentralem Defensivspieler auf. Gegen den Ball löste sich Didavi aus der Mittelfeldreihe, um gemeinsam mit Kravets Hummels zuzustellen und das Aufbauspiel der Borussen Richtung Außenpositionen zu drängen. Im 4-3-3 des BVB rückte Mkhitaryan auf die linke Halbposition und damit auf eine Höhe mit Gündogan. Im Angriff kam Durm über die linke Seite und fütterte von dort Reus oder Aubameyang, die immer wieder von Rechtsaußen ins Zentrum rochierten, mit scharfen Hereingaben.

Spielverlauf & Analyse:
Trotz strömenden Regens und seifigem, äußerst tiefem Geläuf kam der BVB exzellent aus den Startlöchern. Gleich der erste Torschuss zappelte nach gerade fünf Minuten im Netz. Mkhitaryan bekam an der Strafraumkante nach zu kurzer Abwehr von Niedermeier die zweite Chance, passte rechts raus zu Aubameyang, der quer vor das Tor legte. Dort verpasste Gündogan zwar, aber Reus lauerte am langen Pfosten und zimmerte die Kugel aus kurzer Distanz unter die Latte.

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Vor dem Spiel gedachten beide Teams mit einer Schweigeminute den Opfern des tragischen Zugunglücks von Bad Aibling.

Auch danach blieben die Schwarzgelben am Drücker, beschäftigten den VfB mit raffiniertem Aufbauspiel. Besonders Durm zog immer wieder die linke Außenbahn entlang und stellte die rechte Stuttgarter Abwehrseite vor Probleme. So klärte Sunjic eine Flanke des BVB-Spielers im letzten Moment per Kopf vor Reus (11.).

Aubameyang kontert Rupp

Auf der anderen Seite reichte den Hausherren eine einzige Chance, um den Spielstand zu egalisieren: Nach einer Ecke bekamen die Borussen den Ball nicht konsequent genug geklärt, so dass Rupp von der Strafraumkante abschließen konnte. Mkhitaryan fälschte beim Versuch, zu klären, unglücklich und unhaltbar für Bürki ab, die Kugel schlug zum 1:1 oben links ein (21.). Reus hätte umgehend die erneute Führung besorgen können, verpasste im Zentrum aber um ein Haar (29.). Halb so wild, denn das erledigte dann Sturmpartner Aubameyang postwendend: Nach Zuspiel von Reus schloss der Gabuner aus 16 Metern trocken ins untere linke Eck zum 2:1 ab (31.). Großkreutz rettete kurz vor der Pause zudem in höchster Not vor dem freistehenden Durm (45.+1).

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Ginter im Kopfballduell mit Kravets.

Auch nach der Pause entwickelte sich eine intensive Partie, in der Reus zum Flugkopfball ansetzte, aber nicht rechtzeitig runterkam (48.), Hummels einen Kopfball nach Mkhitaryan-Ecke nicht präzise genug aufs Tor bringen konnte (51.) und Langerak refelxartig gegen Aubameyang aus spitzem Winkel vereitelte (56.). Trotz des Chancenplus' auf Seiten des BVB war der Ein-Tor-Vorsprung knapp bemessen, denn Stuttgart kam dem Tor der Borussen in kurzen Drangphasen immer wieder gefährlich nahe – zunächst aber, ohne die ganz dicken Chancen herauszuspielen.

Am Ende ging es dann hin und her: Die Schwarzgelben agierten im Strafraumgewühl etwas zu umständlich, so dass Sunjic kurz vor der Linie gegen Reus klären konnte (67.). Kurz darauf verpasste Kostic mit einem Kopfball in Bürkis Arme den Ausgleich für Stuttgart und fackelte wenig später von links ganz knapp drüber (77.). Niedermeier vereitelte auf der anderen Seite mit dem Rücken und mehr Glück als Verstand gegen Mkhitaryan das 3:1 (75.). Außerdem hielt Bürki zweimal klasse gegen Gentner (82./87.).

Sekunden später hatte Mkhitaryan die Entscheidung auf dem Fuß, verzog aber aus kurzer Distanz (88.). Dann machte Stuttgart komplett auf, und die Schwarzgelben nutzten durch einen Konter über Aubameyang die Räume, so dass Mkhitaryan nach Zuspiel des Gabuners für die späte Entscheidung sorgte (89.).

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Ausblick:
Die Auslosung des Halbfinal-Gegners des BVB erfolgt im Anschluss an die Partie zwischen dem VfL Bochum und dem FC Bayern München am Mittwochabend live in der ARD. „Losfee“ ist Handball-Nationaltorhüter Andreas Wolff. Gespielt wird die Runde der letzten vier Teams im DFB-Vereinspokal am 19. und 20. April. In der Bundesliga geht es für die Borussen am kommenden Samstag (Anstoß: 15:30 Uhr) zuhause gegen Hannover 96 weiter.

Teams & Tore